Kolumne »Guten Tag allerseits«
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Sie finden hier die gesammelten Intro-Texte aus der Startseite von www.pecht.info im Monat OKTOBER 2007 (beginnend beim ältesten Text, abwärts zu den jüngeren fortschreitend)
2007-10-03:
Guten Tag allerseits,
regelmäßige Besucher dieser Seite werden sofort erkennen: Hier ist was neu. Richtig. Bislang erwartete Sie an dieser Stelle ein in stoischer Unveränderlichkeit verharrender Willkommenstext, der ganz allgemein www.pecht.info vorstellte. Etwas langweilig auf die Dauer. Weshalb ich mich zu dem Versuch durchgerungen habe, die Seite fortan mit einem ständig aktuell wechselnden Intro-Text zu eröffnen. Täglich wäre schön, allein, es wird dem als Ein-Mann-Betrieb arbeitenden freien Journalisten die nötige Zeit nicht immer zur Verfügung stehen. Also wechselt das Intro in losem Rhythmus so oft es eben machbar ist.

Für die Orientierung der Erstbesucher bleibt die bisherige allgemeine Einführung erhalten: Sie ist an diesen Text unten angehängt.

Und was wird drinstehen im neuen, wechselnden Intro? Keine Ahnung. Was einem so bei der morgendlichen Presseschau über die Leber läuft, an den Vortagen zwischen die Füße gefallen ist oder demnächst ins Haus steht. Dazu Hinweise in eigener Sache. Knapp, scharf, launig - mal schauen. Da muss ein bisschen probiert werden.

Jetzt feiern wir erstmal Nationalfeiertag, auch wenn´s das falsche Datum ist. Denn gefeiert gehört der 9. November, der Tag, an dem die Deutschen im Osten unter der Losung "Wir sind das Volk" ihre Selbstbefreiung vollendeten. Freiheit geht vor Nation! Oder wie der unverfälschte Geiste des Hambacher Festes meinte: Nation ist nur dann eine Sache von Wert, wenn es sich dabei um den freien Bund freier Menschen handelt.

Wünsche anregende Lektüre,
Andreas Pecht
 
2007-10-05:
Guten Tag allerseits,
die traurigste Nachricht am heutigen Tag, auch wenn wir schon seit einer Weile alle Tage damit rechnen mussten: Walter Kempowski ist gestorben. Auch wenn man nicht eben zu den enthusiastischen Verehrern seines Werkes gehört, bleibt doch die angenehme Erinnerung an einen originellen, aus der Mode gekommenen und schon deshalb interessanten Zeitgenossen von Klugheit, leisem Humor und bisweilen Schmunzeln machender Spleenigkeit. Sein "Hundstage" ist mir der liebste seiner Romane gewesen, über des Autors Sammelwut fürs "Echolot" musste man mal den Kopf schütteln, mal anerkennen, dass einer diese Arbeit schließlich machen muss - in diesen selbstvergessenen Zeiten.

Die ärgerlichsten Nachrichten, weil größten Dummheiten kommen einmal mehr aus dem Felde der Politik. Natürlich, Kurt Becks und nachher Bütikhofers Vorstöß zur Revision von Teilen der Agenda 2010 sind vor allem wahltaktisches Kalkül. All die besserverdienenden Meinungsmacher indes, die nun dagegen als Verrat an Schröders Reformkurs wettern, scheint der schiere Unverstand gepackt - lässt man die Polittaktik mal außen vor. Sachlich betrachtet: Im normalen Leben ist es völlig normal, dass neue Projekte nach einer gewissen Zeit auf ihre Tauglichkeit und Effizienz hin überprüft werden. Ggf. wird nachgesteuert, korrigiert oder umgeschmissen. Was spricht dagegen, es bei der Agenda 2010 und Hartz IV genauso zu machen? Der Blick auf die Wirklichkeit zeigt, dass eine solche "Evaluation" längst überfällig ist. Aber für die Neoliberalen in den Parteien und drumherum gilt bereits der Hinweis auf unsoziale Wirkungen in allzu vielen Einzelfällen als Sakrileg wider den Geist der (ihrer) Modernisierung.

