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2008-08-29 Kritik/Feature:
Beaux Arts Trio machte bei Abschiedstournee
Station im Arp-Museum  Bahnhof Rolandseck
 

Ende einer Kammermusik-Ära
 
ape. Remagen-Rolandseck. Auch die kleine, wenig Schlagzeilen-trächtige Kunstsparte der klassischen Kammermusik hat ihre „Megastars“. Das Beaux Arts Trio nimmt eine solch herausgehobene Stellung ein, wenngleich der Modebegriff  auf die Herren an Geige, Cello und Klavier so recht nicht passen will. Mit einem aufwühlenden Konzert im ausverkauften Bahnhof Rolandseck bewiesen sie jetzt vielmehr: Neuzeitliche Turboflexibilität mag hie und da Sinn machen - wahre Meisterschaft, innere Größe und Wertschaffung von Dauer erwächst indes aus Kontinuität, Ernsthaftigkeit und Konzentration auf Kernkompetenz.
 
Der Auftritt im vom Eisenbahnverkehr umtosten historischen Teil des Arp-Museums ist ein Abschied. Ohne wohlfeile Übertreibung lässt sich sagen: Das Beaux Arts Trio hat mehr als 50 Jahre lang in seinem Genre weltweit Maßstäbe gesetzt. Nachdem Pianist Menahem Pressler als letztes noch verbliebenes Mitglied der Gründerbesetzung bald 84 Jahre alt wird, absolviert er jetzt mit seinen eine ganze Generation jüngeren Mitmusikern die letzte Tournee. Deren Station im nördlichen Rheinland-Pfalz ist zugleich die Premiere für Rolandseck als kooperierende Nachbar-Spielstätte des Sommerfestivals  Mittelrein Musik Momente (MMM).

Gelöst, heiter, mit einem fast schelmischen Lächeln tritt  Menahem Pressler vors Publikum. Sobald er am Instrument sitzt, wechselt Ausdruck zu tiefem Ernst, ja regelrechter Strenge. Der alte Mann am Klavier, er kann es noch. Und wie er es kann! Auf dem Programm stehen Ludwig van Beethovens „Erzherzog-Trio“ B-Dur und Franz Schuberts Es-Dur-Klaviertrio, zwei zentrale Werke der Trio-Literatur. Und beide werden von diesem Ensemble in einer Weise angepackt, wie man sie selten hört. Gefällige Glätte wird nicht geboten, stattdessen kommen die Schroffheiten, auch Sperrigkeiten, die sich vor allem im Beethoven-Stück verbergen, zu Ehren.

So herrlich eigensinnig wie der Komponist agieren auch Pressler, Daniel Hope (Violine) und Antonio Meneses (Cello). Frisch, frech die farbigen Kontraste des ersten Satzes; geheimnisvoll angestimmt die nachher überschäumende Vitalität des zweiten; im dritten und vierten sinnende Innerlichkeit mit trotzig-explosiven Akzenten brechend. Dominiert bei Beethoven das Klavier die kongeniale Unterhaltung der Instrumente, so enthüllt bei Schubert Presslers Tastenspiel in der vorrangig dienenden Funktion seine ganze, über Jahrzehnte gewachsene Ensemble-Weisheit. Unaufdringlich, aber prägend „malt“ der Senior einen idealen Klangraum, in dem die Streicher die Schubert’schen Intentionen mal klanglich spröde, mal zart-weich, mal kristallklar ausloten können.

Drei Musiker, die im Ensemblespiel miteinander verschmelzen und doch zugleich unverwechselbare Individualität bewahren; drei Musiker, die dem Trio-Repertoire eigensinnig wie wohl überlegt stets überraschende, interessante, bewegende, ja erhebende Momente abgewinnen: Das ist das Beaux Arts Trio, war es mehr als fünf Jahrzehnte. Seine jetzige Abschiedstournee markiert in der Welt der Kammermusik das Ende einer bedeutenden Ära.
                                                                Andreas Pecht

(Erstabdruck am 30. Okotber 2008)


Beaux Arts Trio, letzte Tournee, Auftritt bei Mittelrhein Musik Momenten, Kritik/Feature
 
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