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2010-01-27 Kommentar:

Zum 40. Weltwirtschaftsforum in Davos

 

Elite-Talk im Scherbenhaufen
 

ape. 
Rocksänger Bono bezeichnete das Weltwirtschaftsforum in Davos einmal recht despektierlich als „Treffen fetter Katzen im Schnee“. Dennoch nahm er selbst mehrfach daran teil, suchte den Disput mit Managern, Politikern, gesellschaftlichen Persönlichkeiten aus aller Welt. Es gehört zu den Eigenarten dieses von rund 1000 global agierenden Wirtschaftsunternehmen getragenen, jetzt im 40. Jahrgang stattfindenden Exklusiv-Talks in der Schweiz, auch unliebsamen Kontroversen nicht aus dem Weg zu gehen.

Gut in Erinnerung ist aus dem vergangenen Jahr, wie Putin angesichts des Scherbenhaufens der Finanzkrise westliche Manager wie Schulbuben abkanzelte oder Chinas Präsident wider die Schuldenökonomie „mancher  Länder“ wetterte. Erinnerlich ist auch, dass Davos 2009 in Sack und Asche ging: Serviert wurde beim Forum Weißwein nebst Schnittchen statt Champagner und Kaviar. Die großmächtigen Banker gaben sich kleinlaut oder waren gleich daheim geblieben. Industrielle und Politiker pochten lautstark und in seltener Übereinstimmung auf neue strenge Regeln für die Finanzmärkte. Das war letztes Jahr. Von heute an bestünde in Davos die Möglichkeit, kritisch zu bilanzieren, was diesbezüglich in der Zwischenzeit geschehen ist.

Das Ergebnis würde sehr ernüchternd ausfallen. Erzbischof Reinhard Marx resümierte kurz vor seiner Abreise zum Forum treffend: Lerneffekte aus der Krise seien kaum spürbar und viel Zählbares nicht passiert. Der 71-jährige Forumsgründer Klaus Schwab sieht das wohl ähnlich. Unter seinem anspruchsvollen Motto fürs diesjährige Treffen – „den Zustand der Welt verbessern: Neu denken, neu gestalten, neu schaffen“ – will er die Reichen und Mächtigen auch mit dem Problem konfrontieren, dass im Finanzsektor „etwas grundsätzlich nicht funktioniert“.

Bleibt die Frage: Interessiert die das überhaupt noch? Schließlich ist die Weltwirtschaft laut jüngsten Erhebungen bester Hoffnung auf alsbald brummende Geschäfte. Die Banken fühlen sich nach steuerfinanzierten Frischzellkuren bereits pudelwohl. Spekulation und Absahnerei blühen wie ehedem. Der Rubel rollt wieder, was interessiert uns die Panik von gestern oder der Schlamassel von morgen.

Das Weltwirtschaftsforum kann nichts beschließen, aber die Diskussionen in Davos sind ein Barometer für Stimmung und Denkrichtung in den Führungsetagen rund um die Erde. Wird dort heuer hinter demonstrativer Nachdenklichkeit nicht auch der feste Wille zu einer substanziellen Neuordnung der Weltwirtschaft erkennbar – die versammelte „Weltelite“ hätte als Hoffnungsträger für eine gedeihliche Globalzukunft vollends ausgedient.
                                                                                       
Andreas Pecht


(Erstabdruck 28. Januar 2010)
 
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