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Geschrieben im Februar 2009:
Guten Tag allerseits,
 
24.02.

wegen einer aufsässig aus der Reihe tanzenden Bandscheibe musste ich die letzten, die "tollen", Tage das Haus hüten - und gab mir die volle Fernsehdröhnung Sitzungs- und Straßenfastnacht vom Bodensee bis nach Düsseldorf. Dazu noch ein paar Telefonate mit Gelegenheitsjecken, die hier und da vorort mitgetobt haben. Daraus ergibt sich ein recht interessanter Blick aufs karnevaleske Gesamtgetriebe 2009, durchaus hinreichend für ein launig-nachdenkliches Sessions-Resümee am Übergang zum Aschermittwoch. Nachlesbar hier:
2009-02-24 Kommentar:
Erhobenen Hauptes zum Kehraus. Eine Fastnachts-/Karnevals-Bilanz


Die übrige Zeit genutzt, um einen schon länger heranreifenden Abgesang auf die Zeit von Martin Schläpfer in Mainz zu vervollständigen. Man möge diesen würdigende Rückblick auch als persönlichen Dank für 10 Jahre hohen Ballettgenuss verstehen.
2009-02-23 Ballettwelt:
Ein Abgesang auf die jetzt endende Mainzer Ära Martin Schläpfer

  

19.02. (Weiberfastnacht)

sei kein Spielverderber! - - Angeregt von der heutigen Ausgabe meiner regionalen Frühstückszeitung (= Rhein-Zeitung) habe ich im Internet mal ein Ohr (= Auge) auf die neue Trend-Kulturtechnik des Twitterns geworfen.  Was, zur Hölle, ist das, soll das sein?? Ich stehe, zugegeben, ziemlich ratlos vor diesem Phänomen. Spontan gefällt mir am besten die Bezeichnung dafür: Gezwitscher. Es ist wie bei den Vögeln im Efeu an unserer Hauswand: Sie zwitschern in einer Tour. Was sie sagen wollen, wissen wir nicht.  Aber sie zwitschern, also sind sie - und unsereins freut sich, dass die gefiederten Mitbewohner noch leben und an diesem Hause hausen.

Menschliches Twittern positiv gesehen: Eine Form spielerischer Kürzest-Kommunikation mit ego-zentrierten Zügen, die blitzlichtartig Einblick in Augenblicksverschaltungen menschlicher Hirne gibt (sofern diese auf eine Bewusstseinsebene gelangen, die zumindest bis ins Rudimentär-Sprachzentrum wirkt). Letztlich also ein Spiel. Öffentlich ausgetragen - wie ehedem Klatsch, Tratsch und Gedöhns auf dem Wochenmarkt oder im Salon - wird's zum Gesellschaftsspiel. Und gegen den Menschen als spielenden (homo ludens) gibt es schließlich nichts einzuwenden.

Die Frage nach dem Nutzwert ist eine ganz andere. Aber wer fragt schon nach dem Nutzwert von Spielen, wo das Wesen des Spiels ja gerade darin besteht, weder vernünftig noch nützlich sein zu müssen. Frage: Soll auch ich twittern? Ach, der Drang, es zu tun, hält sich in Grenzen - vielleicht bin ich einfach zu alt dafür. Allerdings: Bereits  in jungen Jahren waren die ganz schnellen und ganz kurzen Nummern nicht so meine Sache. Ich schau mir die Twitterei mal eine Weile an, des voyeristischen Vergnügens wegen, das, wenn ich es richtig verstehe, schließlich EINES der zentralen Merkmale dieser Pieps-Spiel-Kultur ist.

Anderes, lokales (Koblenz) Thema: 

Wurde eben aufmerksam gemacht auf ein Filmchen mit dem Titel "Die Schängel-Parade", produziert als cineastischer Beitrag zur alternativen Koblenzer Fastnachtssitzung "Blaue Bütt". Der Streifen ist auf youtube einsehbar
http://www.youtube.com/watch?v=wcbgc_t4xMU   
und dokumentiert die Bemühungen prominenter Lokalmatadoren, der Liebe zu ihrer Heimatstadt gesanglich Ausdruck zu verleihen. Ich hatte mich immer gefragt, womit Troubadix seine Gallier so sehr gegen sich aufbringt, dass die jedesmal mit dem Schlachtruf "DU SOLLST NICHT SINGEN!" über ihn herfallen. Jetzt, da ich Oberbürgermeister Schuwi und Oberstadtführer Kniffke e tutti quanti singen hörte, weiß ich es endlich. Mein Vorschlag für ein neues Schlussbild des wohl als Fastnachts-Satire gedachten Streifens: Die Sangeskünstler gefesselt und vor allem geknebelt vor dem Schängel-Brunnen hockend, streng bewacht von einer Abteilung Koblenzer Stadtsoldaten.
       

