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2009-08-17a Porträt:

Was ist und will die GDKE? Eine Annäherung an die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz


Die Hüter unserer Altertümer
 
 
ape. Rheinland-Pfalz. Wer sich in Rheinland-Pfalz als Tourist, Forscher oder sonst Interessierter mit Geschichte und Altertümern befasst, stößt alsbald auf das Kürzel GDKE. Das steht für  „Generaldirektion Kulturelles Erbe“. Unter dem Dach dieser noch jungen Einrichtung des Landes haben sich mehrere Institutionen zusammen gefunden, denen eines gemeinsam ist: Sie sind Hüter des wertvollsten Schatzes, den Rheinland-Pfalz neben Menschen und Natur besitzt – seiner Burgen, Schlösser, Denkmäler und historischen Artefakte.

Mainz, Schillerstraße 44, Erthaler Hof. Dort hat der „Herr der Altertümer“, wie Thomas Metz bisweilen augenzwinkernd genannt wird, sein Büro. Ein passender Dienstsitz für den Generaldirektor der sechs Direktionen, die in der GDKE Rheinland-Pfalz vereint sind. Der barocke Adelssitz von 1741 hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, ist heute eine bauliche Perle für Mainz, zumal nach der wissenschaftlich fundierten jüngsten Restaurierung. Die gilt als vorbildlich – was für ein Domizil erwartet werden darf, das neben dem Chef der Generaldirektion Kulturelles Erbe obendrein die Direktionen Landesdenkmalpflege und Landesarchäologie beheimatet.

Die übrigen vier Mitglieder der GDKE-Familie sind andernorts ansässig. Da wäre die frühere Schlösserverwaltung, heute „Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer“, mit Sitz auf der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein. Da wären die drei Landesmuseen als je eigene Direktion in Trier, Koblenz, Mainz. Bis kurz nach der Jahrtausendwende waren das alles eigenständige Dienststellen, jede für sich handelnd. Seither verweben sie sich zum landesweiten Netzwerk mit gut 350 Mitarbeitern. Darin behalten zwar die Fachbereiche ihre speziellen Zuständigkeiten. Doch nützen sie finanzielle und personelle Ressourcen jetzt gemeinsam.

„Das wichtigste an der GDKE aber ist“, betont Thomas Metz, „dass die unterschiedlichen Fachbereiche miteinander reden, ihre Kompetenzen bündeln und so gemeinsame Projekte auf neuem Qualitätsniveau ermöglichen.“ Im Idealfall ergeben sich  Nutzeffekte gleichermaßen für Wissenschaft, Denkmalpflege, museale Präsentation sowie für die Steigerung des Publikumsinteresses an den Kulturschätzen im Land. Wie geht das? Metz schildert Beispiele. 

Arbeiten im Verbund: der Fall Trier. Dort hatte sich früher das Landesmuseum nur um seine Ausstellungen gekümmert. Hatte sich die Landesarchäologie mit der Hebung römischer Hinterlassenschaft befasst. Deren „Bespielung“ war dann Sache des Amtes Burgen, Schlösser, Altertümer. Derweil passte die Denkmalpflege auf, dass nix verschandelt wird. Jeder für sich, manchmal wohl auch der eine gegen den andern. Vorbei! Die große Konstantin-Ausstellung 2007 befeuerte den Schulterschluss; auch dank der Erkenntnis, dass externes Publikum Trier in seiner Ganzheit als Antikenmetropole wahrnimmt – oder gar nicht.

Die Vernetzung verändert seither vieles. Eine neue Dachmarke fällt auf, mit der Trier nun international präsentiert wird: „Zentrum der Antike in Deutschland“. Das ist nicht großmäuliges Werbegeklapper, sondern zutreffender Schluss aus historischen Fakten. Diese werden durch die Trierer Römerstätten zusammen mit den Ausstellungen des Landesmuseums erhellt und handfest belegt. Und das keineswegs nur mittels toter Objekte. Neben die Ausweitung lebendiger Museumsdidaktik auf die Antikenstätten treten unter anderem szenische Erlebnisführungen. In Trier spielt „Der Gladiator“ den Mittler zwischen Menschen von einst und heute, in Koblenz „Der ewige Soldat“ und „Die Muse“. Im GDKE-Netz werden positive Erfahrungen vom einen Ort auf andere übertragen: Auch in der Pfalz führen nun Profi-Schauspieler Besucher via sinnlichem Erlebnislernen in die Geschichte.

Arbeiten im Verbund: der Fall Bundesgartenschau Koblenz 2011. „Da wirken alle sechs Direktionen zusammen“, so Metz. Die Restaurierung der Festung Ehrenbreitstein ist eine Mammutaufgabe für mehrere Fachbereiche; Forschung am historischen Objekt und dessen Sanierung sowie begleitende Darstellung des Prozesses in der Öffentlichkeit gehen Hand in Hand. Ein für die GDKE generell zusehends typisch werdendes Vorgehen. Die Wiederherstellung der kurfürstlichen Gärten am Koblenzer Schloss nach historischen Entwürfen des Gartenbauers Lenné bedarf der Zuarbeit von Archäologen. Deren Erkenntnisse über Lenné dokumentiert dann eine Ausstellung im Landesmuseum Koblenz. Parallel werden die  anderen Landesmuseum das Gartenbauthema in eigenen Ausstellungen erweitern: Trier mit Blick auf die antiken Villen, Mainz mit dem Aspekt „Wasser“.

Arbeiten im Verbund: der Fall „Staufer“-Kampagne 2009/2010.  Mehrere GDKE-Gliederungen haben mit einem Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz überspannenden  Großthema zu tun: „Die Staufer“, Herrschergeschlecht des 12. und 13. Jahrhunderts. Im Zentrum steht eine große Ausstellung 2010 im Reiss-Engelhorn-Museum Mannheim. Das wissenschaftliche Symposium dazu liegt indes in Verantwortung des Mainzer Landesmuseums und findet jetzt im September dort auch statt.

„Die GDKE“, so Metz, „wird das starke Interesse für das Thema nutzen, um die Aufmerksamkeit auf die Staufer-Spuren in Rheinland-Pfalz zu lenken.“ Die gibt es reichlich. Viele pfälzische Burgen, vorneweg die Trifels, sind mit den Staufern eng verbunden, ebenso Mainz. Selbst der Norden ist wichtig: In St. Kastor zu Koblenz wurde anno 1138 Konrad III., im Handstreich wider die Welfen, als erster Staufer zum König gewählt.

Wer aufmerksam den Gedanken folgt, die Thomas Metz um die GDKE strickt,  begreift: Hier geht es um viel mehr als bloß Aufwertung der Altertümer zum touristisch besser verwertbaren Standortfaktor. Es geht um Erforschung, Bewahrung, Vermittlung von Geschichte, um Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für die anhaltende Bedeutung unseres Herkommens. Nicht zuletzt geht es darum, das „Land der Reben und Rüben“ wieder begreifbar zu machen als Region im Zentrum Europas, in der sich geschichtlich prägende Linien schnitten – von der Frühzeit über Antike und Mittelalter bis zur Romantik, im Guten wie im Schlechten.  Andreas Pecht


Über die zentrale Website der Generaldirektion führen Links zu den Internet-Auftritten aller sechs Fachdirektion. Dort gibt es weitere Informationen über deren Arbeit, die von ihnen betreuten Objekte/Projekte sowie aktuelle Hinweise auf Ausstellungen, Führungen und zahlreiche Veranstaltungen.
www.gdke-rlp.de      



(Erstabdruck 32. Woche im August 2009)
 
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