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2009-05-27 Feature:

Bundesgartenschau (BUGA) 2011 am Rhein-Mosel-Eck
 

Koblenz buddelt sich dem größten Event seiner Geschichte entgegen

 
ape. Koblenz. Als am 23. April Eröffnungsbilder von der Bundesgartenschau 2009 in Schwerin durch alle Nachrichten flirrten, stockte manchem Koblenzer der Atem. Er war beeindruckend, der Blick über schwimmende Gärten hin zum prächtigen Schweriner Schloss. Für einen Moment kamen Zweifel auf, ob aus all den Baustellen, die Koblenz derzeit überziehen, je etwas Vergleichbares erwachsen kann. Das Selbstbewusstsein kehrte rasch zurück: Die Bundesgartenschau (BUGA) 2011 in Koblenz würde mit ihrem Angelpunkt am legendären Zusammenfluss von Rhein und Mosel, dem Deutschen Eck, auf ganz eigene Art richtig etwas hermachen.


Vor dem Kurfürstlichen Schloss zu Koblenz häuft sich Aushub zum hässlichen Gebirge. Daneben klafft ein riesiges Loch, in dem alsbald alle Tage ein paar hundert Autos unterkommen sollen.  Drunten Tiefgarage, drüber repräsentative Gartenanlage. Durch letztere werden - sollten sich die Hoffnungen der Planer erfüllen - von  April bis Oktober 2011 via Schlosspassage zwei bis drei Millionen Besucher die erste Bundesgartenschau auf rheinland-pfälzischem Territorium betreten.

Das im späten 18. Jahrhundert als Residenz des letzten Trierer Erzbischofs und Kurfürsten im Stile des französischen Frühklassizismus erbaute Schloss macht äußerlich guten Eindruck. Drinnen indes gibt es kaum Interessantes, da reihen sich bloß Amststuben diverser Bundesbehörden aneinander.  Der historische Komplex verläuft parallel zum Rhein, von Strom getrennt nur durch eine Parkanlage und die Uferpromenade. Und eben die bilden dann das erste von insgesamt drei Arealen, auf die sich die BUGA Koblenz erstrecken wird: linksrheinisch das Schloss als Entree zum Ausstellungsteil Rheinufer, eineinhalb Kilomter stromabwärts unmittelbar hinter dem Deutschen Eck der Teil Blumenhof/Moselufer; rechtsrheinisch auf der Höhe schließlich Festung Ehrenbreitstein nebst Vorgelände. 

Warum drei voneinander getrennte Areale? Weil es anders nicht geht. Weil es eben Eigenart dieser alten Stadt ist, von Rhein und Mosel zerschnitten zu sein. Die Ensembles Schloss und Strom, Deutsches Eck sowie Festung Ehrenbreitstein signalisieren den zentralen Gedanken im Konzept dieser Gartenschau: ihre Bindung an die historischen, geografischen sowie kulturmythologischen Besonderheiten des Ortes. Die BUGA-Macher fassen das mit den Leitmotiven Wasser, Europa, Rheinromantik und Unesco-Welterbe.

„Wasser“ liegt wegen der Prägung durch die beiden Flüsse auf der Hand. „Europa“ rührt vom Selbstverständnis der Stadt als historischem Schnittpunkt in der Mitte des alten Kontinents. „Rheinromantik“ bezieht sich auf die kulturelle Bewegung, in deren Rahmen Dichter, Maler, Musiker die an Burgen überreiche Flusslandschaft von der Moselmündung über die Lorely bis zum Rheingau im 19. Jahrhundert als Raum der Sagen und Herzens-Sehnsüchte weltberühmt machten. „Unesco-Welterbe“ schließlich stellt quasi die Zusammenfassung der vorherigen Aspekte dar: Koblenz als Berührungspunkt zweier Welterbe-Gebiete, des Oberen Mittelrheintales und des Limes.

