Thema Menschen / Initiativen
Thema Kultur
homezur Startseite eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor Seitenübersicht • sitemap • Plan du siteÜbersicht sitemap Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken

2008-10-11b Aus der regionalen Musikwelt:

Nach 32 Koblenzer Dienstjahren geht der SRP-Konzertmeister in den (Un-)Ruhestand
 

Dem Geiger Sedat Sen zum Abschied
 
ape. Koblenz. Wer ihn sieht, würde nie vermuten, dass der Mann heuer schon das Pensionsalter erreicht. Aber am 30. November 2008 gibt der Geiger Sedat Sen mit dem  Matinee-Konzert „Stunde der Philharmonie 2“ im Görreshaus seinen musikalischen Ausstand aus dem regulären Berufsleben – nach 32 Jahren als Konzertmeister bei der Rheinischen Philharmonie. An diesem Vormittag wird er „seinem“ Philharmonischen Ensemble Koblenz vorstehen. Die in wechselnden Besetzungen musizierende Vereinigung hat Sen 1979 ins Leben gerufen, vor allem auch um der am Ort zuvor wenig beachteten Kammermusik jenseits von Klaviertrio und Streichquartett Gehör zu verschaffen.
 
Dies Ensemble gehört zu jenen zahlreichen Initiativen, die im mittelrheinischen Musikleben auf Sedat Sen zurückgehen, oder an denen der 1943 in Mazedonien Geborene von Anfang an, dann stets über viele Jahre maßgeblich beteiligt war. Die Reihe „Stunde der Philharmonie“ zählt dazu, ebenso die Konzert-Reihe in der Galerie Handwerk oder das von ihm 1999 gegründete und seither geleitete Streichorchester „Sinfonietta Koblenz“ aus Profis und Laien. Im Hauptberuf Konzertmeister beim SRP, widmete er gleich vom Dienstantritt in Rheinland-Pfalz am 29. August 1976 an auch einen großen Teil seiner freien Zeit der Förderung des Musiklebens in seiner Wahlheimat.

Wie Sedat Sen mit Leib und Seele Orchester- und Kammermusiker ist, so ist er seit Jahrzehnten auch mit ganzen Herzen Lehrer für den musikalischen Nachwuchs. Im ersten Koblenzer Jahr schon wurde er als Lehrbeauftrager an die Erziehungswissenschaftliche Hochschule EWH, nachher Universität Koblenz-Landau, berufen. Diese Funktion hat er bis heute inne. 1982 übernahm er die Leitung von Kammermusikkursen beim Arbeitskreis „Musik in der Jugend“ (AMJ), 1996 baute er die Internationalen Meisterkurse in Schloss Liebig (Kobern-Gondorf) auf, 2005/2006 initiierte und leitete er die von Goethe-Institut und der Kulturstiftung Koblenz unterstützten deutsch-zypriotischen Streicherworkshops. Lehrtätigkeiten führten ihn obendrein in die Schweiz, nach Polen, Norwegen und Japan.

„Kammermusik ist die beste Schule“ möchte Sen angehenden Orchestermusikern zurufen. Sie war es auch für ihn. Am Ort seiner Kindheit, dem ehemals jugoslawischen Tito Veles, bekam der 7-jährige Sedat seine erste Geige in die Hand. Die türkischstämmige Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen - das Instrument hatte der Vater, ein  Volksschullehrer, selbst gebaut. Als der Junge zwei Jahre später mit der ersten richtigen Violine die örtliche Musikschule besuchte, dachte noch niemand an eine Laufbahn als Berufsmusiker. Chirurg wollte der Bub werden, dem Fußballspielen und Skifahren durchaus noch wichtiger waren, als Geige zu üben. Doch der Vater winkte ab. 1957 siedelte die Familie in die Türkei über. In Izmir begann Sedat eine Feinmechanikerlehre, bevor mit der Ausbildung am dortigen Konservatorium und schließlich dem Violinstudium an der Musikhochschule Ankara die Lebensweichen endgültig in Richtung Musik gestellt wurden.

Sedat Sen zog es nach Westeuropa, in die Kernlande der Klassik. Ein schwieriger Weg – Freunde, Förderer, das Goethe-Institut, der Deutsche akademische Austauschdienst halfen dem jungen Talent. 1969 endlich das Stipendium für die Musikakademie Detmold, Studium bei Lukas David, Meisterklasse bei Tibor Varga, in dessen Kammerorchester er reifte. 1972 Konzertexamen und im gleichen Jahr noch Anstellung als 2. Konzertmeister beim Städtischen Orchester Heidelberg. Ein knappes Jahr nur konnte er bleiben, dann musste der damals noch türkische Staatsbürger Sen sich binnen 48 Stunden in Istanbul zum Militärdienst melden. Der dauerte wegen der Zypern-Krise lange. Erst 1975 kam der Geiger zurück nach Deutschland, stieg nach einer erneuten Phase im Kammerorchester von Tibor Vargas schließlich als Konzertmeister beim SRP ein.

32 Jahre ist das her. Längst hat der verheiratete Vater einer erwachsenen Tochter die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, längst ist ihm Koblenz Heimat geworden. Und was nun Herr Sen? Was kommt nach der Pensionierung? „Ich werde auf keinen Fall Orchideen züchten oder Kaninchen mästen!“, verspricht der lebhafte Mann lachend. Er hat Pläne – allemal geht es dabei um Musizieren und Musik-Lehren. Näheres will er vorerst nicht verraten. Aber dass da noch einiges kommt, weiß, wer Sedat Sen kennt.                                                    Andreas Pecht

(Erstabdruck Woche 41 im Oktober 2008)
 
Diesen Artikel weiterempfehlen was ist Ihnen dieser Artikel
und www.pecht.info wert?
 
eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor
eMail an webmaster • eMail to webmaster • contact webmastereMail an webmaster Seitenanfang • go top • aller en-hautan den Anfang Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken