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2009-10-12b: Musikwelt

Interview mit Cellist Julian Steckel über CD-Einspielung mit Werken von Bloch, Korngold und Goldschmidt
 

Drei Cello-Konzerte von jüdischen Komponisten
 
 
ape. 

Julian Steckel gilt als einer der bemerkenswertesten Vertreter der jüngeren Cellisten-Generation. Der 1982 im pfälzischen Neustadt geborene, heute in Berlin lebende Musiker hat in den vergangenen Jahren wiederholt erfolgreich mit der Rheinischen Philharmonie konzertiert. Im nationalen und internationalen Rahmen mehrfach ausgezeichnet, gehörte er 2008 auch zu den Preisträgern des 1. Rhein-Mosel-Musikpreises. Steckel nimmt jetzt zusammen mit dem SRP drei Cello-Konzerte auf. Ein Gespräch mit dem Cellisten über diese recht ungewöhnliche CD-Produktion.


Frage:

Herr Steckel, Sie spielen mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie eine CD ein, die Chefdirigent Daniel Raiskin bereits im Vorfeld als "sehr interessantes Projekt" bezeichnet hat. Worum handelt es sich dabei?

Steckel:

Wir nehmen Werke von drei jüdisch-europäischen Komponisten des 20. Jahrhunderts auf. Von Ernest Bloch, Erich Wolfgang Korngold und Berthold Goldschmidt. Zum Teil ist die Aufnahme schon realisiert. Im November kommt dann noch der Mitschnitt des Koblenzer Konzertes mit den Stücken von Bloch und Korngold hinzu, sodass wir am Ende für die CD einen schönen Mix aus Live- und Studiomaterial haben.


Frage:

Eine Scheibe mit Werken nur von jüdischen Komponisten, das lässt auf ein über das rein Musikalische hinausgehendes Interesse schließen. Was hat Sie bewogen, dieses spezielle Projekt in Angriff zu nehmen?


Steckel:

Erstmal waren es doch ganz pragmatische Gründe. Ich hatte den Borletti-Buitoni-Award in London gewonnen, der es mir auch finanziell erlaubte, ein größeres Projekt ins Auge zu fassen, eben die Vorbereitung auf eine Einspielung mit Orchester. Nun will man natürlich etwas machen, das noch nicht in hundertfacher Version als CD vorliegt. Also gilt es, seltener gespielte und aufgenommene Werke zu finden, auszuwählen und zu einer interessanten Zusammenstellung zu vereinen. Werke, die es wert sind, aufgenommen zu werden.


Frage:

Und wie sind sie dann auf das jüdische Trio gekommen?


Steckel:

Aufhänger war „Schelomo“- eine hebräische Rhapsodie für Cello und Orchester- von Bloch. Das wollte ich unbedingt machen, denn ich liebe es seit meiner Kindheit über alles. Schon als junger Musiker war ich dem wunderbaren Stück begegnet und davon begeistert. Bloch war also gesetzt. Die Frage stand nun im Raum: Womit lässt es sich passend kombinieren? Meine Recherchen – und übrigens auch Repertoiregespräche mit Daniel Raiskin – führten mich dann zu den beiden anderen jüdischen Komponisten, zu Korngold und Goldschmidt mit ihren Cello-Konzerten.


Frage:

Also ist das Projekt Ergebnis rein pragmatischer Erwägungen?


Steckel:

Nein, die waren nur der Ausgangspunkt und trafen rasch mit meiner starken Affinität zu jüdischer Musik zusammen. Mein erster langjähriger Cello-Lehrer in Saarbrücken, Ulrich Voss, war ein entschiedener Förderer der Beschäftigung mit Werken jüdischer Komponisten bei seinen Schülern. Diese frühen Lehrjahre liegen zwar schon eine Weile zurück, aber die damaligen Prägungen, das Interesse und die Liebe zu dieser Musik sind geblieben.


Frage:

„Schelomo“ von Bloch lieben Sie seit Kindertagen. Was reizt Sie an den Werken von Korngold und Goldschmidt?


Steckel:

Beides sind sehr attraktive Cellokonzerte. Korngolds opus 37 in einem Satz war ja ursprünglich als Soundtrack für den Hollywoodfilm „Trügerische Leidenschaft“ von 1946 mit Bette Davis entstanden. Eine opulente Komposition zu einem Liebesdrama mit Cellistin, technisch sehr anspruchsvoll – das ist eine reizvolle Herausforderung. Goldschmidts Cello-Konzert habe ich bei meinen Recherchen wiederentdeckt. Ich kannte es vorher nur vom Hörensagen, hatte es aber nie im Konzert erlebt. Ein wunderbares Werk, hochdramatisch, aber auch mit intensiven leisen, lyrischen Teilen. Und sehr anspruchsvoll für den Solisten.


Frage:

Wie sind Sie darauf gekommen, sich die Rheinische Philharmonie als Partner für diese Einspielung zu wünschen?


Steckel:

Das Koblenzer Orchester und mich verbindet eine langjährige Partnerschaft. Wir haben in den zurückliegenden sieben, acht Jahren immer wieder miteinander musiziert, was natürlich musikalisch wie menschlich sehr schön ist. Die Arbeit mit diesem guten Orchester hat mir immer viel Spaß gemacht – denn da sind die Leute aufgeschlossen und wahnsinnig nett, da geht es einfach menschlich zu. Das ist nicht überall selbstverständlich.


Frage:

Wann, glauben Sie, kommt die CD auf den Markt?


Steckel:

Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, müsste das Frühjahr 2010 der Fall sein.

(Das Fragen stellte Andreas Pecht)

Weitere Infos:

www.juliansteckel.com
www.rheinische-philharmonie.de

Erstabdruck im Oktober 2009

Rheinische Philharmonie, Cello-Konzerte von jüdischen Komponisten, Julian Steckel, Interview

 
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