Kolumne »Guten Tag allerseits«
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Sie finden hier die gesammelten Intro-Texte aus der Startseite von www.pecht.info im Monat Mai 2008 (beginnend beim ältesten Text, abwärts zu den jüngeren fortschreitend)
2008-05-08
Guten Tag allerseits,
weil das Wetter im Augenblick so schön ist und das Hirn nicht alle Tage schweren Stoff verwursten kann, heute nur drei kurze Antworten zu immer wieder mal auftauchenden Leserfragen hinsichtlich des Innenlebens dieser Internetpräsenz.

1. Zeigt www.pecht.info alle Texte an, die ich schreibe?
Nein. Gut 25 Prozent tauchen hier gar nicht auf. Es handelt sich sich dabei etwa um Exklusivbeiträge, deren Verwertungsrechte ich vollständig an den Auftraggeber verkauft habe. Oder um Brotarbeiten im Bereich Werbung/PR, die keinem journalistischen Anspruch folgen. Oder aber um Reden, Vorträge, Seminarmanuskripte, die nicht von jedermann abgreifbar sein sollen, weil ich selbst damit noch vor Publikum gehen möchte.

2. Was weiß ich über die Struktur der Leserschaft?
Nicht besonders viel. Die anonyme Besucherstatistik des Providers kann einen Teil der Besucher Postleitzahlbereichen zuordnen. Danach kommt das Gros der Leserschaft aus den Postleitbezirken 51 bis 67, also nördliches Rheinland-Pfalz, angrenzendes NRW inklusive Großraum Köln/Bonn, Großraum Rhein-Main, West-Hessen und nordwestliches BaWü. Scheint logisch, angesichts der regionalen Gebundenheit  vieler meiner Artikel. Neuerdings erreichen auch Zugriffe aus dem Saarland eine statistiusch erfassbare Größenordnung, was wohl von meinen in diesem Jahr begonnenen Schreibereien für das dort erscheinende Kulturmagazin "opus" herrührt. Abseits davon gibt es einige ziemlich stabile Besucher-Konzentrationen, die ich mir nicht auf Anhieb erklären kann: um Freiburg, um Lübeck, um Berlin sowie im Raum Leipzig. In der Schweiz gibt es gehäufte Zugriffe aus dem Raum Basel, in Österreich aus der Umgebung von Graz.

3. Warum tauchen auf www.pecht.info mal beinahe täglich einer oder mehrere neue Texte auf, dann wieder über längere Zeit fast gar keiner?
Läbe is so: Geist willig, Fleisch..... Im Ernst aber hat das objektive Gründe und ist (leider) kein Ausdruck häufig wiederkehrender Urlaubsphasen. Mal ballen sich die Termine und Recherchen für gleich mehrere Projekte bei diversen Medien; mal nimmt eine Schreibarbeit eben eine ganze Reihe von Tagen in Anspruch; dann wieder gibt es Sperrfristen für etliche Texte. So entsteht bei der Publikation ein unregelmäßiges Wechselspiel zwischen Fülle und scheinbarem Leerlauf. Das lässt sich im Ein-Mann-Betrieb eben nicht ändern. 


Wünsche anregende Lektüre nebenstehender neuer Texte,
Andreas Pecht
 
2008-05-17
Guten Tag allerseits,
am 8. Mai dieses Jahres und während der Folgetage ging unter miteinander befreundeten oder sonst in regelmäßigem Austausch stehenden Journalisten quer durch die Republik eine Leseempfehlung um. Ihr "Hast du gelesen?" oder "Musst du unbedingt lesen!" bezog sich auf einen Artikel des Chefredakteurs a.D. der "Zeit" Theo Sommer in eben dieser Zeitung über den Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt. Der Artikel stand unter der Überschrift "Der erste Diener dieses Blattes" und war eine Hommage an Schmidt anlässlich von dessen Einstieg bei der Wochenzeitschrift als Herausgeber im Mai 1983, also vor 25 Jahren.

Einen ebenso launigen wie interessanten Text hat Sommer da geschrieben. Die Leseempfehlung der schreibenden Zunft indes bezog sich vor allem auf die darin zitierte Passage aus einem alten Brief oder schriftlichen Statement, mit dem der damalige "Zeit"-Chefredakteur dem damals neuen "Zeit"-Kollegen Schmidt erklärte, was eine Zeitungsredaktion vom Regierungsapparat unterscheidet. Wie zu hören ist, haben inzwischen etliche Redakteure diverser Blätter und Medienanstalten besagtes Zitat auf dem einen oder anderen Wege ihren amtierenden oder ehemaligen Chefs "gesteckt". Sie werden wohl ihre Gründe dafür haben. Hier nun zur geflissentlichen Kenntnisnahme die Passage im Wortlaut:

"Eine Redaktion ist ein pulsierender Organismus, kein hierarchisch aufgebautes Ministerium, und der Chefredakteur ist kein weisungsausführender Staatssekretär. Ich will nicht regen Köpfen einbläuen, was sie zu denken haben. Links und rechts die Pflöcke einschlagen, die den Korridor des bei uns Möglichen markieren - gern, aber dabei in Kauf nehmen, dass die Ochsen und Kälber manchmal an Elektrodraht kommen. So viel Duldsamkeit, so viel Leidensfähigkeit muss ein Chefredakteur aufbringen. Ich dächte, ein Verleger auch."                     Muuhh!

