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2010-04-01c Feature:

Zum Einstand von Frank Lefers als neuer Intendant
der Rheinischen Philharmonie
 

Vom Solo-Hornisten zum
Orchestermanager in Koblenz

 
 
ape. Koblenz. 7. Februar 2010, Orchesterkonzert im Görreshaus. Bevor Daniel Raiskin zum Taktstock greift, tritt Joachim Hofmann-Göttig vors Auditorium, um eine ihm sichtlich angenehme Pflicht zu erfüllen. Er begrüßt herzlich und stellt dem Publikum vor: Frank Lefers, den neuen Intendanten des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie. Der Noch-Kulturstaatssekretär des Landes Rheinland-Pfalz und zugleich designierte Oberbürgermeister der Stadt Koblenz macht deutlich, dass er Lefers für eine „sehr gute Wahl“ hält und er sich auf die künftige Zusammenarbeit freue.
 

In einem Atemzug verrät Hofmann-Göttig, dass in der Findungskommission aus Vertretern von Land, Stadt, Orchester und Orchester-Freundeskreis die Entscheidung für diesen neuen Intendanten einstimmig gefallen sei. Keinen Hehl macht er bei dieser Gelegenheit auch daraus, dass er die Abkehr von der Doppelintendanz Ludwigshafen/Koblenz und die Rückkehr zu einer eigenen Koblenzer Orchesterintendanz für „richtig, vernünftig und sinnvoll“ hält.

Einige Wochen später. Frank Lefers ist im Alltag seines neuen Amtes angekommen, hat sich warmgelaufen. Besser sagt man wohl: Er hat sich adhoc warmgeschwommen. Denn sein Dienstantritt mitten in der laufenden Saison glich eher dem Sprung ins kalte Wasser. Für eine ruhige Eingewöhnungsphase bleibt keine Zeit; der Konzertbetrieb rollt, obendrein ist es höchste Eisenbahn, die kommende Spielzeit zu planen, zu organisieren, in trockene Tücher zu bringen. „Es ist ein Glück, dass ich hier ein wunderbar funktionierendes Team vorgefunden haben“, lobt er beim Gespräch in seinem Büro die für ihn nun schon nicht mehr ganz neuen Mitarbeiter. Das Lob schließt ausdrücklich auch seine Interims-Vorgängerin Elisa Kronfoth ein, die für etliche Monate engagiert die organisatorischen Fäden beim SRP in der Hand gehalten hatte.

Wie fühlt sich Frank Lefers in Koblenz aufgenommen? „Sehr gut.“ Das sagte er schon nach den ersten Tagen; diesen Eindruck muss er auch nach Wochen in keiner Weise einschränken. Arbeitsteilung und Chemie zwischen ihm und Daniel Raiskin „stimmen“: Der Chefdirigent der Rheinischen kümmert sich um musikalisches Programm und künstlerische Leitung, der Intendant um Management und Marketing. Gemeinsam sind sie so verantwortlich für Profil und Erfolg des Koblenzer Staatsorchesters.

Erstaunlicher Grad regionaler Vernetzung

Jenes „sehr gut“ bezieht Lefers ebenso auf andere Persönlichkeiten und Institutionen am Ort wie im Land, die er inzwischen kennengelernt hat und mit denen er fortan zusammenarbeitet. Bemerkenswert findet der 44-jährige gebürtige Rheinländer „den hier deutlich verbreiteten Willen, gemeinsam, über institutionelle Grenzen hinweg etwas erreichen zu wollen.“ Der Grad der Vernetzung sei erstaunlich, sagt er, meint damit nicht nur die Kooperation mit Musik-Institut und Stadttheater, sondern das Zusammenwirken vieler kultureller Institutionen etwa im Hinblick auf die Bundesgartenschau Koblenz 2011. „Die BUGA wird ganz sicher auch für die Arbeit des SRP im nächsten Jahr eine herausragende Rolle spielen“, so Lefers.

Als „sehr gut“ beschreibt er auch Verhältnis zwischen Musikern und Intendant in den ersten Wochen. Er schätzt, was dem SRP neben der musikalischen Kompetenz immer wieder von vielen Seiten attestiert worden ist: Das freundliche, kollegiale, offenherzige Klima, das auch Neulinge und Gäste stets einbezieht. „Das ist durchaus nicht selbstverständlich in der deutschen Orchesterlandschaft“, erklärt Frank Lefers. Und er weiß, wovon er redet, denn er hat viele Jahre als hauptberuflicher Hornist in diversen Orchestern Dienst getan.

