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2009-05-21 Kommentar:

Zum Aus für die Warenhäuser Hertie

 

Die Beschäftigten sind jedenfalls
nicht schuld
 
ape.  

Und plötzlich geht’s ganz schnell, stehen 2600 Hertie-Beschäftigte vor dem beruflichen Nichts. Zehn Verhandlungsmonate waren für sie zehn Monate zwischen Hoffen und Bangen. Würden sie weiter ihren Lebensunterhalt verdienen können? Oder würden sie Stempeln gehen müssen – mit der ungewissen Perspektive auf neue Arbeit oder Abrutschen in die Hartz-IV-Klasse? Nach zehn Monaten beschloss nun die Gläubigerversammlung: Hertie wird dichtgemacht. Feierabend.


Wer ist schuld? Die Gläubiger? Sie werden draufzahlen. Der Insolvenzverwalter? Er hat sein bestes getan. Die Investorengruppe, die sich für Hertie interessierte, aber wieder absprang? Sind die Hertie-Eigentümer schuld? Wer sind die überhaupt? Ungefähre Antwort: Eine niederländische Firma MABV, die einem amerikanischen und einem britischen Unternehmen gehört. An letzterem hängt einerseits ein Immobilien-Hedgefond, andererseits halten diverse westliche Magnaten Anteile an der britischen Firma, deren Kreditlinien unter anderem von der Deutschen Bank gedeckt wurden.


Anwälte der Hertie-Eigentümer und Insolvenzverwalter zanken. Die Eigentümer behaupten, 180 Millionen Euro in Hertie investiert zu haben. Die Gegenrede des Insolvenzverwalters lässt sich so interpretieren: Die Herrschaften waren an den Kaufhäusern nie interessiert, sondern nur an der „Verwertung“ der Hertie-Immobilien. Weshalb der Einstieg anderer Investoren an völlig überhöhten Mietforderungen scheiterte. Fragen, über die sich trefflich streiten lässt. Auch darüber, ob sich Stadtkaufhäuser mit Multi-Sortiment nicht sowieso überlebt haben. Oder: Ob die Kaufhaus-Landschaft nicht ohnehin an Überkapazitäten leidet.


Mag so sein. Doch auf Managment-Strategien hatten die Belegschaften nie Einfluss. Entschieden wurde „oben“. Im Falle Hertie von Leuten, die ihren Profit in Immobilien suchen, nicht mit Hemden und Hosen handeln. Die „unten“ müssen auslöffeln, was sie sich nicht selbst eingebrockt haben. 2600 fleißige Hertie-Mitarbeiter sind so wenig schuld an der Misere wie die Kommunen, die jetzt wegen der Schließung „ihres“ Hertie-Kaufhauses weitere Verödung von Stadtbezirken fürchten. Idar-Oberstein ergeht es so. „Wirtschaft muss wieder den Menschen dienen“ forderte der Bundespräsident neulich. Richtig. Das kommt aber nicht von alleine. Wieviele Fälle Hertie braucht es, bis dem großen Politikerwort die wirkliche politische Tat folgt?

                                                                                Andreas Pecht             


 
(Erstabdruck am 22. Mai 2009)


 
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