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2013-06-07 Anmerkungen I. :

Aufregung am Mittelrhein nach Empfehlung von Icomos an Unesco-Welterbekommission: Koblenzer Seilbahn und Sommerrodel auf der Loreley abbauen!



Seilbahn oder Welterbestatus?

ape. Mittelrhein. Große Aufregung in Koblenz/am Mittelrhein, da jetzt  bekannt wurde: "Sowohl der Internationale Denkmalrat Icomos als auch das Welterbezentrum in Paris fordern den Abbau" der Koblenzer Seilbahn. Ferner verlange Icomos die Demontage der neuen Sommerrodelbahn auf dem Loreley-Plateu und scharfe Eingriffe in die Planungen für den dort vorgesehenen Hotelneubau. (So heute die Rhein-Zeitung >>mehr ). Andernfalls  könnte der Welterbestatus für das Obere Mittelrheintal gefährdet sein.

Icomos empfiehlt jetzt der Unesco-Welterbekommission die Einhaltung der ursprünglich mit der rheinland-pfälzischen Landesregierung getroffenen Vereinbarung (das war 2009, wenn ich es richtig erinnere): Der Welterbestatus für das Obere Mittelrheintal wird durch den Bau einer Seilbahnverbindung zwischen Deutschem Eck und Festung Ehrenbreitstein nicht gefährdet, sofern es sich dabei nur um eine temporäre Einrichtung handelt während der Bundesgartenschau 2011 und zwei Jahre anschließend. 2014  muss danach die Seilbahn wieder abgebaut werden.

So war es vereinbart. Inzwischen aber mögen Koblenzer Politik,  Verbände und wohl eine Mehrheit der Bürger auf die Seilbahn nicht mehr verzichten (Signale aus der rheinland-pfälzischen Landesregierung gehen in die gleiche Richtung). Als Tourismusattraktion, "neues Wahrzeichen" der Stadt und Verkehrsverbindung wird sie von vielen wertgeschätzt. Da geraten denkmalpflegerisch ernste Einwände und Bedenken wegen landschaftlicher Charakterverfälschung des mittelrheinischen Welterbegebietes ins Hintertreffen.

In Koblenz beharrt man nun auf der Vereinbarkeit womöglich unvereinbarer Umstände: Man will unbedingt den Unesco-Welterbestatus behalten, zugleich aber auch auf keinen Fall die Seilbahn hergeben. Dafür stehen die Zeichen nicht gut. Ab 17. Juni tagt in Kambodscha die Unesco-Welterbekommission. Man wird sehen, wie die Weltdelegierten auf das örtliche Ansinnen reagieren, eben jene Vereinbarungen über Bord zu werfen, die seinerzeit Grundbedingung für die Zustimmung der Unesco zur Seilbahn waren.

Es wird nun am Mittelrhein arg geschimpft auf die Unesco und dabei fast vergessen: Nicht die Unesco hat dem Mittelrhein den Welterbestatus aufgezwungen, sondern der Mittelrhein hat ihn beantragt, wollte partout diesen Status haben. Schon bei der Vorbereitung des Antragsverfahrens gab es Mahnungen, den Welterbestatus nicht primär als wohlfeil touristisches Vermarktungsinstrument zu begreifen, sondern als ehrenvolle Pflicht für die Hiesigen, ein Welterbe der Menschheit stellvertretend für die Menschheit zu verwalten, zu hegen und zu pflegen. Was keineswegs jede, aber eben doch mancherlei gewöhnliche Bebauungs- und Wachstumsstrategie für das Gebiet ausschließt. 

Anno 1997, in einem sehr frühen Stadium der regionalen Diskussionen zur Antragsvorbereitung, hatte ich in der  Rhein-Zeitung einen klitzekleinen Kommentar publiziert, der mir damals viele böse Stimmen und Blicke seitens der Wirtschafts- und Tourismusförderer einbrachte. Der Kommentar sei angesichts des heutigen Rumors noch einmal in Erinnerung gerufen:


Zur Sache (Rhein-Zeitung 25.8.1997):
Hoffentlich wissen sie,
worauf sie sich einlassen


Andreas Pecht zum Traum vom Rheintal als Weltkulturerbe

Einer der schönsten Teile unserer Heimat soll in die UNESCO-Liste des "Weltkulturerbes" aufgenommen werden. Ein großer Traum, ein hohes Ziel, ein ehrenvolles Anliegen.

Nachdenklich stimmt, daß ein Tourismus-Manager die Sache in die Hand nimmt und daß das Ansinnen immer wieder mit der wirtschaftlichen Schwäche des Rheintals begründet wird.

400 Weltkulturdenkmäler rund um den Erdball lehren: Der Welterbe-Status bringt vornehmlich Pflichten mit sich, ist keine wohlfeile Werbe-Plakette.

Die Welt schaut genau hin, wie dann mit IHREM Kulturerbe umgegangen wird. Vernachlässigungen der Denkmäler werden ebenso als Schande betrachtet wie Supermärkte oder Autobahnen drumherum. Trier kann ein Lied davon singen.

Das Tal der Loreley ist es wert, für die Menschheit erhalten zu werden. Doch sind wir auch bereit, die entsprechende Last zu tragen? 

                                                 ***

Fortsetzung mit Anmerkungen II. zum Seilbahn-Streit:

2013-06-10a Anmerkungen II.:
Streit um Seilbahn nimmt teils hysterische Züge an



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