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2013-03-09c Musikwelt:

 

Drei Koblenzer Musikinstitutionen wollen ihre Jubiläen gemeinsam feiern


Musikschule Koblenz 40, Staatsorchester 40 und dessen Freundeskreis 25 Jahre alt


ape. Koblenz.    Wie das manchmal so geht in der kleinen Großstadt Koblenz. Da saß im vergangenen Jahr der Vorstand des Freundeskreises der Rheinischen Philharmonie beisammen und war sich rasch einig: Der im Jahr 2013 anstehende 25. Geburtstag des Vereins soll ordentlich gefeiert werden. Wer muss, logischerweise, dabei sein? Das Koblenzer Staatsorchester, dessen Förderung schließlich der Existenzzweck des Freundeskreises ist. Just zu nämlicher Zeit überlegte auch die Leitung der Musikschule Koblenz, wie sie ihren ebenfalls 2013 fälligen 40. Geburtstag begehen könne. Naheliegender Gedanke: Die Institution für musikalische Nachwuchserziehung lädt die Rheinische zu ihrem Festakt ein.

So liefen denn die Ansinnen von Freundeskreis und Musikschule im Orchesterbüro der Rheinischen Philharmonie zusammen, wo das Stichwort „Jubiläum“ den Blick zugleich auf die eigene Geschichte lenkte. Und siehe, auch das Orchester selbst hat 2013 wieder mal ein rundes Datum zu feiern, was gar nicht so selten vorkommt, wenn man in einer mehr als 350-jährigen Orchestertradition steht. Diesmal ist es die vor 40 Jahren, also 1973 erfolgte Umwandlung vom eingetragenen Verein in ein „Orchester des Landes Rheinland-Pfalz“, das nachher „Staatsorchester Rheinische Philharmonie“ heißt. Natürlich hätten sich nun alle drei Jubilare auf eigene Festakte kaprizieren können. Doch recht schnell war man sich einig – und das spricht fürs Koblenzer Musikleben –, viel lieber gemeinsam ein richtig großes und schönes Musikevent in der neuen  Rhein-Mosel-Halle zu veranstalten.

Als Termin dafür war bald der 15. September 2013 ausgemacht: der 25. Jahrestag des offiziellen Freundeskreis-Geburtstermins, heuer passenderweise ein Sonntag. Zudem drängte sich der September auf, weil in diesem Monat vor 40 Jahren (am 5.9.) der bereits im Juli 1973 amtlich vollzogene Übergang der Rheinischen in die Trägerschaft des Landes mit einem Konzert gefeiert worden war. Den Stab führte seinerzeit als gerade neu gewählter Chefdirigent Hugo Balser, auf dem Programm standen u.a. Beethovens 5. Sinfonie und die Uraufführung eines Tripelkonzerts für Violine, Klarinette, Klavier und Orchester von Hilding Hallnäs.

Das diesjährige Festkonzert zum Dreifachjubiläum am 15.9. werden laut gemeinsamer Planungen der drei  Institutionen derzeitige Schüler und Ehemalige der Musikschule zusammen mit den Philharmonikern sowie eine Sangesauswahl des Kreisvchorverbandes musikalisch gestalten. Den Auftakt macht die Rheinische mit Carl Maria von Webers Jubel-Ouvertüre op. 59. Es folgt der 3. Satz von Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-Moll, den Solistenpart übernimmt dabei Sara Jedersberger. Das Programm sieht dann einen Klangkörperwechsel und den alleinigen Auftritt des großen Orchesters der Muikschule vor.

Später folgt wieder die Rheinische – für Sibelius' „Andante festivo“ um sämtliche Streicher der Musikschule erweitert, bei einem Oboe- und einem Fagott-Konzert mit den Solisten Alexander Kaul und Theo Plath. Die hatten einst als Schüler der Koblenzer Musikschule ihre Instrumentausbildung begonnen und haben sich inzwischen als Musiker einen weit überörtlichen Ruf erworben. Den Schlusspunkt des Festkonzertes setzt Beethovens Fantasie für Klavier, Chor und Orchester op. 80, die sechs Gesangssolisten, den Pianisten Matthias Kirschnereit, den Kreischorverband sowie das Staatsorchester nebst zahlreichen Musikschülern vereint.
                                       

25 Jahre Unterstützung durch den Freundeskreis


Treffen mit Frank Lefers, Intendant des Koblenzer Staatsorchesters, und an ihn die Frage: Welche Bedeutung hat aus seiner Sicht der Verein „Freunde der Rheinischen Philharmonie“ für das Orchester? Antwort: „Er ist uns eine sehr große Unterstützung, materiell wie ideell. Er stärkt durch seine zahlreichen Verbindungen in Stadt und Region über das musikalische Geschehen hinaus die Präsenz der Rheinischen in der Gesellschaft. Der Freundeskreis war und ist ein wichtiger Fürsprecher für das  Orchester und dessen besondere Bedeutung im Kulturleben. Auch im Ringen um die Orchesterstrukturreform 2003 hat seine Engagement eine ganz große Hilfe.“

