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2013-06-22a Kommentar:

Zum jetzt neu entflammten Streit über Beutekunst ein alter Kommentar aus dem Jahr 2000

                                   ***


Rückgabe ist zu kurz gedacht


ape. Unterlegene Völker ihrer Kulturgüter zu berauben, war über Jahrhunderte Bestandteil kriegspolitischen Kalküls. Im nachbarschaftlichen Umgang heutiger Länder sollte dies barbarische Prinzip keine Rolle mehr spielen. So gesehen, wäre die umfassende Rückgabe von Kunstwerken, die während früherer Kriege, Annexionen, Besatzungszeiten geraubt wurden, ein zivilisatorisches Gebot ersten Ranges. Es könnte so einfach sein - wären da nicht die alten Wunden, gäbe es nicht diese nationale Rechthaberei. (...)

Doch angenommen, der Rückgabe- und Austausch-Prozess bekäme tatsächlich jenen Schwung, den sich viele, vor allem auf deutscher Seite, erhoffen. Die Probleme würden erst richtig beginnen. Denn je älter ein Kunstwerk ist, umso undurchschaubarer werden oft die Eigentumsverhältnisse. Gehört ein Werk wirklich jenem deutschen Museum, in dem es vor dem Zweiten Weltkrieg beheimatet war? Oder war es nicht vielleicht seinerseits Beutegut aus noch früheren Kriegen? Stammt es eventuell aus einem von den Nazis bei Juden zusammengestohlenen Kunsthort, den Rotarmisten bei ihrem Sieg dann einkassiert haben? Oder handelt es sich, wie beim Schatz des Priamos etwa, um von Deutschen geraubtes Gut aus kolonialer Zeit, auf das dann die Ursprungsländer Anspruch erheben?

Die meisten dieser Probleme wären so einfach zu lösen, stünde nur das Interesse und die Achtung vor der Kunst obenan. Der Bundeskanzler
(anno 2000 war das Gerhard Schörder. ape) hat jetzt einen in der Kulturszene seit langem diskutierten Gedanken aufgegriffen: Internationalisierung der Kunst; er sprach von Europäisierung. In der Tat müsste es doch im Zeitalter der Globalisierung möglich sein, dieses altbacken nationale "Das gehört aber uns" zu überwinden. Kunst kennt allenfalls Kulturkreise, nationalistische Enge widerspricht ihrem Wesen. Die Kunstschätze auf dieser Erde zu pflegen, zu erforschen, für die Nachwelt zu bewahren, ist eine der ganz großen internationalen Herausforderungen. Warum die Schätze nicht gleich in UNESCO-Obhut überführen? Dann könnte die kleinliche Streiterei ein Ende haben, dann könnten alle Anstrengungen und Resourcen den Werken selbst zugute kommen.                        Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 4. April 2000 als Leitartikel der Rhein-Zeitung)


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