Thema Musik / Institutionen
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2012-03-13d Musikwelt/Öffentlichkeitsarbeit:

 

Ein Probenbesuch beim Orchester

Das Programm "r(h)ein:geblickt"


ape. Koblenz. Samstagnachmittag vor dem 4. Advent 2011. Im Domizil der Rheinischen Philharmonie, dem Koblenzer Görreshaus, herrscht lebhaftes Getriebe. Ein Probensamstag. Auf dem Dienstplan steht die Generalprobe für Johann Sebastian Bachs Weihnachts-Oratorium, das am nächsten Tag zusammen mit dem Konzertchor Wirges in Montabaur aufgeführt werden soll. Orchestermusiker streben mit ihren Instrumentenkoffern unterm Arm dem hinteren, dem Diensteingang des Görreshauses zu. Dazwischen die Choristen aus dem Westerwald mit ihren Gesangsnoten in der Hand.

Derweil betritt, sich noch etwas unsicher orientierend, durch den vorderen Publikumseingang eine ganz andere Gruppe von Besuchern das historische Gebäude in der Eltzerhofstraße: die Teilnehmer von „r(h)ein:geblickt“ – einer besonderen Art von Kooperationsveranstaltung der Katholischen Familienbildungsstätte Koblenz und der Rheinischen Philharmonie. Mehr als 30 Interessierte aus ganz unterschiedlichen Altersklassen kommen an diesem Nachmittag zum „Besuch beim Orchester“ im Foyer des Görreshaus-Saales zusammen.

Die Stimmung dort ist ungezwungen. Man gruppiert sich um die Stehtische am Rande einiger Stuhlreihen, plaudert bei Kaffee und Plätzchen miteinander oder studiert den an einer Wand aufgehängten Strukturplan von Bachs berühmter Komposition. Denn um die geht es gleich, sowohl im kleinen Vortrag von Konzertpädagogin Zoe Schempp sowie beim anschließenden Besuch der Generalprobe drinnen im Saal. Durch dessen noch geschlossene Türen sind bereits erste Töne zu hören: Ein Flötist bläst sich warm, ein Cello wird angespielt, Geigen gestimmt. Nachher erheben auch noch gut vier Dutzend Chorsänger ihre Stimmen zum Einsingen. Das ist die übliche Geräuschkulisse, wenn in diesem Haus gearbeitet wird – und für manchen Besucher eine ziemlich neue Erfahrung.

Zoe Schempp macht die „r(h)ein:geblickt“-Teilnehmer mit einigen Eigenarten des Orchesterlebens und des an diesem Tag zur Rede stehenden Weihnachts-Oratoriums vertraut.  Da erfahren viele Zuhörer für sie manch Erstaunliches. Etwa, dass wegen der zahlreichen Konzert- und Musiktheaterverpflichtungen das Staatsorchester für die meisten Projekte nur jeweils drei Vollproben hat. Dass beispielsweise an diesem Nachmittag Koblenzer Orchester und Westerwälder Chor erstmals und zugleich letztmals vor der Aufführung gemeinsam das Bach-Werk proben. Ein Werk übrigens, so Schempp, das nicht nur fürs Publikum ein Hörerlebnis erster Güte sei. Vielmehr würden einige Teile davon im Orchesterbetrieb gerne als Stoff für das Probevorspiel neuer Orchesterkandidaten benutzt.

Bevor die Konzertpädagogin ihren wissbegierigen Zuhörern mit viel Liebe zur Musik, lebhaftem Ausdruck und für jeden verständlich einige Feinheit des Weihnachts-Oratoriums erläutert, macht die ganze Gruppe einen ersten Ausflug in den Saal hinein. Etliche der Besucher war noch nie da drinnen, und zurecht bewundern sie einen der schönsten historischen Säle von Koblenz. Rundum ist dort inzwischen jene Betriebsamkeit ausgebrochen, die den baldigen Probenbeginn ankündigt. Noch munter plaudernd, sortieren sich auf den Chorrängen die Stimmgruppen, nehmen auf dem Orchesterpodium die Musiker allmählich ihre Plätze ein.

Und während ganz vorne der Konzertmeister der Rheinischen noch einiges mit Burkhard A. Schmitt bespricht, dem Leiter des Wirgeser Chores und Dirigenten dieser Produktion, kommen die „r(h)ein:geblickt“-Teilnehmer mit Musikern oder Choristen ins Gespräch. Ob denn heute das ganze Orchester mitspiele, lautet da eine der Fragen. Antwort: Nein, diesmal nicht, denn für das Bach-Oratorium werde ein Barockorchester benötigt, und das sei eben kleiner als die Gesamtbesetzung des Staatsorchesters.

Noch einmal versammelt Zoe Schempp die Besucher im Foyer, beantwortet jetzt neu aufgetauchte Fragen zu Orchesterpraxis und Bach-Werk. Drinnen im Saal absolviert der Chor unterdessen seine obligaten Stimmbildungs-Übungen. Dann nimmt die „r(h)ein:geblickt“-Schar gespannt auf den Publikumsrängen des Görreshauses Platz. Zwei interessante Stunden lang erlebt sie dort, wie das Berufsorchester und ein gut geübter Laienchor gemeinsam die schönste Musik hervorbringen – und doch immer wieder an einzelnen Stellen feilen, um sie noch schöner zu machen.

So wird „r(h)ein:geblickt“ zu einer besonderen Erfahrung von Musik und ebenso praktischem wie arbeitsamem Musikleben. Diese Art von Kooperationsveranstaltung zwischen Katholischer Familienstätte und Rheinischer Philharmonie wird für Familien, Senioren und jedweden Interessierten fortgesetzt. Bis zu einem halben Dutzend derartiger Probenbesuche mit Vortrag bei Kaffee (oder Limo) und Plätzchen sind pro Spielzeit geplant. Im geschilderten Fall ging es um Bachs Weihnachts-Oratorium, an anderen Tagen stehen andere Werke auf dem Plan.
                                                                                       Andreas Pecht


Infos: >>www.fbs-koblenz.de


(Erstabdruck 10.  Woche im März 2012)

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