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2009-06-04 Kommentar:

Zur Rede von Barack Obama in Kairo

 

Es gibt keinen Kampf der Kulturen

 
ape. Programmatische Reden lassen sich leicht belächeln, denn ihnen haftet oft ein Quantum Utopie und Idealismus an. So auch der Ansprache von Barack Obama in Kairo. Doch gerade wegen ihres zugleich von humanistischen Idealen wie von realpolitischen Wünschen gelenkten Blickes nach vorne ist es eine große Rede geworden. Indem sie kritisch und selbstkritisch über den Tellerrand vergangener Fehler und Verletzungen, immergleicher Schuldzuweisungen, festgefügter Feind- und Weltbilder hinausschaute, macht sie ein neues Miteinander zumindest vorstellbar.

Der amerikanische Präsident sprach zur muslimischen Welt – zugleich aber auch zu den eigenen Leuten und zu uns. Kern seiner Botschaft: Es gibt keinen Krieg der Kulturen, sondern in der allseits vernetzten Welt nur die Notwendigkeit, friedlich miteinander auszukommen. Bedingung dafür ist gegenseitige Achtung, ist Umgang auf gleicher Augenhöhe, ist gemeinsame Ablehnung von menschenverachtender extremistischer Gewalt. Der Grundgestus von Obamas Ansprache zielte darauf, den Islam als gleichwertigen Teil des Kulturerbes und der Völkergemeinschaft zu betrachten.

Deshalb betonte er die historisch bedeutsamen Beiträge des Islam zur Zivilisation, etwa in Mathematik, Medizin, Architektur. Deshalb verwies er auf sieben Millionen Muslime und 1200 Moscheen in den USA. Der Islam, so sein Gedanke, ist nicht der Feind, sondern wertvoller Bestandteil auch Amerikas, wie Christentum, Judentum, Aufklärung ebenfalls.

War die Rede ein Kniefall vor dem Islam? Mitnichten. Sie skizzierte vielmehr in selbstbewusstem Werben für Demokratie, Religionsfreiheit und Menschenrechte einen Weg verträglichen Zusammenlebens. Auf diesem Weg soll niemandem eine Staatsform oder Religion aufgezwungen werden. Auf diesem Weg sollen Israelis und Palästinenser wechselseitig ihr Existenzrecht in je eigenem Staat anerkennen. Fromme Wünsche oder Neuanfang? Zumindest ein so nie dagewesenes Bemühen um globale Verständigung.                                                             Andreas Pecht


(Erstabdruck 5. Juni 2009)

Zum englischen Originalmanuskript von Obamas Rede:  http://zelos.zeit.de/online/2009/24/obama-kairo.pdf

 
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