Thema Kultur
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2009-06-26 Schmuckszene:

Die alte Edelsteinstadt Idar-Oberstein nimmt in der zeitgenössischen Schmuckdiskussion wieder eine wichtige Stellung ein


Schmuck ist in vielfacher Hinsicht wertvoll

 
Der nachfolgende Artikel entstand als Beitrag zu einer dieser Tage erscheinenden Sonderseite in der Rhein-Zeitung, die sich anlässlich des jetzt 150-jährigen Bestehens des Deutschen Edelsteinmuseums mit der Schmuckstadt Idar-Oberstein befasst.
 

ape. IDAR-OBERSTEIN.
Es ist seltsam: Etwas fürs Überleben scheinbar so Unwichtiges wie Schmuck hat die  Menschheit ihre ganze Geschichte hindurch begleitet. Keine Epoche, keine Kultur, die schmucklos wäre. Schon die frühesten Menschen  schmückten sich. Und nichtmal Maos Kulturrevolutionäre verzichteten darauf. So banal und billig deren roter Stern an der Mütze sein mochte, er war doch ein Schmuckstück – in diesem Fall äußere Demonstration einer inneren Haltung. Der Blechstern soll Schmuck sein? Der frühzeitliche Fetisch aus Knochen und Federn auch? Ebenso militärische Rangabzeichen und Orden?

Es steht Idar-Oberstein als bedeutendstem Schmuckzentrum in Rheinland-Pfalz und neben Pforzheim ältester und wichtigster Schmuckstadt Deutschlands gut zu Gesicht, auch bei der Erörterung solch grundsätzlicher Fragen eine herausragende Stellung einzunehmen. Dies geschieht verstärkt wieder seit 2005. Jahr um Jahr kommen seither auf Einladung der Stadt und der dortigen  Fachhochschulabteilung für Edelstein- und Schmuckdesign Studierende, Schmuckkünstler und wissenschaftliche Kapazitäten aus ganz Europa zur Symposien-Reihe „SchmuckDenken“ zusammen. Deren langfristiges Ziel ist es, eine schier unbegreifliche Lücke in der Kunstgeschichte zu füllen. Darin nämlich mangelt es an einer Theorie  des Schmucks.

Man glaubt gemeinhin zu wissen, was Schmuck sei: Ansehnliches Accessoir, aus edlem Stein und/oder Edelmetall kunstvoll geformt, von Menschen am Körper getragen zwecks eigener Verschönerung. Doch was so selbstverständlich scheint, wird der  Bedeutungsvielfalt von Schmuck nicht annähernd gerecht. Schon der Blick auf den Ehering führt zu ganz anderen Schmuckfunktionen als bloß Schönheit. Er ist äußeres Symbol für ein Versprechen auf Liebe, Treue, Fürsorge, Zusammengehörigkeit. Im Vordergrund steht die sozialpsychologische Funktion. Ähnlich verhält es sich mit Königskrone oder Bischofsring: Sie waren vor allem Symbole der Macht.

Die Idar-Obersteiner Symposien diskutierten über die Jahre viele Funktionen von Schmuck jenseits körperlicher Verschönerung: Mittel der Brautwerbung, Geldanlage, Statussymbol, Zeichen für Gruppenzugehörigkeit oder auch Ausdruck für Normverweigerung, Instrument der Erinnerung, Glücksbringer, religiöses Signum. . . Dass Schmuck bloß der individuellen Verschönerung diene, diese Ansicht verbreitete sich erst im späten 19. Jahrhundert. Je weiter zurück man in der Kulturgeschichte geht, umso höher der reale Nützlichkeitswert, den die Menschen ihrem Schmuck zusprachen. Bestes Beispiel dafür sind Fetische und Zauberamulette, ohne die an Glück, Gesundheit, Fruchtbarkeit oder an den Schutz vor bösen Geistern gar nicht zu denken war.

Der Wert von Schmuck bestimmt sich einerseits aus der Bedeutung, den der Besitzer  ihm beimisst. Weshalb auch „billiger“ Schmuck für diesen oder jenen überaus wertvoll sein kann. Warum aber ist andererseits der Geldwert „echten“ Schmucks so enorm hoch? Das lässt sich schön in der Dauerausstellung des Edelsteinmuseums ergründen: Es sind die Mühen und Mengen menschlicher Arbeit, die es kostet, der Erde seltene Steine und Metalle zu entreißen, sie hernach in unzähligen Arbeitsgängen kreativ in individuellen Schmuck zu verwandeln.     Andreas Pecht


Unfangreiches Dossier über Symposien-Reihe "Schmuck-Denken" unter 2009-05-25a Schmuck-Denken I bis V

(Erstabdruck Woche 27 im Juni 2009)


Schmuckkunst, Schmuckdiskurs, Idar-Oberstein, 150 Jahre Deutsches Edelsteinmuseum


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