Quergedanken
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2012-02-27 Kolumne/Glosse:

 

Die Herren der Ringe

 
ape. „Ash nazg durbatulûk / ash nazg gimbatul“. Mehr wage ich nicht, von der originalen Inschrift zu zitieren, die Sauron laut Tolkiens Überlieferung in den RING gravierte. Es könnten Leser auf die Idee kommen, sie in der magischen Sprache laut herzusagen – und so noch üblere Heimsuchungen über Mittelerde heraufbeschwören. Die Übersetzung des ganzen Spruchs in entzaubertes Deutsch muss genügen, um die Bedrohung begreiflich zu machen, die von dem DING ausgeht: Ein Ring sie zu knechten / sie alle zu finden / ins Dunkel zu treiben / und ewig zu binden.

Ach, welche  Tragik! In güldener Reinheit und schlichter, aber  vollkommener Form hätte der RING ein richtig schönes Schmuckstück abgegeben; zum Ruhme der Feuerberge und das Land zierend. Pfleglich damit umgegangen und ein bisschen poliert, wäre er im Licht der Sommersonne jedes Jahr eine Freude für Eigentümer und Träger wie für Betrachter von hier und anderwärts gewesen. Doch der Herrschaft genügte dies nicht. Sie trieb dem RING unter Aufbietung der Kräfte von Millionen jene düsteren Runen in den Leib, die Macht und Reichtum auf ewig versprachen. Der RING ward so zum monströsen DING.

Wer ihn seither trägt, dem geht es wie Gollum und den Millionen: Erst vom DING geknechtet, dann auf ewig an den Albtraum gebunden, schließlich im Dunkel verschwunden. Das DING kriegt jeden, entstamme er auch edlen Geschlechtern wie derer von Kafitz und Deubel, von He., Le. oder  sogar Be. „Sie alle zu finden“ macht nunmal das Wesen der schwarzen Magie aus: Stets fressen die bösen Geister neben den Unschuldigen auch jene, die sie riefen. Derweil sehnt ganz Mittelerde Frodo oder Froda herbei. Auf dass ein uneitles Geschöpf den Lockungen des DINGs widerstehe – und es selbstlos ins Feuer werfe. Damit die Hässlichkeiten weggebrannt werden, der RING in seinem ureigenen Glanze wiederkehren und Freude stiften kann.

Walter schnauft: „Genug der mystischen Andeutungen. Ich hab's begriffen. Zumal Mittelerde prima auf jene Werbung passt, die Rheinland-Pfalz als Mitte Europas preist.“ Dann brummelt der Freund grüblerisch: „Was ich aber nach all dem Verdruss der SPD mit dem Nürburgring nicht begreife: Warum will jetzt auch die CDU partout ein eigenes Ring-Ding haben?“ Fragt's und breitet zur Erklärung die Pläne unionistischer Fürsten in einer fernen Provinz aus. Die hätten vor, mit Millionen – von einem nicht näher benannten asiatischen Investor – eine abgehalfterte Piste am Arsch der hiesigen Welt zum „International Airport Bitburg“ aufzumotzen. Wofür ja dringlichster Bedarf besteht, liegen doch schier galaktische Entfernungen zwischen Bitburg und den nächsten Flughäfen: Hahn, Zweibrücken, Luxemburg, Saarbrücken.

Vor diesem Hintergrund wird es für Koblenz aus Wettbewerbsgründen zwingend, mit dem Flughafen Winningen ähnlich zu verfahren. Eine für rissige A380 benötigte Großstartbahn Nord ließe sich als weitere Hochbrücke übers Moseltal bauen. Von dort wären dann via unterirdischer Schnellbahn zum Haltepunkt Koblenz Mitte folgende Wachstumsbeglücker quasi direkt mit jeder Metropole auf Erden verbunden: neues Kongresszentrum Rhein-Mosel-Halle, neuer Shopping-Kreuzer Zentralplatz, neue Prachthotels auf der Loreley...

Sind sie nicht clever, die Herren all der Ring-Dinger? Lasset uns denn lauthals singen: 
Ash nazg durbatulûk / ash nazg gimbatul / ash nazg thrakatulûk / agh burzum-ishi krimpatul!!!  
                                                                                       Andreas Pecht

(Erstabdruck 9. Woche im Februar 2012)


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