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2011-10-11b Interview:

Zoe Schempp, Konzertpädagogin der Rheinischen Philharmonie, über interessante Projekte 2011/2012

 

Vom Kinderkonzert zum
musikalischen Führerschein

 
 
ape. Koblenz. Finanziert aus Zinserlösen der Stiftung Rheinische Philharmonie, konnte in diesem Jahr erstmals in der Geschichte des Koblenzer Staatsorchesters eine Konzertpädagogin eingestellt werden. Zoe Schempp hat die Teilzeitstelle auf 400-Euro-Basis im Januar 2011 angetreten – und daraus seither eine ganze Menge gemacht. Wir sprachen mit ihr über Neuheiten bei der Rheinischen Philharmonie in Sachen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenarbeit.


Frage: Frau Schempp, haben Sie sich denn gut eingelebt in Koblenz?

Schempp: Hier bei der Rheinischen Philharmonie definitiv, sehr gut. Privat kam ich bislang aber noch nicht so viel in die Stadt, da ich in Mainz wohne und nur zwei bis drei Mal pro Woche zur Arbeit fürs Orchester hierher fahre.

Sie haben im Januar 2011 als Konzertpädagogin im Görreshaus angefangen. Erzählen Sie doch mal, was sie seither machten.

In der ersten Zeit habe ich mir vor allem einen Überblick verschafft, was an Kinder- und Jugendarbeit des Orchesters schon läuft oder gelaufen ist. Ich wollte sehen, was man noch dazutun oder verändern kann. Danach musste ich sehr rasch in die konkreten Vorbereitungen für die neue Spielzeit 2011/2012 einsteigen. Fünf Kinderkonzerte sind für die Saison geplant. Vier davon finden im Görreshaus statt und stehen unter dem Motto „tierisch“. „Tierisch“ ist auch der Aufhänger für einen Malwettbewerb den wir diese Spielzeit durchführen. Für die Kinderkonzerte haben wir vor allem geschaut, dass sie etwas spezifischer werden im Hinblick auf die Altersgruppen.

Was heißt das konkret?

Wir haben jetzt Programme dabei auch für die ganz Kleinen so ab vier oder fünf Jahren  bis ungefähr neun. Dazu gehörte im September ‚Papa Haydns kleine Tierschau‘. Im Frühjahr gibt es für die jüngsten dann die musikalische Erzählung „Schwein gehabt!“: Da sollen die Kinder ihre liebsten Kuscheltiere mitbringen, so dass zum Konzert ein ganzer Bauernhof im Görreshaus zusammenkommt. Für die etwas Älteren von 6 bis 11 Jahren steht der Klassiker ‚Karneval der Tiere“ auf dem Programm; dazu wollen wir noch ein paar Mitmach-Elemente entwickeln. Ein Konzert für Acht- bis Zwölfjährige unter dem Arbeitstitel „Das Magische in der Musik – eine musikalische Entdeckungsreise“ gestalten wir zusammen mit dem Theater Koblenz.

Da wird es zur Musik auch szenisches Spiel geben?

Genau. Das Ganze findet im Theater statt. Wir sind noch dabei eine Geschichte zu entwickeln. Musikalische Grundlage sind magisch anmutenden Werke verschiedener Epochen, die szenisch begleitet werden. Schließlich wird es im Januar für Kinder ab der 4. Schulklasse unter dem Titel „Alles tierisch – oder was?“ im Görreshaus ein Programm geben, das sich auf die Spur von Tiermotiven in klassischen Kompositionen setzt. Die musikalische Leitung hat dabei Leslie Suganandarajah, unser neuer Conductor in progress, die Moderation mache ich.Wir bieten außerdem auch noch Kinderkonzerte „mobil“ an, in einer neuen Reihe „R(h)ein:blicken mobil“. Hier können zwei ausgewählte Kinderkonzerte für Veranstaltungen außerhalb des Görreshaus gebucht werden.

Im Spielzeitheft für 2011/2012 ist unter der Rubrik „r(h)ein:geblickt“ zu lesen „Für Familien, Senioren und Interessierte“. Es handelt sich dabei offenbar um ein Angebot, das auch auf Erwachsene abzielt. Was hat man sich darunter vorzustellen?

