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2011-04-02 Serie:

Reise durch die Kultur- und Geistesgeschichte.
Folge 0, Einführung/Prolog 


Von der Steinzeit bis Albert Einstein


ape. Mit diesem Artikel startet zeitgleich in der Rhein-Zeitung und auf www.pecht.info eine 40 Folgen umfassende Reihe „Wissen“. Die Leserschaft ist eingeladen, an einer gedanklichen Reise durch die Kultur- und Geistesgeschichte vor allem des Abendlandes teilzunehmen. Dabei hat die Reihe den Ehrgeiz, auch schwierige Zusammenhänge in interessanter Lektüre jedermann verständlich nahezubringen. Die Beiträge werden in loser Folge, aber überwiegend im Wochenrhythmus samstags  erscheinen.


„Wir wollen nicht so sehr Faktenwissen vermitteln, sondern eigentlich Bildung. Natürlich geht es nicht ohne Fakten. Aber auswendig gelernte, im Kopf angehäufte Details sind noch keine Bildung. Erst aus dem Verständnis  von Zusammenhängen entsteht ein Blick fürs Ganze, entsteht eine sinnvolle Sicht auf die Welt. Eine Sicht, die unser Leben bereichert und unser Bewusstsein verändern kann.“ So Barbara Abigt, Gründerin und Geschäftsführerin der „Marienberger Seminare“. Die heute beginnende Reihe „Wissen - Reise durch die Kultur und Geistesgeschichte“ ist eine Kooperation zwischen diesem in Bad Marienberg ansässigen Bildungsverein und der Rhein-Zeitung.

Das vom Mainzer Bildungsministerium geförderte Projekt umfasst 40 Folgen. Behandelt werden Themen, aus denen sich schlussendlich ein grober Überblick über die Entwicklung der Zivilisation seit etwa 16 000 Jahren zusammensetzt. Die Reihe beginnt bei den Höhlenmalereien der mittleren Steinzeit und endet im 20. Jahrhundert bei  Albert Einstein. Diese Reise durch die Kultur- und Geistesgeschichte vor allem des Abendlandes berührt viele Fachbereiche und stellt Verbindungen zwischen ihnen her. Der griechisch-römischen Antike beispielsweise wird breiter Raum gegeben, um zu erhellen, wie sehr jene Zeit in Politik, Philosophie, Naturwissenschaft, Architektur und Kunst nachfolgende Epochen und selbst noch unsere Gegenwart geprägt hat.

Im Zentrum der Reihe stehen Entwicklungen, die das Denken und die Lebensart der Menschen maßgeblich beeinflussten. Das schließt den Blick auf frühe Hochkulturen, Christianisierung und spätere Kreuzzüge ebenso ein wie die Beschäftigung mit Stadtentwicklung, Gutenberg-Druck, mittelalterlichem Liebesideal oder den Umwälzungen des Weltbildes durch Kopernikus, Galilei, Newton. Unsere Reise macht Station bei Leonardo da Vinci und der Baukunst der Renaissance, bei  Martin Luther und der Reformation. Sie kommt über den Dreißigjährigen Krieg zur Aufklärung, stattet Immanuel Kant einen Besuch ab und beobachtet, wie die Französische Revolution unter Schmerzen die Moderne einläutet. Dann führt der Weg über die Suche nach der Blauen Blume der Romantik ins industriell-wissenschaftliche Zeitalter, zu Dampfmaschine, Glühbirne, Telefon und Automobil,. zu Charles Darwin, Karl Marx und Max Weber. Der Mensch hat sich äußerlich zum technischen Herrn über die Welt aufgeschwungen, doch Sigmund Freud stellt fest, dass in seinem Innern weiter die uralten Triebe rumoren.

Alle 40 Artikel der "Wissen"-Reihe beruhen auf dem so genannten Basis-Seminar der Akademie der Marienberger Seminare e.V. Die Idee zu diesem Projekt entstand in dem Westerwälder Verein nach gut 20 Jahren mit unzähligen Veranstaltungen für privat an vertiefter Allgemeinbildung interessierte Menschen. Dort begegnen sich Fachleute und Laien, um gemeinsam Aspekte aus Philosophie, Gesellschaft, Politik, Kunst, Literatur und Naturwissenschaft in Referaten und offener Diskussion zu behandeln. Das weit gefächerte Angebot an einzelnen Themen ließ allerdings ein Bedürfnis offen: das nach einem knappen, allgemeinen und allgemeinverständlichen  Gesamtüberblick über Grundzüge und wichtigste Stationen der Kultur- und Geistesgeschichte.