16.02.

Man muss im Augenblick etwas aufpassen, in Sachen Finanz- und Wirtschaftskrise das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Womit keineswegs gesagt sein soll, die Finanzjongleure würden zu hart angepackt oder die allfälligen Regulierungsforderungen seien überzogen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Geldmarkt-Chaoten sitzen noch immer auf dem hohen Ross, und von Regulierung wird zwar überall großmäulig geschwatzt, aber realiter geschieht nichts, das die Bezeichnung verdient hätte und auch nur halbwegs dem nahe käme, was die Öffentlichkeit erwartet und was nötig ist.  

Allerdings schüttet das Kind mit dem Bade aus, wer jede aktuelle ökonomische Krisenerscheinung ursächlich den Börsen-Zockern in die Schuhe schiebt. Es sei daran erinnert, dass schon vor dem Platzen der Immobilienblase der hundsgewöhnliche Krisenzyklus jede Menge Abschwungsignale an allerhand Türen klopfte. Der Boom, von dem Otto Normalo kaum was hatte, war bereits vorher vorbei. Die Party der besoffenen Geldscheffler ist NICHT selbst die "systemische Krise", von der geredet wird. Dieser Tanz beschleunigt und verschärft nur enorm die Krise, mit der unsere abstruse Wirtschaftsweise sozusagen routinemäßig die Welt drangsaliert. Alles durchgeknallten Börsenfreaks anzulasten, verharmlost das tatsächliche Problem: den ganz normalen Unverstand des ganz normalen Kapitalismus.        


13.02.

"Viele Bürger der Industrienationen sind im Boom nicht wohlhabender geworden, und sie wollen jetzt nicht die Rechnung für die Party der anderen bezahlen."

Ein sehr schön die aktuelle Stimmung "unten" beschreibender Satz, gefunden eben in einem "Zeit"-Artikel von Uwe Jean Heuser. Dieser Gedanke findet derzeit mancherlei Ausdruck. Besonders interessant, von der deutschen Presse aber nur wenig beachtet, sind in dieser Hinsicht Entwicklungen in Großbritannien: Erstmals seit den 1980ern kommt es dort wieder zu "wilden Streiks". Die Arbeiter lassen sich nicht im geringsten davon besänftigen, dass dem Land eine Labourregierung vorsteht. "Das ist nicht unsere Krise" sagen die kleinen Leute aus den Fabriken und Büros, die über Jahre fleißig, sparsam und bei ihren Lohnforderungen sehr zurückhaltend waren. Die Erfahrung, dass solches Wohlverhalten nicht belohnt wird, sondern mit kaltschnäuziger Selbstverständlichkeit für das Vabanque-Spiel des großen Geldes ausgenutzt, könnte eine nachhaltig prägende sein.      


07.02.

Weil sie alle selbst involviert sind, schweigen die meisten Zeitungen tunlichst über den sich seit Jahren und jetzt verschärft bei ihnen vollziehenden Wandel. Den fasst Wolfgang Storz (Ex-Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau") heute im  Branchen-Sonderling "taz" so zusammen: "Die Verleger deformieren den Journalismus und ihnen wird dabei geholfen". Wer hilft? "Bundesweit bedeutsame Journalisten", die versuchen, "der Krise der Zeitungen mit den Regeln der Betriebswirtschaft zu begegnen". Was dazu führe, dass sie "aus der Rolle fallen", so Storz mit Hinweis auf Chefredakeure, die zugleich Verlagsleiter sind und Verleger, die sich zugleich als Chefredakteur gerieren.    

Hier geht's direkt zum Storz-Artikel >


04.02.

Normalerweise sind mir innerkirchliche Entwicklungen ziemlich gleichgültig - solange sie nicht die Trennung von Kirche und Staat zu unterlaufen trachten oder die Staatspolitik in ihrem Sinne beeinflussen wollen.  Was könnte es schließlich den Nichtgläubigen, den Andersgläubigen oder den säkularen  Staatsdiener angehen, ob bei den Katholen: lateinisch oder deutsch gebetet wird; die Priester frauenlos leben müssen oder nicht; Ehen geschieden werden dürfen oder nicht; der Katholizismus sich als einzig wahre Kirche versteht oder nicht.....? Das sind alles Dinge, die nur die Katholen selbst betreffen. Sollen sie zusehen, wie sie mit sich und der Welt ins Reine kommen. Es möge ein jeder nach eigener Fasson glücklich (oder unglücklich) werden. Der religionsneutrale Staat - und nur der - garantiert das allen.

