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2009-12-02 Analyse Teil 2:

Im Vorfeld der Weltklimakonferenz Kopenhagen ein Blick auf aktuelle politische Bedingungen

 

Die Hoffnung vergeht zuletzt
 
 
ape. Wird die am Montag beginnende Weltklimakonferenz mit einem Abkommen enden, das die Staaten auf konkrete Ziele zur CO2-Reduktion verpflichtet? Oder bleibt es bei vagen Erklärungen und Vertagung? Schien vor wenigen Tagen noch ein  Scheitern der Konferenz wahrscheinlich, häufen sich jetzt Anzeichen, dass zumindest ein Schrittchen in die richtige Richtung möglich sein könnte.
 
„Wir kennen das Problem. Wir kennen die Lösungen. Wir wissen, was wir tun müssen“, erklärt der dänische Premier Lars Løkke Rasmussen, Gastgeber der Klimakonferenz. Das Problem: der von Menschen verursachte Klimawandel. Die Lösung: Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen bis 2050 um mindestens die Hälfte. Um dies zu erreichen, muss sich die internationale Gemeinschaft auf größtmögliche Anstrengungen einigen – zu denen alle Staaten das Ihre beitragen. Doch beim  letzten Schritt steckt der Teufel im Detail nationaler Interessen.

Die EU-Länder drängen für Kopenhagen auf ambitionierte und bindende Klimaschutz-Verpflichtungen. Schwellen- und Entwicklungsländer bestehen auf dem von Chinas Regierungschef Wen Jiabao formulierten Grundsatz der "gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung". Soll heißen: Sie wollen nicht mit Beschränkung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung heute für die Sünden geradestehen, mit denen in den vergangenen 150 Jahre der Lebensstandard der alten Industrienationen erkauft wurde und noch wird.

Bei der Bemessung der Klimaschutzpflichten fordern Schwellen- und Entwicklungsländer seit langem eine Berücksichtigung der CO2-Bilanz pro Kopf. Sie liegt in den USA derzeit sieben mal so hoch wie in China und 20 mal so hoch wie in Indien. Weshalb sich die Begeisterung der Industrieländer für die Pro-Kopf-Rechnung in Grenzen hält. Doch ohne das Mitziehen der großen Schwellenländer ist wirksamer Klimaschutz ebensowenig erreichbar wie ohne die USA. Barack Obama hätte gerne die von seinem Vorgänger verfolgte Blockade gegenüber internationalen Klimaabkommen durchbrochen. Aber die politischen Widerstände sind groß in den USA.

So führten bis Anfang vergangener Woche scheinbar völlig festgefahrene Fronten dazu, dass viele Diplomaten, Umweltverbände und Klimawissenschaftler die Kopenhagener Konferenz bereits frustriert abschrieben. Unerwartet ist nun neue Bewegung ins Spiel gekommen. Plötzlich signalisierte Russland, sich auf Ziele zur CO2-Reduktion einlassen zu wollen. Plötzlich verkündete auch Obama konkrete Reduktionspläne für die USA. Plötzlich erklärte Jiabao, dass China beabsichtige, seinen CO2-Ausstoß deutlich geringer steigen zu lassen als die Wirtschaftsleistung.

Damit ist die Kuh nicht vom Eis und dem Klima noch nicht geholfen. Denn die von Russland, China und den USA genannten Planziffern zur CO2-Reduktion liegen noch entsetzlich weit unter dem, was für die Begrenzung des Klimawandels auf ein bewältigbares Maß errechnet wurde. Auch nach den jetzt verkündeten Absichten würde die globale CO2-Emission über das Jahr 2020 hinaus weiter ansteigen.

Immerhin hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass man das Klimaproblem nicht länger ignorieren kann, dass man reden muss miteinander und ein jeder sich auch bewegen. 85 Staats- und Regierungschefs haben inzwischen ihr Kommen angesagt. Der jüngste Commenwealth-Gipfel sprach der Kopenhagener Konferenz historische Bedeutsamkeit zu; auch die Schwellen- und Entwicklungsländer wollen sie offenbar nicht abschreiben: Eben trafen sich Klimadiplomaten aus Südafrika, Brasilien, China, Indien und dem Sudan, um stellvertretend für die G77-Staaten eine  „produktive Marschrichtung“ für Kopenhagen zu bereden.

Dass dort der eigentlich unaufschiebbare Durchbruch zu einem ehrgeizigen Kyoto-Folgeabkommen erzielt wird, darauf mag kein Beobachter wetten. Zumindest spricht einiges dafür, dass der weltweite politische Prozess hin zu mehr Klimaschutz nicht vollends zum Erliegen kommt. Zu wenig wird es sowieso sein.  Andreas Pecht  


2009-12-01 Analyse Teil 1:
Im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Kopenhagen ein Blick auf den Stand der Wissenschaftsdiskussion



(Erstabdruck Woche 49 im Dezember 2009)


 
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