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2009-07-30 Feature:

Kulturinteressierter Rundgang im Geiste (auf Basis vorliegender Planungsinfos)
 

Eine Zeitreise zur BUGA Koblenz 2011
 
 
ape. Koblenz. Drei Damen aus dem Stab für die Bundesgartenschau (BUGA) 2011 stehen engagiert Rede und Antwort. Veranstaltungschefin Sonja Kitz, Marketingleiterin Karin Bommersheim und Pressereferentin Christiane Gandner sprechen über Konzepte, Pläne, Initiativen, Kooperationen für die Gartenschau und deren täglich wechselndes Programm. Während sie reden, entstehen auf Basis ihrer Informationen im Kopf Bilder, die sich zu einem fantasierten Rundgang auf der BUGA verdichten. So könnte es einmal sein ...
 
Frühsommer des Jahres 2011. Koblenz von der Sonne verwöhnt. Hauptbahnhof, Freunde aus Süddeutschland abholen. Die wollen auf die Bundesgartenschau. „Willkommen – Welcome – Bienvenue zur BUGA Koblenz“. Bahnhof und Vorplatz herausgeputzt; Blumen zuhauf, Plakate, Hinweisschilder und freundliche Guides sind konzentriert auf ein Thema: Bundesgartenschau. Freunde aus der Ferne, ihr habt nun die Wahl: Umsteigen in die S-Bahn, 30 Sekunden bis zum Haltepunkt Mitte, dann fünf Minuten zu Fuß bis zum BUGA-Eingang Schloss. Oder: Umsteigen in den Pendelbus und 20 Minuten Fahrt zum BUGA-Eingang Hochplateau Ehrenbreitstein. Oder: Raus aus dem Bahnhof und vom Einheimischen binnen 15 Spazierminuten zum Schloss geführt.

Fragezeichen in den Gesichtern. Die Gäste von außerhalb können sich die räumliche Verteilung der Gartenschau nicht vorstellen, wissen nur, sie ist dreigeteilt. Hüben unten, drüben oben. Wo anfangen? „Lass uns ein bisschen gehen, haben im Zug genug gesessen.“ Unterwegs stellt sich heraus, die Freunde wollen nicht bloß Blümchen gucken. Sie haben vorab aus dem tagesaktuellen Internet-Auftritt der BUGA ein paar Programmpunkte gefischt, die sie besonders interessieren. Kurzseminar über Biogärten, über Küchenkräuter-Anbau. Vielleicht noch eine Demonstration zur Kunst der Imkerei oder einen Vortrag über heimische Bäume, die nach Einkreuzung südeuropäischer Verwandter den Klimawandel besser verkraften sollen.

Und Kultur wollen sie erleben. Den abendlichen Besuch der vom Stadttheater für die BUGA inszenierten Open-air-Oper haben wir schon im Vorfeld verabredet und gebucht. Von den Gartenschau-Konzerten der Rheinischen Philharmonie Koblenz und ihrer Kollegen von der Staatsphilharmonie Ludwigshafen lässt sich heute leider keines erwischen – zeigt ein Blick auf die Bildschirme mit dem Tagesprogramm am Schlosseingang zur Gartenschau. Wenn wir's allerdings geschickt anstellen, könnte unser Rundgang am Spätnachmittag mit einem halbstündigen Kammerkonzert der Villa Musica auf der kleinen Bühne des Schlossgartens enden.

Das man an der Kasse etwas anstehen muss, war zu erwarten, das reizenden Empfangskomitee nicht: Stelzenläufer in historischen Kostümen machen auf Kurfürstlichkeit. Dann mitten durchs Schloss hinein ins Gelände, durch die rekonstruierte Gartenbaukunst des preußischen Baumeisters Lenné flanieren. Plötzlich steht da einer, rezitiert inbrünstig Verse. „Was ist das, Heinrich Heine?“ „Nö, Achim von Arnim.“ „I wo, das stammt von der Günderrode.“ Rätselraten, das sich auf diesen kleinsten gemeinsamen Nenner einigt: Romantische Verse sind's, rheinromantische. Dazu passt etwas weiter eine ins Grün eingefügte sphärische Klanginstallation. Dazu passt, dass wir dem bis dahin Erlebten nachsinnen –  sitzend auf einer breiten Treppe, an deren letzter Stufe der Rhein entlangströmt.

