Thema Kultur
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2008-09-25 Aus der regionalen Musikwelt:

Gemeinsame Arbeit zwischen Rheinischer Philharmonie und Grundschule Vallendar vorbildlich

 
Patenschaft führt „Kinder zum Olymp“
 
ape. Koblenz.  19. September 2008, Berlin. Die kleine Abordnung vom Mittelrhein ist aufgeregt, besser gesagt: freudig erregt. Denn die Vertreter der Karl d’Ester Grundschule Vallendar und des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie (SRP) dürfen im „Haus der Kulturen der Welt“ eine außerordentliche Auszeichnung für gemeinsames Tun entgegen nehmen. Unter den Beiträgen von 1000 teilnehmenden Schulen aus sämtlichen Bundesländern konnte ihr Goethe-Projekt beim Wettbewerb „Kinder zum Olymp! – Schulen kooperieren mit Kultur“ einen der 30 begehrten Siegerplätze erringen.

Den bundesweiten Wettstreit unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler hatte die Kulturstiftung der Länder ausgeschrieben, um innovative Ideen für Kooperationen zwischen Schulen und Partnern aus der Kultur zu suchen, zu fördern und als gelungene Vorbilder auszuzeichnen. Der Siegerbeitrag vom Mittelrhein steht für solch eine Idee. Er war 2006/2007 das Startprojekt für eine dauerhafte Patenschaft zwischen der Grundschule in Vallendar und dem Koblenzer Orchester. Der jetzt errungene Preis ist Anerkennung für das zurückliegende Goethe-Projekt und zugleich Ansporn für die weitere Zusammenarbeit. Das Preisgeld von 2000 Euro – je zur Hälfte von der Kulturstiftung der Länder und von der Deutsche Bank Stiftung für interkulturellen Dialog gestellt – ist obendrein eine schöne Basis für künftige Projekte.

Jugend im 21. Jahrhundert und klassischer Musikbetrieb – nach landläufiger Ansicht liegen dazwischen Welten, handelt es sich um zwei einander fremde Pole. Das muss nicht so sein, beweisen die seit einigen Jahren von Mal zu Mal intensiver werdenden Beziehungen zwischen Schulen und Rheinischer Philharmonie. Dank des Engagements einzelner Musiker, diverser Musikergruppen sowie des gesamten Orchesters in Sachen Kinder- und Jugendarbeit sind Schüler heute häufig und zahlreich Gäste bei Proben oder Konzerten des SRP. Umgekehrt sind auch Orchester-Mitglieder regelmäßig in Schulen zu Gast. Die spezielle Konzertreihe „SRP für Kids“ sowie die wechselseitigen Besuchsprogramme „SRP mittendrin“ und „Musikalisches Klassenzimmer“ sind inzwischen fester Bestandteil jeder Spielzeit. Die Kinder und Jugendlichen, die auf diese Weise in der  Heimatregion des Koblenzer Orchesters mit klassischer Musik in Berührung gekommen sind, zählen mittlerweile nach Zehntausenden.

Innerhalb dieses großen Rahmens hat sich zwischen der Karl d’Ester-Schule und dem SRP eine besonders intensive Bindung herausgebildet. Eine Beziehung, die vor eineinhalb Jahren  sogar mit offiziellem Vertrag zwischen beiden Institutionen in den Rang einer festen Patenschaft erhoben wurde. Damit unterstreichen die Beteiligten, dass es hier nicht um  gelegentliches Miteinander geht, sondern um eine dauerhafte, kontinuierliche Zusammenarbeit. Diese begann mit dem jetzt ausgezeichneten Goethe-Projekt im Jahr 2007 (dem 175. Todesjahr des Dichterfürsten), indem SRP-Musiker in die fächerübergreifende Projektarbeit der damaligen vierten Klasse von Musiklehrerin Nikola Vater-Uhlich einbezogen wurden.

