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2010-12-07b Vorbericht III:

Kulturhistorische Sonderausstellungen 2011auf der Festung Ehrenbreitstein während BUGA Koblenz



Lenné im Rheinland und
10.000 Jahre Grabkultur


ape. Koblenz. Auf der Festung Ehrenbreitstein werden Hof und zwei Geschosse des Komplexes „Landbastion“ im BUGA-Jahr 2011 zum Zentrum für mehrere kulturhistorische Sonderausstellungen. Besondere Erwartungen knüpfen sich an die Präsentationen über
„10.000 Jahre Grabkultur an Rhein und Mosel“ sowie über den großen preußischen Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné. Dessen Wirken im Rheinland wird hier erstmals mit einer Ausstellung umfassend gewürdigt.

„Peter Joseph Lenné –
Eine Gartenreise im Rheinland“


Er war einer der wirkmächtigsten Landschaftsarchitekten des 19. Jahrhunderts: Peter Joseph Lenné, 1789 in Bonn geboren und 1866 in Potsdam gestorben. Als königlich-preußischer Gartendirektor prägte er maßgeblich Parks und Gartenanlagen im Raum Berlin-Potsdam, darunter die Pfaueninsel, Tiergarten und Zoologischer Garten, die Außenanlagen der Schlösser Sanssouci, Friedrichsfelde, Lübbenau…. Von Amts wegen war er zudem für die Preußische Rheinprovinz zuständig, für das Rheinland – wo zuvor unter den Franzosen schon sein Vater das Amt des Koblenzer Gartendirektors bekleidet hatte.

Auch im Rheinland hat Peter Joseph Lenné bedeutende Spuren hinterlassen. Denen folgt die am 15. April 2011 eröffnende Lenné-Ausstellung „Eine Gartenreise im Rheinland“ (bis 16. Oktober 2011). Diese Reise startet nicht zufällig in Koblenz und zeitgleich mit der BUGA: Denn Lenné hatte 1842 im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. den Koblenzer Schlossgarten entworfen und um 1854 maßgeblichen Anteil an der Ausformung der Koblenzer Rheinanlagen. Die Neugestaltung beider Areale anlässlich der Bundesgartenschau steht demnach auf strukturellen Fundamenten, die von seiner damaligen Arbeit geblieben sind. Dazu gehören im Schlossgarten beispielsweise die unterschiedlichen Höhenniveaus zwischen ehemals herrschaftlichen Gärten und öffentlicher Promenade, in den Rheinanlagen Teile der Wegeführung und der Baumverteilung.

Der Landschaftspark und die fünf Gärten von Schloss Stolzenfels (linksrheinisch über dem Koblenzer Stadtteil Stolzenfels) gehen ebenfalls auf Peter Joseph Lenné zurück. Sie verdeutlichen, wie der preußische Gartendirektor durch seine Umfeldgestaltung Lage und Architektur des neugotisch-romantischen Schlosses regelrecht inszenierte. Das thematisiert die Ausstellung, ebenso die Planung eines Nutzgartens für die einstige Koblenzer Waisenanstalt Kemperhof. An diesem Beispiel anknüpfend, wird eigens die generell große Bedeutung von Küchengärten in den Gartenanlagen des 19. Jahrhunderts erhellt.

Anschließend geht die „Gartenreise“ stromabwärts zu anderen herausragenden Kreationen Lennés im Rheinland. Nach Bad Neuenahr etwa, wo ihn 1857 die Gestaltung des Kurparks beschäftigte. Zum Barockpark Augustusburg in Brühl, mit dem er einen Landschaftspark als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung schuf. Über die „Flora“ in Köln als erstem Selbstdarstellungsraum des aufstrebenden Bürgertums führt die dokumentarische Ausstellung abschließend vom Rhein weg nach Westen, zu Lenné-Gärten in Aachen.