„Wo ist denn nun eure berühmte Seilbahn?“  Gemach, ein Stückchen noch. Die Gäste wundern sich, der Gastgeber grinst: Denn es geht erstmal raus aus dem BUGA-Gelände (I), ein Weilchen die neu hergerichtete öffentliche Rhein-Promenade entlang. Zwischen den Bäumen hindurch sehen wir sie schließlich von unten schräg hinauf an der Festung Ehrenbreitstein vorbeischweben und hinter dem Höhenkamm verschwinden – die Seilbahn. Nahe der Talstation heißt es, Karten vorzeigen und wieder rein ins BUGA-Gelände (II). Den Besucher zieht es nun fast automatisch zur Station. Das Leitsystem jedoch hält dagegen. Wer nämlich gleich in die Gondel steigt, verpasst den Blumenhof, das Ludwigmuseum, das Deutsche Eck und die moselseitigen Gartenschau-Einrichtungen.

Wir lassen die Schwebe-Attraktion mitsamt Warteschlange erstmal links liegen. Was so schwer   nicht fällt, weil inzwischen Durst wie Hunger plagen – und jenseits der Station eine Ballung gastronomischer Institutionen Erleichterung verspricht. Hätte unsere Gruppe Kinder dabei, würden die wohl noch mit vollen Backen nach nebenan abdüsen zum Clownstheater. Ein mit Plattformen in unterschiedlicher Höhe gegliederter Marktplatz kann als Amphitheater oder Ruhezone genutzt werden. Dort gestaltet untere anderem Freund Berti Hahn das Programm mit Klein- und anderer Kunst, mal tagsüber für Kurzbesucher, mal abends für Dagebliebene und Hiesige.

Wir kriegen (nach einem Abstecher zur zeitgenössischen Kunst im Ludwigmuseum) gerade noch den Auftritt eines Chores mit. Den hat nun nicht Berti fürs „Café Hahn auf der BUGA“ engagiert, sondern der Landeschorverband geschickt. Dann geht’s aufs Seil, rüber über den Rhein, rauf auf die Festung. Viereinhalb Minuten in luftiger Höh' mit schöner Aussicht nebst momenthaftem Nervenkitzel „was wäre, wenn...“. Oben ausgestiegen gehen meine Lieben im BUGA-Hauptgelände (III) bald getrennter Wege. Die Zeit verrinnt zu schnell, als dass alle den großen Rundgang plus sämtliche von ihnen ausgesuchte Programmpunkte gemeinsam bewältigen könnten.

Florale, naturkundliche, ökologische Themengärten unter freiem Himmel, Pflanzen-Exotik in Hallen, anbei Vorträge, Seminare, Führungen –  und dazwischen Werke der Bildenden Kunst: Skulpturen, Installationen, ausgesucht von einem eigens eingerichteten Kuratorium. Nebenher ein vergeblicher Versuch, meinen Gästen zu vermitteln, dass es hier noch bis 2008 bloß Asphaltparkplatz, Wiesenparkplatz, Fußballplatz, Panzerabstellplatz und jede Menge Gestrüpp gegeben hat. Geblieben sei bloß die alte Festung selbst. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit, so schniecke restauriert und museal interessant aufgeräumt präsentiert sie sich als Großartefakt innerhalb der Gartenschau.

Ein Blick noch auf die überdachte große Kulturhauptbühne im Festungsgraben, wo nachher Oper gegeben wird. Dort war in den Vorwochen der Kultursommer des Landes eröffnet worden, werden noch Sinfonieorchester auftreten, Chorwettbewerbe, Bläser-Tage und allerhand mehr stattfinden. Doch wir machen Schluss für diesmal; der viel zu kurze Tag neigt sich, der Rückweg zieht sich – und die kleine Gesellschaft will noch ein bisschen privatim ruhen, bevor es später zwecks Opernbesuch wieder zur Festung geht.                                                               Andreas Pecht


Infos:  http://www.buga2011.de

(Erstabdruck 31. Woche im Juli 2009)
 
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