Strenggenommen handelt es sich auch beim Fall Williamson um die innere Angelegenheit einer von vielen Religionsgemeinschaften. Wenn die vatikanische Kurie meint, einen solchen Typen wieder an ihr Herz drücken zu müssen, mag das Dummheit sein, arrogante Chuzpe oder Leichtfertigkeit gegenüber Antisemitismus in den eigenen Reihen. Aber was sie aus (selten nachvollziehbaren) dogmatischen oder kirchenpolitischen Gründen oder wegen irgendeiner Erleuchtung seiner Heiligkeit auf dem Stuhl Petri nicht lassen kann, das muss sie dann halt tun. Den Schaden fügt die katholische Kirche sich selbst zu, die Unruhe in den eigenen Reihen nebst dem Ansehensverlust außerhalb sind vorderhand ihr eigenes Problem. 

Anders verhält sich die Sache, wenn Williamson oder einer seiner Brüder im Geiste sich auf die Kanzel,r vor die Kamera, gar vor Schulklassen stellen und den Holocaust leugnen. Dann ist das, erstens, ein Vorgang, der die allgemeine Öffentlichkeit betrifft und  daher öffentliche (Protest-)Reaktion verlangt. Dann wäre das, zweitens, in Deutschland und etlichen anderen Ländern ein Bruch weltlichen Gesetzes; mithin ebenso ein Fall für den Staatsanwalt wie  hierzulande Bombem-Predigten eines Dschihad-Mullahs.

Bemerkung am Rande: Völlig abstrus ist der derzeit im Netz kursierende und wohl von ganz rechts außen lancierte Gedanke, der Fall Williamson sei eine moderne Version des Falls Galileo Galilei. Der Gedanke stützt sich darauf, dass der Vatikan jetzt Williamson zum Widerruf seiner Holocaust-Leugnung zwingen wolle. Mal davon abgesehen, dass jedem aufgeklärten Menschen die Methode "widerrufe nur und sogleich bist du ein Guter" immer ziemlich suspekt vorkommen muss: Im Fall Galilei ging es um ideologisch begründete Ausmerzung wissenschaftlicher Faktizität, im Fall Williamson geht es um die Wahrung historischer Faktizität (=Holocaust) gegenüber ideologisch begründeter Lüge (= Holocaust-Leugnung). Das ist schon ein fundamentaler Unterschied.    


01.02.

Februar, der Sehnsuchtsmonat. Weil: Noch stecken wir mitten im Winter, haben aber eigentlich schon die Nase voll von Kälte und kurzen Tagen. Hilft nichts, bis zum ersehnten Frühling ist es halt noch eine Weile hin - weshalb Depressionen im Februar womöglich weiter verbreitet sind als im sprichwörtlich grauen November.

Ein Ende der Finanzkrise ist nirgends in Sicht. Es mehren sich vielmehr Stimmen, die davon künden, dass der Bankrott des Geldsystems totaler ausfällt, als bisher angenommen. Es mehren sich auch die Anzeichen, dass die Geldjongleure bislang gar nichts gelernt haben. Die Rettungsschirme der Staaten halten sie offenbar für ganz selbstverständlich, ebenso, dass sie daraus die Fortzahlung ihrer persönlichen Gigantgehälter und Boni ziehen können. Man kann sich nur noch fassungslos an den Kopf greifen:

Die Herrschaften fahren in ihrer Verantwortungslosigkeit und Unfähigkeit die Weltwirtschaft an die Wand und gönnen sich hernach - etwa in den USA - Erfolgsboni nie gekannter Größenordnung. Kein Wunder, dass Obama vor laufender Kamera aus der Haut fährt. Ähnlich bezeichnender Fall bei uns: Die Bankrotteure der Hypo Real Estate haben Dutzende Milliarden Staatshilfen bekommen, betteln jetzt aber trotzdem darum, der Staat möge direkt einsteigen.

Und jetzt kommt's: Im Gegenzug bieten die Hypos an, ihre  Managmentgehälter auf 500 000 Euro (!!!) pro Jahr zu begrenzen. Die Burschen haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank:
500 000 Euro Gehalt - für so eine Summe müssen normalsterbliche Lohnabhängige 10 bis 20 Jahre fleißig, verlässlich und korrekt malochen. Hier aber meinen Komplettversager, derartige Ansprüche nicht nur erheben, sondern gar als großherzig bescheidenen Zug verkaufen zu können.

Oh nein, mit "Neiddebatte" hat die Empörung über solche Chuzpe beileibe nichts mehr zu tun. Der Kragen muss einem schon platzen, wenn man nur das "Leistungsprinzip" zum Beurteilungsmaßstab nimmt. 
        

 
Wünsche Erhellung und Anregung
bei der Lektüre nebenstehender neuer Texte
Andreas Pecht

2009-01 Guten Tag allerseits:
Vom Monat Januar 2009


2008-12 Guten Tag allerseits:
Vom Monat Dezember 2008


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