Der Einfluss von Peter Joseph Lenné auf die Entwicklung der Garten- und Parkkultur im Rheinland war enorm und viele seiner Gärten und Parks sind bis heute als wertvolle Kulturdenkmale erhalten. Die in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland entstehende Koblenzer Ausstellung würdigt erstmals das rheinische Schaffen des preußischen Gartendirektors mit einer Gesamtschau. (15.4. - 15.10.2011)


„Mein letzter Garten – 10.000 Jahre Grabkultur an Rhein und Mosel“

Ob als kultischer Platz des Übergangs in eine andere Welt oder als Ort der Trauer und des Trostes, der Würdigung und des Gedenkens: In den meisten Epochen und Kulturen wenden die Menschen beträchtliche Mühen und Fantasie auf, die Gräber ihrer Verstorbenen angemessen auszugestalten. In Anlehnung an die jeweiligen Jenseits-Vorstellungen, Glaubensgrundsätze und Zeit-Ästhetiken entstehen so letzte Ruhestätten unterschiedlichster Ausprägung. Vielfach verbinden sich dort bearbeitetes Holz, Stein, Metall mit kultivierter Natur. Das macht Gräber und Friedhöfe über ihren ureigentlichen Zweck hinaus stets auch zu historischen Zeitzeugen einer besonderen Form der Gartenkultur wie der Kultur- und Geistesgeschichte generell.

Die Sonderausstellung „Mein letzter Garten – 10.000 Jahre Grabkultur an Rhein und Mosel“ (15. April bis 16. Oktober 2011) in der Landbastion der Festung Ehrenbreitstein ist ein Novum für Rheinland-Pfalz. Erstmals werden archäologische Grabfunde aus allen Landesteilen und aus sämtlichen historischen Epochen zusammengeführt. Eingebettet in die Darstellung der allgemeinen Grabkultur-Geschichte, zeigt die Schau einen chronologischen Querschnitt durch die Eigenheiten und das Typische der Bestattungskultur vom Neolithikum bis in die Gegenwart auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz. Dies geschieht anhand zahlreicher, teils noch nie ausgestellter Fundstücke sowie originalgetreuer Rekonstruktionen auf Basis archäologischer Befunde.

Einige Beispiele: Thematisiert wird die Grubenanlage einer jungsteinzeitlichen Siedlung bei Herxheim (Pfalz): Mehr als 500 Skelette wurden dort gefunden – zerlegt und bestattet nach einem bislang unbekannten Ritus. Vielfältig sind die Exponate aus der großen römischen Zeit der Region. An der einstigen Römerstraße von Trier nach Bingen bezeugt im Hunsrück das Gräberfeld der römischen Siedlung Belginum (Morbach/Wederath) kontinuierliche Friedhofsnutzung vom 4. Jahrhundert vor bis ins 4. Jahrhundert nach Christus. Die Koblenzer Ausstellung vergegenwärtigt auch mit multimedialer Aufarbeitung die Veränderungen während dieser 800 Jahre. Hinzu kommt eine römische Gräberstraße, nachgebaut mit Objekten aus Mainzer Beständen, einschließlich des dazugehörigen Verbrennungsplatzes. Mittelalterliche Bestattungskultur veranschaulichen unter anderem Exponate aus einem großen fränkischen Reihengräberfeld bei Münstermaifeld (Eifel).

Unverzichtbar für das Verständnis der Gräber und ihrer Ausgestaltungen sind die jeweils dazugehörigen Regeln, Riten, Bräuche, die sich aus den unterschiedlichen Jenseits-Vorstellungen herausbildeten. Auf diese Aspekte geht die Ausstellung ebenso ein wie auf die gestalterische Entwicklung von Friedhofsanlagen oder auf jüdische und islamische Gräberfelder. Exemplarisch für die neuzeitlichen Friedhöfe vom 19. Jahrhundert bis hin zu aktuellen Tendenzen wird der Koblenzer Hauptfriedhof in den Blick genommen. Fast zwei Jahrhunderte alt, ist dieser Bestattungsort zugleich eine der größten und schönsten Grün- und Parkanlagen in der Großstadt am Rhein-Mosel-Eck.

