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2010-06-16 Porträt:

Sparkassen Denkmalpreis Rheinland-Pfalz 2010:


Bürgerverein engagiert sich für Kulturerbe

Auszeichnung für langjähriges Wirken in der Denkmalpflege: die „Trier-Gesellschaft e.V."

 
ape. Der Erhalt von Bau- und Kunstdenkmälern ist eine gesellschaftliche Aufgabe und kulturelle Pflicht – er bedarf der engagierten Mitwirkung der Bürger. Dieser klare Gedanke führte vor 28 Jahren zur Gründung der „Trier-Gesellschaft“. Auf Anregung der damaligen Trierer Stadtführung kamen am 14. April 1982 mehr als 60 Bürger der Moselstadt zusammen und hoben nach einem Augsburger Vorbild den Verein aus der Taufe. Sein ausschließlicher Daseinszweck sollte sein: Den Wiederaufbau, die Instandsetzung und die Erhaltung von Kulturdenkmälern in der Stadt Trier zu fördern und für diesen Zweck in allen Bevölkerungsschichten zu werben.

Bis zum Jahr 2010 ist die „Trier-Gesellschaft e.V. zur Erhaltung Trierer Kulturdenkmale“ auf 400 Mitglieder angewachsen. Seit ihrer Gründung hat sie weit über eine Million Euro eingeworben und damit rund 90 denkmalpflegerische Projekte in der Stadt im Alleingang realisiert oder partiell unterstützt. Die Mittel stammen aus Beiträgen der Mitglieder, aus Spenden, oder sind Erlöse einer vor allem in den Anfangsjahren mehrfach ausgespielten Sachpreis-Tombola.

Die Liste der geförderten Projekte ist lang und bezeugt: Das freiwillige bürgerschaftliche Engagement des Vereins hat nicht unmaßgeblich Einfluss auf Erhalt und Restaurierung des historisch wertvollen Stadtbildes von Trier genommen. Es hat ebenso manches Kleinod in den zur Stadt gehörenden Vororten vor Verfall und Vergessen bewahrt. Der Vereinsvorsitzende Gert Burscheid – Nachfolger des 2005 verstorbenen Gründungsvorsitzenden Dr. Heinz Cüppers – unterstreicht die gleichwertige Bedeutung der großen und der kleinen Förderprojekte.

Die Renovierung eines betagten Bildstockes oder Wegekreuzes ist für die Trier-Gesellschaft denkmalpflegerisch ebenso wichtig wie die großen, finanziell aufwändigen, von Medien und  Öffentlichkeit viel beachteten Maßnahmen. Zu Letzteren gehörten etwa in den 1980ern die erste Farbfassung des Kornmarktbrunnens, in den 1990ern der Wiederaufbau der Kastilport im Palastgarten. Nach der Jahrtausendwende folgten die Restaurierung des Stationsweges „Sieben Schmerzen Mariä“ in Trier-West sowie bis 2007 der Ausbau und die Öffnung des Frankenturms im Stadtzentrum.

Die im Sinne des Denkmalschutzgedankens und im Interesse des überrreichen kultuellen Erbes ihrer Stadt segensreiche Tätigkeit der Trier-Gesellschaft wird fortgesetzt: Während diese Zeilen zu Papier kommen, geht die aufwändige Restaurierung des imposanten Balduinbrunnens ihrer Vollendung entgegen.

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„Kein Hammerschlag ohne Denkmalschutz“

Gert Burscheid, Gründungsmitglied und derzeitiger Vereinsvorsitzender, über einige Maximen der Trier-Gesellschaft.

„Wir verstehen uns als Teil der Denkmalpflege, sind aber als bürgerschaftliche Vereinigung völlig unabhängig. Unsere Aufgaben und Arbeitsweise bestimmen wir selbst. Welche Objekte gefördert werden, entscheidet die Trier-Gesellschaft nach eigenem Ermessen und natürlich danach, was an finanziellen Ressourcen zur Verfügung steht.
 