Wünsche anregende Lektüre nebenstehender neuer Texte,
Andreas Pecht
2008-05-25:
Guten Tag allerseits,
Zur Begrüßung heute ein paar Gedanken über Benzinpreise und die Mobilitäts-Falle, in die hirnrissige Verkehrspolitik eben jetzt vor allem die Landbevölkerung laufen lässt.

Die schiere Masse der tagein, tagaus passierenden Automobile stellt  für Anwohner von Ortsdurchfahrten eine schmerzhafte Einschränkung der Lebensqualität dar. Weshalb auf dem Land der Ruf nach neuen Ortsumgehungsstraßen verständlich ist, und etwa im Westerwald sich die Politik jüngst wieder überschlägt mit Planungen zum Ausbau des Straßennetzes. Krux an der Sache: Besagte Anwohner sind selbst Autofahrer, sind also Leidtragende und Verursacher des Übels zugleich.

"Es bleibt uns ja nichts anderes übrig, als mit dem Auto zu fahren", rechtfertigen  die Menschen in den ländlichen Regionen ihr Verhalten. Sie haben durchaus recht. Denn das nördliche Rheinland-Pfalz etwa besteht fast nur aus ländlichen Räumen, und ein Öffentliches Nahverkehrsnetz, das den Namen verdiente, gibt es hier nicht einmal im Ansatz. In dieser Hinsicht sind Taunus und Westerwald, Eifel und Hunsrück  während der vergangenen 25 Jahre in die Steinzeit zurückgefallen.  

Nun reden alle vom hohen und unaufhörlich weiter steigenden Benzinpreis, aber kaum jemand zeigt jenen Kommunal- und Landespolitikern den Vogel, die munter das Gros der finanziellen Ressourcen in den Ausbau des Straßennetzes stecken wollen. Hirnrissiger geht es kaum mehr in einem Moment, da unübersehbar geworden ist, dass es sich beim automobilen Individualverkehr um ein alsbald überholtes Mobilitätssystem handelt und die vordringliche Aufgabenstellung lautet: Eine Alternative schaffen.

Man denke sich einfach die Tendenz zu relativem und zu absolutem Mangel an Treibstoff noch ein paar Jahre weiter. Relativer Mangel meint: Die weltweite Nachfrage nach Sprit und Heizöl wird fortdauernd erheblich zunehmen, wird die Fördermenge immer deutlicher übertreffen. Absoluter Mangel meint: Parallel zur steigenden Nachfrage sinkt die Menge des geförderten Öls infolge fortschreitender Erschöpfung der globalen Öllagerstätten. Unübersehbare und unaufhaltsame Folge: Der Preis für Sprit und Öl steigt kontinuierlich, und er steigt schnell. Der Liter Benzin zu 2 oder 2,50 Euro (= 5 DM) ist keine Frage von Jahrzehnten, er wird sich binnen nur einer handvoll Jahren einstellen - und dann weiter steigen.

Nachvollziehbar, aber sinnlos das Verlangen, der Staat möge seinen Steueranteil auf Benzin absenken. Heraus käme für den privaten Geldbeutel allenfalls eine kurze Verschnaufpause - während der die objektiv knapper werdende Ressource Öl nur noch flotter verknappt, also wiederum schneller teurer würde. Bis nach einigen Monaten, längsten zwei bis drei Jahren die Steuersenkung beim Sprit von dessen "normaler" Preissteigerung aufgefressen wäre.

Für manchen ist Bezin schon heute schier unbezahlbar. Dieser Bevölkerungsanteil wird sehr rasch zunehmen. Und dann? Dann wird schon sehr bald das Geschrei überall dort besonders groß sein, wo kein alternatives Mobilitätssystem zum individuellen Autoverkehr existiert. Dann  werden sich besagte Politiker fragen lassen müssen: Warum habt ihr uns sehenden Auges in diese Falle geführt, statt rechtzeitig Entwicklung und Aufbau eines intelligenten Öffentlichen Nahverkehrsnetzes in Angriff zu nehmen, das - wie in Berlin oder Stuttgart oder selbst im ländlichen Raum um Karlsruhe - unsere Mobilität sicherstellt?