(15.4. - 15.10.2011. Zur Ausstellung gibt es spezielle Führungen und Begleitmaterialien für Kinder.)                                              APE


„Kulturerbe – Schätze des Landes Rheinland-Pfalz“

Das Entree zu den kulturhistorischen Sonderausstellungen bildet im Vorhof der Landbastion eine Präsentation unter dem Titel „Kulturerbe“. Eine Stelengruppe unter freiem Himmel zeigt großformatig inszenierte Fotografien von herausragenden Objekten aus den Arbeitsbereichen aller Abteilungen der GDKE Rheinland-Pfalz. Ob archäologisches Fundstück oder bauliches Denkmal, ob agrarisches oder industrielles Zeitzeugnis, ob antikes, mittelalterliches oder neuzeitliches Kunstwerk: Ihre Vielfalt und Qualität soll diese fotografische Umschau dokumentieren und so einen Eindruck vermitteln vom Reichtum des kulturellen Erbes im Land.

Die Objekte stehen auf den Fotos jedoch nicht für sich allein. Zu jedem tritt in der bildlichen Inszenierung ein konkreter Mensch: Frau, Mann, Kind von heute, die sich als Erben des Kulturerbes verstehen. Derart verbindet diese Präsentation Informationen über die kulturhistorischen Schätze mit einer Botschaft, die zugleich die zentrale Aufgabenstellung der GDKE Rheinland-Pfalz symbolisiert: Das kulturelle Erbe des Landes erforschen, schützen, pflegen und vermitteln, auf dass es die Menschen als ihr Erbe und Bereicherung des eigenen Lebens annehmen.

Passend dazu liegt gleich neben der Stelengruppe der Eingang zur Ausstellung „UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz“. Die vom Welterbe-Sekretariat des Landes eingerichtete, 2007/2008 bereits in Japan und China gezeigte, Text- und Bildschau macht nun für die Dauer der BUGA auf der Festung Ehrenbreitstein Station. Sie informiert ausführlich über die vier von der UNESCO anerkannten Welterbestätten in Rheinland-Pfalz: Dom zu Speyer (Anerkennung 1981), römische Monumente sowie Dom und Liebfrauenkirche in Trier (1986), Oberes Mittelrheintal (2002) und obergermanisch-rätischer Limes (2005).


„Bild-Signale 2011 – Zeitgenössische fotografische Portraits“


Kulturgeschichte endet nicht plötzlich mit dem 19. oder im frühen 20. Jahrhundert. Sie ist ein dauerhafter Prozess vom Einst zum Heute – Gegenwart ist stets aufs Neue ein Teil davon. Die Beschäftigung und Auseinandersetzung auch mit der jüngsten Vergangenheit und der Moderne, nicht zuletzt in Technik und Kunst, ist seit geraumer Zeit bewährte Praxis auf der Festung Ehrenbreitstein. Dabei genießt Fotografiegeschichte dort, seit Einrichtung der „Landessammlung zur Geschichte der Fotografie in Rheinland-Pfalz“, inklusive jeweils aktueller Tendenzen ihr ganz eigenes Gewicht.

Vor diesem Hintergrund ist die zweiwöchige Schau „Bild-Signale 2011“ (ab 9. Juli 2011) eine willkommene Ergänzung der oben erläuterten vier Sonderausstellungen. Angesiedelt im Ravelin links, zeigt sie in Kooperation mit dem Landesmuseum Koblenz zeitgenössische Fotoportraits der Bildautoren-Agentur „imagetrust“. Die Fotografen/ Fotografinnen der in Koblenz ansässigen Agentur präsentieren Werke, die mehr sind als pures Abbild einzelner Personen. Sie wollen Aspekte der Persönlichkeit der Abgelichteten zutage fördern. Prominente wie unbekannte Zeitgenossen werden durch die Bilder „interpretiert“.

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