Thema Musik
homezur Startseite eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor Seitenübersicht • sitemap • Plan du siteÜbersicht sitemap Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken

2013-01-21a Konzertkritik:

 

Den Bläsern allein gebührt die Ehre


Beethovenorchester Bonn hatte bei Koblenzer Anrechtskonzert nicht seinen besten Tag



 

ape. Koblenz. Es ist gute Tradition beim Musik-Institut Koblenz, zu den Anrechtskonzerten zwei Mal je Saison auswärtige Orchester einzuladen. So bekommt das Publikum stets Gelegenheit, Stilistik und Spielkultur auch anderer Klangkörper als der ortsansässigen Rheinischen Philharmonie zu erleben. Regelmäßiger Gast ist das Bonner Beethovenorchester, dem Koblenz über die Jahre manch schönen Abend verdankt. Beim jetzigen 5. Anrechtskonzert in der Rhein-Mosel-Halle hatten die Musiker aus der Nachbarstadt allerdings nicht ihren besten Tag.


                                         

Bis Funken ins Auditorium überspringen dauert es eine Weile. Erst in der zweiten Konzerthälfte kommt bei Felix Mendelssohn Bartholdys großer Reformationssinfonie so etwas wie Begeisterung auf. Bis dahin tut man sich beiderseits – auf der Bühne wie im Saal – recht schwer mit César Francks „Redemption: Morceau symphonique“ und Johann Sebastian Bachs Kantate „Mein Herze schwimmt im Blut“ für Sopran und Orchester.


Dabei ist durchaus interessant, wie das Dirigat des Bonner GMD Stefan Blunier das Werk Francks angeht. Im Tempo zurückgenommen, hebt es einerseits auf ein weiches Ausschwingen des von den Streichern getragenen melodischen Erstthemas ab. Das fanfarenartige Zweitthema wird nicht etwa als ruppiger Kontrast dagegengesetzt, sondern nimmt in maßvoll gehaltener Opulenz den Charakter einer Stimmungsvariation an.


Problem dabei, später auch bei der Mendelssohn-Sinfonie: Während die Bläserbänke durchweg eine ausgezeichnete und Bluniers Ansinnen mit Akkuratesse folgende Leistung abliefern, häufen sich in den Streichergruppen Lässlichkeiten. Des Dirigenten legitimer Interpretationsansatz, vieles etwas langsamer und im Gestus kleiner zu nehmen als das Publikum es von Daniel Raiskin und der Rheinischen gewohnt ist, verwandelt sich auf dem Weg vom sichtbaren Dirigat zur hörbaren Musik in schiere Betulichkeit. Was so gewiss nicht gedacht war.


Mag sein, die Solistin des Abends hat sich da angesteckt. Mag auch sein, dass die Rhein-Mosel-Halle für Nuria Rial einfach der falsche Ort ist. Ihr warmer, schön vom dramatischen Opernvibrato befreiter Sopran lässt deutliche Prägung durch Barockmusik erkennen, für die die Sängerin vielfach ausgezeichnet wurde. Kirchenraum, Kammermusiksaal und Studio dürften für ihre Fähigkeiten optimal sein. Bei Bachs Kantate geht in der großen Koblenzer Halle indes die Intensität ihrer Interpretation teils verloren, versinken die tieferen Töne fast zur Unhörbarkeit.


Der Konzertabschluss mit Mendelssohns 5. Sinfonie „zur Feier der Kirchen-Revolution“, wie sie ursprünglich betitelt war, bietet einige wunderbare Momente. Wiederrum sind sie vornehmlich den Blech- und Holzbläsern zu danken, die Bluniers erneut vergleichsweise gebremstes Tempo und sein Bemühen um gemäßigten Bombast klar und inspiriert in kunstvolle Interpretation umsetzen.                                        Andreas Pecht




(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 21. Januar 2013)


---------------------------------------------------------
Wer oder was ist www.pecht.info?
---------------------------------------------------------
 
Diesen Artikel weiterempfehlen was ist Ihnen dieser Artikel
und www.pecht.info wert?
 
eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor
eMail an webmaster • eMail to webmaster • contact webmastereMail an webmaster Seitenanfang • go top • aller en-hautan den Anfang Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken