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2014-03-01a Musikwelt:

 

Ein „Fußballkonzert“ für Kinder

Ungewöhnliches Musikevent zum Start der Weltmeisterschaft in Brasilien


ape. Koblenz.   Für viele Millionen, vielleicht einige Milliarden Menschen wird sie DAS weltweit wichtigste Ereignis des Sommers 2014 sein: die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Auch hierzulande fiebern die Fußballfans aller Altersklassen der WM-Eröffnung am 12. Juni in Sao Paulo entgegen, mehr noch dem ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft am 16. Juni gegen Portugal  in der Arena Fonte Nova von Salvador da Bahai. Und da die Vorfreude auf das weltgrößte Fußballfest unter klassischen Orchestermusikern nicht weniger verbreitet ist wie in der übrigen Bevölkerung, war schon vergangenes Jahr im Koblenzer Görreshaus die Idee gereift: Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie stellt zum WM-Auftakt etwas ganz Besonderes auf die Beine – ein „Fußballkonzert“.                                      

Fußballkonzert??? Mit klassischem Sinfonieorchester? Was soll das sein, wie soll das gehen? Das mag sich auch der Fußballverband Rheinland gefragt haben, als er von der Lotto-Stiftung Rheinland-Pfalz auf dieses Projekt aufmerksam gemacht wurde. Als die Kicker-Organisation jedoch erfuhr, was da abgehen soll, war der Zuspruch groß. Weshalb in diesem Fall eine so bislang kaum je erlebte Konstellation entstanden ist: Der Fußballverband wirbt unter seinen jüngsten Mitgliedern für ein Konzert der Rheinischen Philharmonie und stellt dafür obendrein allerhand sportive Requisiten zur Verfügung.

Was also hat es auf sich mit dem Fußballkonzert für Kinder? Erstmal handelt es sich um zwei Konzerte, und beide finden in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle statt. Das erste Konzert um 10 Uhr vormittags am 12. Juni, also am Tag der WM-Eröffnung, war für Schülergruppen aus Koblenzer Schulen angeboten und bereits kurz nach Bekanntgabe restlos ausverkauft. Das zweite Konzert ist als öffentliches Familienkonzert ausgewiesen und auf den 15. Juni (11 Uhr) terminiert, also einen Tag vor dem ersten Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft. Mit beiden Konzerten wird Koblenz etwas erleben, was es zuvor in dieser Art noch nie gab.

Zum jeweils 90-minütigen Spiel nebst Pause, Verlängerung und Elfmeterschießen treten in der Rhein-Mosel-Halle an: Staatsorchester Rheinische Philharmonie, Kinderfußballmannschaft, Cheerleader der Coblenzer Turngesellschaft 1880 e.V., Theater Kontra-Punkt Düsseldorf, Extrachor des Theaters Koblenz, Schiedsrichter, Stadionsprecher, Kommentatoren. Schon die Aufstellung macht deutlich: Diese beiden Konzerte werden ganz anders sein als man es gemeinhin von Klassikkonzerten erwartet. Oder wie Philharmonie-Intendant Frank Lefers es ausdrückt: „Hier treffen zwei sonst als einander fremd empfundene Sphären zusammen.“ Doch wurde bei den Vorplanungen bald deutlich, dass es zwischen Fußball und Musik dann doch erstaunliche viele Berührungspunkte gibt.

Die Teilung in zwei Hälften mit Pause haben Konzert und Fußballspiel gemeinsam. Gegebenenfalls  Zugabe hier, Verlängerung dort auch. Mehr noch: Dass die Stadien unmusikalische Orte seien, wird niemand ernsthaft behaupten wollen, der bei Fernsehübertragungen genauer hinhört oder schon mal ein Spiel vorort miterlebt hat. Die Zuschauerränge vibrieren von rhythmischem Klatschen, Stampfen, Trommeln, Skandieren; die Mannschaften anfeuernde Fan-Gesänge erfüllen die Luft; Einmarschmusik, Fanfaren, Vereinshymnen vom Band oder live gespielt gehören zum Programm. Bei internationalen Wettbewerben kommen die Nationalhymnen hinzu – im Falle der deutschen Hymne singen die Fans sogar eine Melodie aus der Feder des klassischen Komponisten Joseph Haydn.

Umgekehrt wird ebenfalls ein Schuhe draus: Die Welt der Musik steckt voller Themen und Stücke mit vielfachen Bezügen zum Sport im Allgemeinen und Fußball im Besonderen. Manches davon wird bei den beiden Konzerten in Koblenz zu hören und auf recht spezielle Weise zu erleben sein. So etwa „Olympic Fanfare and Theme“ von John Williams, die World Cup Fanfare von Werner Drexler zur WM 1974 oder Freddy Quinns Hit „Das große Spiel“ in einem Arrangement für Blechbläser, Streicher und Chor. Dazu kommen etwa „Yale -Princeton Football Game“ von Charles Ives oder „Rugby“ von Arthur Honegger sowie für Orchester gesetzte Erkennungsmelodien bekannter Sportsendungen..

Den Musikern werden teils sehr ungewohnte Aktivitäten abverlangt, denn das Fußballkonzert soll in seiner Ausgestaltung der Dramaturgie eines Fußballspiels folgen. Das beginnt beim Einmarsch des Orchesters in Trikots zweier Mannschaften, führt über diverse spannende Matches „gegnerischer“ Instrumentalgruppen bis zu Beethovens Arie „Ha! Welch ein Augenblick“ aus der Oper Fidelio, die hier umgedeutet wird zum Jubelgesang über das finale Siegtor durch den „stürmenden“ Tenor. Über manch weitere Überraschung sei hier noch Stillschweigen bewahrt. Verraten werden darf, dass es auch um das „Spielfeld“ herum teils zugehen wird wie bei einer echten Liveübertragung aus dem Stadion: Zwei Moderatoren werden das Spielgeschehen kommentieren, werden mit Infos über die Spieler und Fußballanekdoten aufwarten; ein Kamerateam fängt die interessantesten Spielszenen ein, die parallel auf Großleinwand projiziert werden.

Kurzum: Die beiden ungewöhnlichen Kinderkonzerte am 12. und 15. Juni in Koblenz versprechen so abwechslungsreich und spannend zu werden wie ein richtig gutes Fußballspiel. Eine passende Einstimmung auf die Weltmeisterschaft 2014 – und, so Intendant Frank Lefers, „zugleich Brückenschlag zu einem jungen Publikum, dass in Teilen bis dahin noch nie mit klassischer Orchestermusik in Berührung kam“. Und wie könnten sich die Besucher der beiden Konzerte kleiden? Ist doch klar: Als ginge es zum Spiel ins Fußballstadion.                                                                                Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
9. Woche im Februar 2014)


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