Wünsche anregende Lektüre
Andreas Pecht 
 
2007-10-07:
Guten Tag allerseits,
greifen Sie doch mal zur Feder, genauer: in die Tastatur!  Leserbriefe - zumal kluge und anregende - wären mir willkommen, würden im Regelfall auch veröffentlicht werden. Vorstellbar sind sogar regelrechte Gastbeiträge.

Diesem Aufruf liegt die Überlegung zugrunde, www.pecht.info mit einem diskursiven Element zu bereichern. Wobei mir am kurzatmigen Pingpong-Spiel nach Chat-Manier nicht liegt. Man schreibe bitte ganze Sätze, es dürfen auch mal ein paar mehr sein. Eine Massenleserschaft kann ich nicht garantieren - die "Einschaltquote" schwankte bislang je nach Thema zwischen zwei Dutzend und etlichen Hundert Besuchern pro Artikel.

Dafür kann ich Ihnen aber ein ebenso waches wie illustres Publikum versprechen. Darunter interessierte Arbeiter ebenso wie Uni-Professoren oder Kunstschaffende. Darunter Medienleute, Bundes- und Landtagsabgeordnete,  Unternehmer oder Gewerkschafter. Darunter diverser Geister Kinder:  Altkonservative und Altkommunisten,  Neoliberale, Neolinke und Neobürgerliche. Darunter Schüler,  Studenten sowie  allerhand helle Zeitgenossen, die in gar keine Schublade passen. Zumindest ergibt sich aus dem mir bekannten Teil meiner Webside-Besucher ein solches Spektrum.

Kurzum: Es sollte mich freuen, wenn ich demnächst auf www.pecht.info einige gescheite Stimmen von außerhalb veröffentlichen könnte. Freilich nicht unbesehen, ich muss schließlich den Kopf dafür hinhalten. Es gelten für Leserbriefe die üblichen Bedingungen: Gewaltverherrlichung, Holocaust-Leugnung, Aufruf zum Rechtsbruch etc. werden nicht publiziert. Ich behalte mir neben dem Recht auf Kürzung auch das Recht vor, erst gar nicht auf meine Homepage zu übernehmen, was dorthin nicht passt. Wobei gerade für kritische Zusendungen meine Devise schon immer war: "Viel Feind, viel Ehr".

Leserbriefe müssen deutlich als solche gekennzeichnet sein, können nur mit vollem Namen und Wohnort des Zusenders veröffentlicht werden. Wer einen Gastbeitrag schreiben möchte, kontaktiere mich bitte vorab per Mail.

Das Angebot steht. Schaun wir mal, ob was dabei herauskommt, oder ob die verehrte Leserschaft mit dem Lesen zufrieden ist.          

Wünsche anregende Lektüre und ggf. eine glückliche Feder
Andreas Pecht
   
2007-10-14:
Guten Tag allerseits,
ie mediale Welt funktioniert vielfach nach dem Muster: Auf einen Trend folgt ein Gegentrend. Beispiel: Nachdem lange genug gegen "Sozialromantik" und für mehr "Selbstverantwortung der Bürger" getrommelt worden ist, entdecken die Meinungsmacher plötzlich  ihre Sensibilität für die Soziale Frage, entdecken, dass es in Deutschland tatsächlich auch Armut gibt und dass den Deutschen quer durch die Parteien soziale Gerechtigkeit als eines der höchsten Staatsziele gilt.

Bei einem anderen Trend mochte man die Hoffnung allerdings schon fast aufgeben, dass es jemals noch zu einer Gegenbewegung kommt: in Sachen Religion. Seit Jahren scheint es so, als ginge die expansive Renaissance des Islam mit einer Renaissance des Christentums in der westlichen Welt einher. Seit Jahren scheint es, als sei die Hinwendung zur Transzendenz wieder historische Hauptströmung selbst im aufgeklärten Europa.