Bei der Auswahl der Förderprojekte spielt es keine Rolle, ob Staat, Kommune, Kirche oder Privatleute Objekt-Eigentümer sind. Allerdings ist uns für die Förderentscheidung sehr wichtig, dass auch die jeweiligen Denkmaleigentümer sich finanziell und anderweitig bei der Maßnahme engagieren.

Als autonome, private Bürger-Organisation kann die Trier-Gesellschaft ohne politische oder behördliche Zwänge oft auch unkonventionelle Wege gehen. Allerdings gilt für alle unsere Projekte grundsätzlich: Kein Hammerschlag ohne Abstimmung mit den offiziellen Institutionen der Denkmalpflege.“


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Besuch des Trierer Frankenturms

Seit mehr als 900 Jahren steht er hier, nur wenige Schritte vom Hauptmarkt entfernt, damit quasi mitten im historischen Stadtkern von Trier: der Frankenturm. Und doch hatte ihn im 20. Jahrhundert kaum ein Einheimischer oder Tourist  von innen gesehen. Bis 2005 die „Trier-Gesellschaft“ eine Kampagne initiierte mit dem Ziel, das verschlossen dahindämmernde Denkmal zu sanieren, zugänglich zu machen und einer angemessenen Nutzung zuzuführen.

265 000 Euro steckte der Verein in das Projekt, 65 000 gab die Öffentliche Hand dazu. 2007 war  diese größte und publikumswirksamste Unternehmung der „Trier-Gesellschaft“ in jüngerer Zeit abgeschlossen: Der „neue“ Frankenturm wurde seiner Eigentümerin, der Stadt Trier,   zurückgegeben. Nun zeugt er als einer der drei letzten von einst 14 Wohntürmen in Trier vom Sicherheitsbedürfnis mittelalterlicher Patrizierfamilien.

Äußerlich eine wuchtige, quadratische Erscheinung aus unverputzten Kalk- und Sandsteinen sowie römischen Ziegeln. Mauerabsätze skizzieren viergeschossige Bauweise. Es könnten anno 1100 aber auch fünf gewesen sein. Der Turm hat über die Jahrhunderte manche Veränderung erfahren. So ging das Gebäudeensemble, zu dem er einst gehört haben dürfte, im Dunkel der Geschichte verloren. Im  19. Jahrhundert wurde in die Vorderfront zwecks Weinhandel ein Rundtor gebrochen und verschwand ein Teil der Obergeschosse. Die wurden im Dritten Reiches wieder rekonstruiert: Der Turm sollte ein NS-Jugendheim werden.

Daraus wurde bis Kriegsende nichts mehr. Hernach blieb der Frankenturm leer und Jahrzehnte   allein den Tauben überlassen. Deren Ruhe störten bloß Handwerker, die zwischen 1956 und 2000 fünf mal für Sicherungsarbeiten anrückten. Vorbei! Dank des Engagements der „Trier-Gesellschaft“ ist der Turm aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Im Inneren hat man die historisch gewachsene Wandstruktur erhalten und im unteren Teil ein wahrscheinlich authentisches Halbgeschoss eingezogen. Dort sind nun moderne Toiletten untergebracht.

In den einstigen Geschossen darüber wurde auf die Rekonstruktion der fürs Mittelalter angenommenen Verhältnisse verzichtet. Entstanden ist so ein bis 110 Personen fassender urwüchsiger Veranstaltungsraum, der trotz seiner gewaltigen offenen Höhe bis zum Dach über eine  intime Akustik verfügt. Dieser Raum wird seit 2007 für mannigfache Veranstaltungen genutzt, von privaten Feiern über Kulturabende bis zum Mittelalterspektakel. Das Denkmal Frankenturm lebt – und hat somit nicht nur ein lange Geschichte hinter sich, sondern auch noch vor sich.
  
 


(Erstabdruck Juni 2010)

Trier Gesellschaft e.v., Frankenturm Trier, Denkmalschutz, Denkmalpreis Rheinland-Pfalz

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