Das ist eine Kooperation mit der katholischen Familienbildungsstätte Koblenz. Jeder, ob katholisch oder nicht, kann sich bei unserem Kooperationspartner für einen Probenbesuch beim Orchester anmelden. Gruppen mit maximal 40 Teilnehmern kommen dann zu einer Generalprobe. Ich mache vorher 90 Minuten Einführung; in lockerer Atmosphäre sprechen wir bei Kaffee und Plätzchen über die anstehenden Musikstücke und alle aufkommenden Fragen zum Orchesterleben. In der Probenpause können die Teilnehmer mit dem einen oder anderen Musiker plaudern. Fünf bis sieben ‚r(h)ein:geblickt“-Nachmittage sind vorgesehen, überwiegend zugeschnitten auf Familien. Da können alle Altersklassen kommen. Zwei Veranstaltungen sind hingegen speziell für Erwachsene konzipiert.

Es geht das Gerücht, bei der Rheinischen Philharmonie könne man neuerdings den Führerschein machen, einen musikalischen Führerschein. Was ist dran an dem Gerücht?

(lachend): Jaaaa, die Musiker haben auch schon gefragt, ob sie demnächst zur Prüfung antreten müssten. Aber im Ernst: Es geht hier um ein Programm für vierte Schulklassen, bestehend aus vier Modulen. Einmal kommen Orchestermusiker aus möglichst allen Stimmgruppen in die Schule und stellen ihre Instrumente vor. Das zweite Modul wäre der Besuch bei einer Orchesterprobe, das dritte ein Besuch im Kinderkonzert. Begleitend dazu wird den Schülern, in Abstimmung mit den Lehrern, noch eine Aufgabe gestellt. Was sie dazu im Unterricht und daheim erarbeiten, wird gegen Ende der Spielzeit bei einer gemeinsamen Veranstaltung aller teilnehmenden Schulklassen im Görreshaus präsentiert. Und dort erhalten zum Abschluss alle ihren musikalischen Führerschein.Wir stehen aber auch zur Bewältigung des vierten Moduls, der Aufgabe, gerne jederzeit mit Vorschlägen und Ideen helfend zur Seite.

Das sind hochinteressante Neuansätze in der Rahmenarbeit der Rheinischen Philharmonie. Wie wird mit den seit vielen Jahren praktizierten Elementen der Kinder- und Jugendarbeit verfahren?

Die gehen natürlich weiter. Die „Musikalischen Klassenzimmer“, also Schulbesuche  fester Kleinensembles aus Orchestermitgliedern, werden fortgesetzt. Ebenso ‚r(h)ein:tauchen‘, die Besuche von 5. bis 8. Schulklassen bei Orchesterproben. Die Patenschaft mit der Grundschule Vallendar geht weiter, und auch das Jugendprojekt "(e)motion!" wird in größerem Maßstab wieder aufgelegt.

Was steht bei „(e)motion“ nach dem großen Auftakt mit Tanz 2008 und den kleineren Folgeprojekten etwa mit Film jetzt auf dem Plan? Und bleibt es bei den bisherigen Kooperationspartnern?

Handwerkskammer Koblenz und ARGE Mayen-Koblenz sind wieder mit im Boot. Diesmal dreht sich alles um Percussion, um Musik mit Trommeln und anderem Schlagwerk. Zuerst geht es um die Herstellung von Schlaginstrumenten. Die Jugendlichen sollen eigene Instrumente bauen. Zugleich beginnt ein intensives Rhythmustraining. Unter Leitung des international renommierten Percussionisten Nebosja Jovan Zivkovic folgt die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten von Instrumenten und Rhythmen. Unterstützt von Musikern der Rheinischen werden die Teilnehmer selbst ein Werk entwickeln, das schließlich im Juni 2012 zur Aufführung kommt.

Ideen, Projekte, Stoff, Arbeit reichlich. Haben wir noch etwas vergessen?

Ja, da wäre der „Kulturclub Jugend“, den wir mit dem Theater Koblenz auf die Beine stellen wollen. Der soll Jugendliche ab 14 ansprechen, die nicht unbedingt gleich selbst Theater spielen oder im Orchester musizieren wollen. Wir möchten einfach interessierten jungen Leuten eine Plattform bieten, gemeinsam der Kultur näherzutreten. Sie können hinter die Kulissen von Theater und Konzert blicken, sich über Stücke genauer informieren, zusammen Aufführungen erleben und sich darüber austauschen. Sie können Schauspielern und Musikern begegnen, sich vielleicht journalistisch oder mit ganz anderen Ideen in ihr eigenes Netzwerk „Kulturclub Jugend“ einbringen. Ein Experiment mit offenem Ausgang.

Dafür und für alle anderen Projekte recht viel Erfolg!   

                                                       ***

Die Fragen stellte Andreas Pecht

Termine/Infos: www.rheinische-philharmonie.de


(Erstabdruck Woche 41 im Oktober 2011)

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