Treffen im Januar mit Herbert Grohe, seit 2002 Vorsitzender des Freundeskreises. An ihn die Bitte, ein bisschen über die 25-jährige Geschichte des Vereins zu erzählen. „Sie kommen zu früh, Herr Pecht“, wehrt er ab. „Wir stecken gerade in den Anfängen der Materialsichtung für eine Vereinschronik, die zum Jubiläum erscheinen soll.“ Einige Eckpunkte jedoch lässt sich Grohe schon mal entlocken.  Etwa, dass der jetzige Freundeskreis bereits einen Vorläufer hatte. „Über den wir aber noch nicht so viel wissen“: Gegründet 1959 vom damaligen Regierungspräsidenten Dr. Schmitt, 1982 aus im Augenblick nicht erfindlichem Grund aufgelöst.

Klarer sind die Verhältnisse des 1988 ins Leben gerufenen jetzigen Vereins der „Freunde der Rheinischen Philharmonie“. Seinerzeit hatten die Direktion der Koblenzer Casino-Gesellschaft und die Intendanz der Rheinische Philharmonie über eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen verhandelt. Heraus kam auf Anregung von Karl Darscheid, damals Hauotgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer am Ort, der Freundeskreis. Darscheid war auch bis 1990 dessen Vorsitzender; im Amt folgten bis 1994 Professor Schattner, bis 2002 Günter Brunke. Dann wurde Herbert Grohe Vorsitzender und ist es bis heute.

150 Mitglieder hatte der Verein 2002, rund 300 sind es jetzt. „Das geht vor allem auf die Protestkampagne gegen die Orchesterreform 2003/2004 zurück“, erklärt Grohe den enormen Mitgliederzuwachs. Seit seiner Gründung 1988 unterstützt der Freundeskreis die Rheinische Philharmonie jedes Jahr durchschnittlich mit 10 000 bis 15 000 Euro. Mal fließen die Beträge in besondere Konzert- und Orchesterprojekte, mal sind sie Zuschuss für die Anschaffung neuer Instrumente. Seit einiger Zeit schon unterstützt der Freundeskreis die Finanzierung der Orchesterkonzerte im Görreshaus. Und: Ohne Freundeskreis gäbe es die 2006 gegründete Stiftung Rheinische Philharmonie nicht – also auch keine drei Stipendiaten, die das Orchester verstärken, und keine Konzertpädagogin.


40 Jahre Förderung durch die Musikschule


Möglicherweise wird die gegenwärtige Lage des häuslichen und privaten Musizierens von Kulturpessimisten bisweilen etwas zu düster skizziert. Jedenfalls machen die Zahlen der Musikschule Koblenz Hoffnung, dass niveauvolles Musizieren beim radikalen Gesellschafts-, Familien- und Kulturwandel der Gegenwart nicht vollends unter die Räder kommt.

Anno 1973 als städtische Einrichtung gegründet, nahmen in den Anfangsjahren 500 Schüler an musikalischer Früherziehung und Unterricht in noch vergleichsweise wenigen Instrumentalfächern teil. Als 1998 Hans-Peter Lörsch die Leitung der Schule übernahm, waren es 1200 Schüler. Heute, im 40. Jahr der Musikschule sind es 2600 aus allen Bevölkerungsschichten. Unterrichtet werden sie im Stammhaus sowie in fast zwei Dutzend über das ganze Stadtgebiet verteilten Außenstellen von 60 festangestellten Diplommusiklehrern, die sich 27 volle Planstellen teilen. Es gibt inzwischen Unterricht für (fast) alle Instrumente der Tasten-, Saiten-, Blas- und Schlagwerkfamilien. Es gibt Chor-, Ensemble-, Orchester-, Tanz- und Theaterangebote. Es gibt altersgemäß angepasste musikalische Angebote für Kinder ab fünf Monaten (mitsamt Eltern) bis hin zu Senioren in  fortgeschrittenen Lebensphasen. Es gibt auch studienvorbereitende Sonderförderung für junge Talente, die eine Laufbahn als Berufsmusiker oder Musiklehrer anstreben....

Anfangs war die Verwaltung der Musikschule noch  im Koblenzer Rathaus untergebracht, dann residierte die Schule für 25 Jahre in einem Haus der Casinostraße. Im Jahr 2000 erfolgte der Umzug in die umgebaute und durch einen Neubau erweiterte vormalige Boelcke-Kaserne im Koblenzer Stadtteil Rauental. Dieses Domizil ist mit 20 Unterrichtsräumen, einem kleinen Konzertsaal sowie einer mit der Volkshochschule gemeinsam genutzten Cafeteria sehr gut ausgestattet. So kann sie als eine der größten Musikschulen in Rheinland-Pfalz weiterhin ihren Beitrag leisten zur musikalischen Förderung individueller Talente und damit zugleich zur kulturellen Humanisierung des Gemeinwesens. 

                                                                                     Andreas Pecht  

(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
Woche 10 im März 2013)


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