Um eine solche Orientierungshilfe zu bieten, schufen die Marienberger Seminare 2005 ein „Akademie“ genanntes spezielles Seminar-Angebot. Dessen Basis-Kursus besteht aus rund 30 etwa 80-minütigen Vorträgen, gehalten von sieben studierten, teils als Lehrer und Hochschullehrer tätigen Referenten. Diese Vorträge werden jetzt für diese Wissen-Serie von zwei erfahrenen Journalisten Zug um Zug zu 40 möglichst interessanten Zeitungstexten umgearbeitet. Die mündlichen, als CD-Mitschnitt vorliegenden, Referate müssen für die Zeitung beträchtlich verknappt und sprachlich angepasst werden, teils auch inhaltlich umgestellt oder anders gewichtet. Denn was sich in mündlicher Rede einfach und lebhaft erklären lässt, kann in stark verkürzter Schriftform ziemlich kompliziert und trocken ausfallen. Genau das aber soll bei dieser Reihe auf keinen Fall eintreten.

Sie richtet sich nämlich ans breite Publikum, will lehrreich, interessant, ja spannend sein. Auch und gerade Leser ohne Abitur und Hochschulabschluss sollen die Artikel mit etwas Aufmerksamkeit und Bemühen gut verstehen können. Die Texte sind nicht als Beiträge zum akademischen Diskurs gedacht. Wer schon alles weiß, erfährt hier eher wenig Neues – darf sich allerdings hie und da von Blickwinkeln anregen lassen, die nicht in jedem Schulbuch zum Standard gehören. Denn in der Geschichte sind absolute Wahrheiten und letztgültige Erkenntnisse rar. Viele Ereignisse und Entwicklungen lassen sich aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich darstellen und deuten. Das gilt auch für die Aufsätze im Rahmen dieser Reihe. Kurzum: Die  "Wissen"-Serie soll nicht mehr, aber auch nicht weniger sein als ein Lektüreangebot an jedermann zur Erweiterung, Auffrischung oder auch mal kritischen Befragung der persönlichen Allgemeinbildung.

Natürlich kann auf 40 Zeitungsseiten nur ein winziger Teil der menschlichen Kultur- und Geistesgeschichte behandelt werden. Eine Stoffauswahl ist unumgänglich. Und wie immer in solchen Fällen, bei denen man mehr weggelassen muss als berücksichtigen kann, werden die Meinungen der Kenner über Darstellung und getroffene Auswahl auseinandergehen. Streiten ließe sich beispielsweise darüber, dass die Übergangsphasen vom Tier zum Menschen und die jüngsten Forschungsstände zur Hominiden-Entwicklung in der Altsteinzeit nicht näher beleuchtet werden. Bedenken könnte man anmelden wegen zu geringer Beachtung außereuropäischer Kulturen oder wegen des weitgehenden Verzichts auf eine chronologische Geschichtsbetrachtung entlang herrschender Dynastien und wechselnder Kriegsfälle. Für bedauerlich mag man halten, dass die Reihe bei Einsteins Relativitätstheorie endet. Dass also die politischen Katastrophen sowie technischen und kulturellen Umwälzungen des späteren 20. Jahrhunderts ausgespart bleiben.

Aber eine solche historische Serie muss Schwerpunkte setzen und irgendwann ein Ende finden. Andernfalls ginge ihr Charakter als knapper Überblick bald in uferloser Fülle verloren. Welcher Leitgedanke liegt dieser Auswahl nun zugrunde? Barbara Abigt antwortet unter anderem mit einem Zitat des Schweizer Philosophen Peter Bieri: „Bildung beginnt mit Neugierde. Neugierde ist der unersättliche Wunsch, zu erfahren, was es in der Welt alles gibt. Stets geht es um zweierlei: zu wissen, was der Fall ist, und zu verstehen, warum es der Fall ist.“

Ziel der Themenauswahl ist also keineswegs ein Pflichtkanon dessen, was ein durchschnittlicher Mitteleuropäer über Geschichte wissen sollte. Ziel ist vielmehr, Neugierde zu wecken  – und dem neugierigen Menschen eine Kette von Wegweisern zur Verfügung zu stellen, anhand derer er sich  in der Kulturgeschichte orientieren kann. Es geht darum, wie Bieri sagt, „eine grobe Landkarte des Wissbaren und Verstehbaren zurechtzulegen – und zu lernen, wie man über die einzelnen Provinzen mehr lernen könnte“.                                                                       Andreas Pecht

Lesen Sie in Folge 1:
Der frühe Mensch zwischen Natur und Kultur
 



(Erstabdruck einer gekürzten Version am 2. April 2011)



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