Zum Horn kam er als Neunjähriger Junge im heimatlichen Posaunenchor, spielte als Jugendlicher im Sinfonischen Blasorchester Hilgen. Seine nächsten musikalischen Stationen waren:  Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Siegburg, Studium an der Folkwanghochschule Essen und beim renommierten Horn-Spezialisten Hermann Baumann. Den Einstieg ins Berufsleben als Orchestermusiker brachte Anfang der 1990er-Jahre eine Hornisten-Anstellung beim Gürzenich-Orchester Köln. Von dort ging es in den Orchestergraben der Oper Wuppertal. Anschließend führte der Berufsweg des Frank Lefers erstmals nach Rheinland-Pfalz: Er spielte eineinhalb Jahre als Solohornist beim städtischen Orchester Trier. Es folgten das Rundfunkblasorchester Leipzig sowie das Philharmonische und Theater-Orchester Hagen.

Berufswechsel wegen fokaler Dystonie

2001 ein Schicksalsschlag: Fokale Dystonie, „Musikerkrampf“ – diese von allen Musikern gefürchtete Erkrankung der aufs jeweilige Instrument spezialisierten Körperpartien machte Lefers' Hornisten-Karriere ein plötzliches Ende. In seinem Falle spielen, irreparabel, die Lippen nicht mehr mit. Also schlug er eine neue berufliche Richtung ein, die allerdings wieder mit Musik zu tun haben sollte, und wo er seine bisherigen Erfahrungen aus dem Orchesterbetrieb einbringen konnte. Er absolvierte ein Fernstudium im Fach Kulturmanagment. Anschließend trat er eine Stelle im künstlerischen Betriebsbüro des Stadttheaters Pforzheim an, wurde dort Orchesterinspektor und Referent des Generalmusikdirektor. 2006 wechselte Frank Lefers dann als Orchestergeschäftsführer zu den Bielefelder Philharmonikern. Von dort ist er nun nach Koblenz gekommen.

Warum ausgerechnet Intendant beim Staatsorchester in Koblenz? Offene Antwort: „Erstens, weil das hier eine echte eigenverantwortliche Leitungsfunktion ist. Und weil, zweitens, mir hier, anders als in Bielefeld, klar strukturiert erschien, welche Aufgaben die Rheinische Philharmonie als Theaterorchester und welche sie als Konzertorchester zu erfüllen hat.“ Dieser damalige Eindruck von ferne bestätigte sich gleich in den ersten Phase seines Koblenzer Dienstes: Klare Verhältnisse bei den Planungsgesprächen mit Theaterintendant Markus Dietze sowie mit dem Musik-Institut. Verlässliche Verbindungen in die Nachbarschaft: „Die traditionellen Konzertreihen und Gastauftritte beispielsweise in Mayen, Andernach oder Simmern sind auch für die Saison 2010/2011 wieder unter Dach und Fach“, so Lefers. Guter Name am überregionalen Konzertmarkt: „Etliche Konzertanfragen von auswärts liegen ebenfalls schon vor“, freut sich der Intendant.

Der Anfang ist gemacht, die Dinge lassen sich gut an. Lefers, dem die Kinder- und Jugendarbeit des Orchesters sehr am Herzen liegt, denkt aktuell darüber nach, „wie man die vielen guten SRP-Projekte in diesem Bereich unter einer Dachmarke bündeln und noch besser bekannt machen kann“. Auch neue Projekte sind bereits im Aufbau, so eine Fortsetzung der „(e)motion!“-Kooperation mit Handwerkskammer und ARGE. Auch privat sieht es prima aus: Die dreiköpfige Familie Lefers erwartet nicht nur in diesen Tagen die Geburt eines vierten Familienmitglieds, sondern hat auch ein schönes kleines Häuschen auf der Pfaffendorfer Höhe in Koblenz bezogen – „mit einem wunderbaren freien Blick aufs Rheintal“.  Andreas Pecht


(Erstabdruck 13. Woche 2010)

 
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