Am Deutschen Eck werden derzeit Mengen an Stahl und Beton in die Uferbefestigungen gerammt und gepresst. Die Flusspromenaden entlang wir gehämmert und gebaggert, fallen alte Bäume, werden junge gepflanzt. Durch die Stadt wandern Monat um Monat große und kleine Baustellen. Das Plateau auf dem Ehrenbreitstein ist eine einzige gewaltige Baugrube; die Festung selbst wurde zu großen Teilen eingerüstet und mit Arbeitsfolien abgedeckt – man meint Christo am Werk.

Es dauerte, bis am Ort begriffen war, dass es bei dieser BUGA nicht einfach um die Aufwertung irgendwelcher ohnehin knapper Grünflächen mittels Gartenbaukunst geht. „Koblenz verwandelt“ - das zentrale Motto für die BUGA 2011 unterstreicht den Anspruch des Groß-Events, nicht nur mit einer vorübergehenden Blüte ein Millionenpublikum anzulocken, sondern städtebauliche  Akzente von nachhaltiger Wirkung zu setzen. Dafür spricht auch die Geldmenge, die Kommune und Landesregierung in das Projekt pumpen: mehr als 100 Millionen Euro. Summen, die anfangs allerlei Kritiker auf den Plan riefen. Sie sind inzwischen überwiegend verstummt, mussten sich der wachsenden BUGA-Euphorie und jener Rechnung beugen, wonach die Gartenschau mindestens 400 Millionen Euro Umsatz in Stadt und Region spülen würde. Die auf Jahre positiv nachwirkenden Effekte für Stadtmarketing, Tourismus sowie Lebensqualität am Ort gar nicht eingerechnet.

Ob dies Kalkül aufgeht, weiß niemand. Ob die Koblenzer das nachher neue Gesicht ihrer Stadt mögen werden, auch nicht. Ob das mit 3000 Veranstaltungen angereicherte „Gesamtkunstwerk“ aus Gartenbau, historischer Bausubstanz, Landschaft und Kultur beim Publikum zündet, steht ebenfalls in den Sternen. Als ausgemacht darf allein gelten, dass die Nachrichtensendungen am 15. April 2011 (Tag der BUGA-Eröffnung) allesamt an einem Motiv hängen werden: einer Seilbahn vom Deutschen Eck quer über den Rhein hinauf zur Festung Ehrenbreitstein.

Die Gondelbahn ist ein Koblenzer Traum seit jeher, jede Projektierung bis dato aber gescheitert an Finanzen und/oder technischen Problemen. Letztgültig schien es aus mit dem Traum, als das Obere Mittelrheintal 2002 zum Unesco-Welterbe erklärt wurde, dessen nördliches Portal durch Deutsches Eck  und Festung Ehrenbreitstein markiert sind. Wie der Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden im Widerspruch zum Welterbestatus der Elbe-Stadt steht, so würde eine Seilbahn in Koblenz von der Unesco als nicht tolerierbarer Eingriff in die Welterbe-Substanz am Rhein betrachtet. Und doch macht die Bundesgartenschau die Seilbahn jetzt möglich: Als vorübergehende Einrichtung, die nach drei Jahren wieder demontiert wird – andernfalls die Aberkennung des Welterbestatus für das gesamte Mittelrheintal droht.

Wie in Dresden die Brücke, so war in Koblenz die Seilbahn Gegenstand heftigen Disputs.  Inzwischen haben alle Seiten ihren Frieden gemacht mit dem Kompromiss eines Dreijahresbetriebes. Vorerst. Wenn es 2013 ans Abbauen geht, könnte der Streit wieder voll entflammen – zu verlockend ist die über den Rhein schwebende Bahn als dauerhafte Touristenattraktion. Doch bis dahin hat's noch Zeit. Zuvor kommt 2011 die Bundesgartenschau selbst – und bis es soweit ist ist, muss sich Koblenz eben mit einem Dasein als Baustelle bescheiden. Andreas Pecht



Infos:  
http://www.buga2011.de

 
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