„Die Kinder setzten sich im Unterricht auf vielerlei Arten mit Leben und Werk von Goethe, insbesondere  mit seinen Gedichten, auseinander“, erinnert sich die Lehrerin im Gespräch mit D:U:O., an dem auch Rektor Manfred Stein sowie die Musikfachleiterin Julia Specht teilnehmen. „Und da viele Goethe-Verse von großen Komponisten vertont wurden, drängte sich die Einbeziehung der musikalischen Ebene geradezu auf“, so Vater-Uhlich. Wie das Lebens Zufälle so spielen: Andernorts dachte zeitgleich die Orchesterleitung über die Möglichkeit einer festen Patenschaft zwischen SRP und einer Schule in der Region nach. Die sich anbietende Verbindung Koblenz und Vallendar stellte dann Julia Specht her – wobei frühere Kontakte etwa über das „Musikalische Klassenzimmer“ sowie die private Beziehung zwischen der Lehrerin und einem Orchester-Bläser hilfreich waren.

Was im Rahmen des Goethe-Projektes folgte, war ein mehr als zweimonatiges wechselseitiges Geben und Nehmen zwischen Schülern und Musikern. Mal dienten Kompositionen von Beethoven, Mozart, Schubert den Kindern als Inspiration, mal stellten Texte, Bilder, freie Notationen oder heutige Klangvorstellungen der Schüler die  Musiker vor ungewohnte Herausforderungen. Der gesamte Prozess mündete schließlich, unter Einbeziehung des Schulchores, in eine gemeinsame vielgestaltige Aufführung am 1. Juni 2007 vor Schülern, Eltern und Lehrern der Karl d’Ester-Schule ein. Dieses innovative Gesamtkonzept wurde nachher auf Anregung von Orchesterdirektorin Frauke Bernds beim Bundeswettbewerb „Kinder zum Olymp!“ eingereicht und überzeugte die Jury.

„Doch diese Patenschaft zwischen Schule und Orchester reicht weit über Zusammenarbeit bei einem besonderen Projekt im einen oder anderen Jahr hinaus“, unterstreicht Schulrektor Manfred Stein. Am Anfang sei da bloß der beidseitige Wille zur Kooperation gewesen, so Stein. „Das musste natürlich mit Inhalt gefüllt werden und einen pädagogisch-konzeptionellen Rahmen bekommen.“ Der steht inzwischen und bietet für alle vier Klassenstufen der Grundschule aufeinander aufbauende und das SRP einbeziehende Unterrichtsbausteine.  Die Module reichen von praktischer Instrumentenkunde über von SRP-Musikern durchgeführte Workshops in Sachen graphische Notierung und Vertonung von Bildern, Geschichten, Gedichten bis hin zu Vorbereitung und Besuch von SRP-Kinderkonzerten sowie eben der Erarbeitung gemeinsamer Projekte.

Stein verweist auf eine andere Unternehmung, die im Vorfeld der Olympischen Spiele von Schule und Orchestermusikern auf die Beine gestellt wurde. Das Schulfest sollte diesmal als  Schulolympiade gefeiert werden. Und was braucht’s zu einer Olympiade? Eine Hymne. Und für die Hymne braucht man Text und Sänger, Musik und Musiker. Ideale Aufgabe für die junge Patenschaft! Zur bekannten Europa-Melodie erarbeiteten Schüler einen acht-strophigen, humorig auf ihre Schule bezogenen Liedtext. Die Rheinische Philharmonie steuerte ein Arrangement für Violine, Viola, Flöte, Klarinette Fagott und Trompete nebst den dazugehörigen Musikern bei. Nach etlichen Proben stand das gemeinsame Werk - und erlebte bei der Schulolympiade, gesungen von der Schulgemeinde und begleitet von einem SRP-Ensemble, seine Welturaufführung.

Für Manfred Stein, Julia Specht und Nikola Vater-Uhlich ist klar: Diese Patenschaft stellt einen wertvoller Zugewinn für das schulische Leben dar. Alle 270 Schüler der Karl d’Ester Schule würden davon profitieren und auch das 17-köpfige Lehrerkollegium trage die Initiative ausnahmslos mit. Mehr noch: „Nach unserem Eindruck haben auch die Musiker durchweg große Freude an der Arbeit mit unseren Schülern und nehmen nicht selten inspirierende Erfahrungen daraus mit“, so Rektor Stein. Ein Eindruck, der aus dem Koblenzer Orchesterdomizil Görreshaus mit einem überzeugten „Genau so ist es!“ bestätigt wird. 
                                                                          Andreas Pecht        

Info: www.rheinische-philharmonie.de

(Erstabdruck Woche 41 im Oktober 2008)


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