Das Problem mit den Politikern ist, sie trauen sich nicht oder sie wollen nicht der Deutschen liebstes Kind als das bezeichnen, was es eher morgen als übermorgen ist: ein Auslaufmodell. So wird die Auto-Narretei wohl erst über den Spritpreis stürzen - das allerdings bereits in nächster Zeit. Nur schade, dass dann die ländlichen Räume nichts haben, auf das sie schnell zurückgreifen können. Weder ein halbwegs brauchbares Öffentliches Nahverkehrsnetz, noch jenen Bevölkerungsteil, der sich mit dieser Fortbewegungsart bereits vertraut gemacht hat und sie nicht mehr missen möchte.  

Siehe zu diesem Thema auch die Glosse unter folgendem Link
2008-05-25 Quergedanken:
Aberglaube macht sexy



Wünsche Erhellung und Anregung
bei der Lektüre nebenstehender neuer Texte
2008-05-30:
Guten Tag allerseits,
auch heute bleiben wir beim Thema Benzinpreis. Dessen  Höhenflüge sorgen für allerhand Unruhe, die vor allem im Ausland zu teils rabiaten Protesten eskaliert und dort wie hier eine Menge ziemlich wirkmächtiger Fragen aufwirft.

Die betreffenden Gedanken, die an dieser Stelle zuletzt (25. Mai) geäußert wurden, haben inzwischen Eingang in einen größeren Artikel gefunden:  2008-05-30a Analyse: Stellt der Spritpreis die Vorherrschaft des Autos in Frage?

Darin wird u.a. die Notwendigkeit des raschen Aufbaus eines alltagstauglichen Öffentlichen Personennahverksnetzes für die ländlichen Räume im nördlichen Rheinland-Pfalz entwickelt. Das gilt natürlich auch für manch andere vergleichbare Region in Deutschland (und anderswo). Zu erwarten sind Abwehrreflexe nach der Devise: Aber wir haben doch Busverbindungen,  dass die so dünn sind, liegt an der mangelnden Nutzung durch die Bevölkerung. Zu erwarten sind ferner Gegenfragen wie: Was denn unter "alltagstauglichem ÖPNV auf dem Land" überhaupt zu verstehen sei.

Persönliche Erfahrungen mit den ÖPNV-Netzen in Berlin, Stuttgart und Rhein-Main, aber auch mit S-Bahn-Systemen im nicht-urbanen Karlsruher Umland sowie entlang der Verbindung vom Oberen Neckar bis in die Pfalz ließen uns im Freundeskreis neulich ein Anforderungsprofil an einen ÖPNV auch auf dem Land formulieren. Wenn Folgendes erreicht würde, könnten vier der sieben im Westerwald und in der Eifel wohnenden Autofahrer, die um den Tisch versammelt waren, ihr Fahrzeug meistens stehen lassen oder ganz abschaffen, die anderen drei Ihre Kilometerleistung mindestens halbieren:
- Erreichbarkeit eines Netzzugangs (Haltestelle)  fußläufig in maximal 10 Minuten ab Haustür;
- von dort regelmäßig in hinreichender Dichte getaktete Fahrverbindung (= alle 30 Minuten oder häufiger, im ungünstigsten Fall stündlich) direkt zum Nahziel oder zur Anschlussstelle an schnelle Regioverbindungen;
- Fahrzeiten zum Zielort nicht wesentlich länger als mit dem Auto bei dichtem Verkehr.
- Fahrpreise deutlich unter den automobilen Kosten.

Das wäre die Zielvorgabe, der die Verkehrsplaner möglichst nahe kommen müssten, bei entsprechendem Wollen und Ressourceneinsatz auch könnten. Was in den Ballungsräumen technisch und logistisch geht, bedarf auf dem Land natürlich besonderer Modifikationen. Dazu braucht's Ideen, Klugheit jede Menge Flexibilität  und Stehvermögen. Dazu braucht's den Mut, mit der Geldverschwendung im Dienste der Infrastruktur für den automobilen Individualverkehr aufzuhören. Lauter Dinge, die während der vergangenen Jahrzehnte im blinden Vertrauen auf die ewig währende Vorherrschaft des Autos  verschütt gegangen sind.

Noch einmal: Je höher der Benzinpreis klettert, umso mehr Menschen können sich von nun an das Autofahren objektiv nicht mehr leisten. Woraus folgt: War die automobile Kurzsichtigkeit bislang vor allem ein Umweltproblem, so macht der Treibstoff-Markt sie nun obendrein zum regelrechten Mobilitätshemmnis und damit zum Schädling für die wirtschaftliche wie soziale Attraktivität der ländlichen Standorte. Wo kein alltagstaugliches Öffentliches Nahverkehrsnetz existiert oder schnell aufgebaut wird, dort wird sehr bald Diaspora sein. (Wie beim Personenverkehr, so übrigens auch beim Güterverkehr.)
 
Wünsche Erhellung und Anregung