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2013-10-11 Feature/Analyse:

Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse 2013

Hurra, das gedruckte Buch lebt noch!

 
ape. Frankfurt. Vielleicht ist das der am meisten irritierende Eindruck beim Besuch der diesjährigen Frankfurter Buchmesse: Bücher aus Papier dominieren – obwohl doch alle Welt bloß noch die Digitalisierung der Bücherwelt im Kopf zu haben scheint. Beim Streifzug durch die Messehallen wird, wie schon vor 10, 20, 30 Jahren, die Aufmerksamkeit zuvörderst von Buchtiteln, Autorennamen, Covern und Klappentexten gedruckter Werke angezogen. Erst an zweiter oder dritter Stelle kommt die Frage: Gibt es das auch elektronisch?
 

Natürlich finden sich zwischen Bücherbergen mannigfach Hinweise auf E-Books, Web-Books, Books on Demand, Hörbücher auf CD oder zum downloaden. Aber zentrale Säule auch der 2013er-Messe bildet das papierene Werk. Ihm das Totenglöcklein zu läuten, darf zumindest als voreilig gelten. Auf Nachfrage ist an manchem Verlagsstand zu erfahren: E-Publishing sei zwar ein stark wachsendes Segment, aber der nach wie vor und noch für eine ziemliche Weile größte Teil des Umsatzes werde mit Gedrucktem gemacht. Sowieso gehe die Hauptgefahr für die deutsche Buchkultur weniger vom E-Book aus als von der fortschreitenden Konzentration des Vertriebs gedruckter wie elektronischer Bücher in den Händen der großen Internethändler.  

Die Sonderpräsentation des diesjährigen Gastlandes Brasilien skizziert auf sympathische Weise, worauf es bei der Zukunftsgestaltung einer gedeihlichen Lesekultur ankommen könnte. In der mit Wänden aus Papierwaben ausgekleideten Halle begegnet einem Literatur wahlweise oder parallel auf Papier, als Bildschirmtext sowie gesprochen über Kopfhörer. Allemal aber stellt sich die  Literatur als Element der Entschleunigung vor: hier symbolisiert durch eine Installation von Matrazen in Form liegender Menschen; dort sind es tatsächlich in Hängematten ruhende Besucher, die brasilianische Lyrik hören und/oder auf Fernsehschirmen (mit)lesen.

Bei diesem besinnlichen Bild kommt ein Phänomen zu Bewusstsein, das die Atmosphäre gerade der Buchmesse in Frankfurt seit jeher prägt: Eile und Weile gleichzeitig. Denn einerseits ist sie turbulenter Marktplatz fürs Lizenz- und Handelsbusiness. Andererseits ist sie ein Markt der Eitelkeiten und zugleich Forum öffentlichen Diskutierens. Nicht zuletzt aber ist die Messe auch Ort der Begegnung zwischen Lesern und Lesestoff. So treffen hier termingeplagte Geschäftsleute, gehetzte Journalisten, umtriebige Stars und Sternchen inmitten von Leuten aufeinander, die in seelenruhiger Neugierde durchs Büchermeer treiben oder sich ungeachtet allen Trubels stiller Lektüre hingeben.

Auf die Frage, was Trend ist in der Bücherwelt, fällt die Antwort Jahr um Jahr schwerer. Quer durch sechs Messehallen nach dem jüngsten Megatrend zu suchen, bringt schmerzende Füße, aber kein allgemeingültiges Ergebnis. Der Eindruck kann nur subjektiv sein, denn es gibt hier nichts, was es  nicht vielfältig gäbe. Unser Resümee: Die Welle der historischen Romane ist etwas abgeebbt, dafür erleben populär-geschichtliche Sachbücher eine Blüte. Der Boom von Krimis und Kochbüchern legt noch einen Gang zu, wobei thematische Regionalisierung sich verstärkt auch im Programm der Kleinverlage niederschlägt. In der Fantasy-Literatur besetzen inzwischen vornehmlich Beißer und Sauger die Heldenrolle; Hobby- und Lebensratgeber spezialisieren sich noch weiter. Und die Zahl der Biografien, Beichten, Predigten echter oder vermeintlicher Promis wächst ins Unermessliche.

Der Buchmarkt spiegelt Zeitschriftenmarkt und TV-Programm – wobei bisweilen unklar bleibt, wer Huhn ist und wer Ei. Es gibt auch auf dieser Buchmesse wieder unglaublich viel Quatsch. Zugleich aber ist der Anteil schön gemachter Bücher, guter bis großartiger Literatur erfreulich hoch. Nur finden muss man sie. Dabei mag am Ende der leibhaftige Buchhändler am Heimatort der beste Helfer lesefreudiger Zeitgenossen sein.    Andreas Pecht        


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