Dem einen oder anderen kam diese "Hauptströmung" immer etwas schräg oder gespenstisch vor  - angesicht des nie unterbrochenen Rückgangs von Täuflingen, Gottesdienstbesuchern, Kirchenmitgliedern oder  Kirchensteuerzahlern. Aber Zweifel schienen absurd, wo wir doch Papst geworden waren und Hunterttausende den Bayern auf dem Stuhl Petri bejubelten.

Wie auch immer:  Seit drei, vier Wochen erklingen nun - vereinzelt zwar, aber doch hörbar - auch wieder andere Stimmen in Zeitungsspalten und Talkrunden. Skeptiker, Agnostiker, Atheisten kommen aus der Versenkung, mischen sich in den Geistesdiskurs ein, der zuletzt eher eifernd religionskundliche Züge angenommen hatte, in dem Religionslosigkeit gar keine Rolle spielte oder als historisch überholt behandelt wurde. Zuletzt ließ der "Stern" Richard Dawkins, den atheistisch-provokativen Autor des Buches "Der Gotteswahn" zu Wort kommen.  Eine Flut von Leserbriefen war die Folge - darin, neben den zu erwartenden Bekenntnissen der Gläubigen, ein Aufatmen der Ungläubigen darüber, dass sie wieder Sitz und  Stimme im öffentlichen Diskurs haben.

Ich verstehe zwar nicht, warum Herr Dawkins unbedingt die Nichtexistenz von etwas beweisen will, dessen Existenz niemand bewiesen hat, noch beweisen kann: Gott. Aber ich begrüße die Publikation seiner Überlegungen als Beitrag zur Beendigung der einseitigen Hegemonie der Glaubensbekenner über die Religionsdiskussion. Auf diese Weise kommen wir dem eigentlich schon im 17./18. Jahrhundert erreichten Erkenntnisstand wieder etwas näher, dass religiöser Glaube oder Nichtglaube eine individuelle Angelegenheit ist, in der der Staat nicht Partei sein darf.  

Wünsche anregende Lektüre
Andreas Pecht
2007-10-19:
Guten Tag allerseits,
regelmäßige Besucher dieser Side wissen: Krawatten haben   hier kein sonderlich hohen Status, werden eher als ziemlich absurdes und sowieso völlig unnützes Kleidungsstück betrachtet. Dabei bleibt's, auch wenn das "Leben"-Magazin der jüngsten "Zeit"-Ausgabe einen grundlegenden Wertewandel hinsichtlich dieser Zierde der Mannesmode feststellt.

Krawatte-Tragen sei kein Muss mehr, heißt es dort.  Die entsprechende gesellschaftliche Norm hätten hochmögende Herren (etwa Bush, Putin et tutti beim Gipfelparlando) selbst durch freihalsiges Auftreten auf der Weltenbühne außer Zwang gesetzt. Man(n) gehe nun obenrum offen und trage, sofern schon etwas älter, die Halsfalten ganz unverkrampft zu Markte.

Des "Leben"-Autors Schluss aus diesem Phänomen geht so: Förderhin habe logischerweise Krawatte zu tragen, wer als Nonkonformist und Querkopf durchgehen wolle. Da bedanke ich mich nun mit einem recht artigen "rutsch mir den Buckel runter". Denn ob der Tuchwickel gerade Norm ist oder nicht mehr, das hat keinen Einfluss auf seine Unbequemlichkeit, Überflüssigkeit und Lächerlichkeit als bemühter Blicklenker Richtung Mannesstolz im Unterstellage.

Wem die Krawatte als Solditätssignum nix bedeutete, dem kann sie auch als Leuchtzeichen  eines vermeintlichen Nonkonformismus gestohlen bleiben. Sagen wir so: Wer auf sich hält, ist auf demonstratives Fahnenschwenken über oder am Körper nicht angewiesen. Ansonsten gilt: Gegenüber Zwangsnormen ist Renitenz angebracht, unerzwungener Individualgeschmack genießt Immunität - selbst im Falle passionierter Krawattenliebhaber.  
  
Wünsche Erhellung und Anregung
bei der Lektüre nebenstehender neuer Artikel
Andreas Pecht
2007-10-28:
Guten Tag allerseits,
als ich die nebenstehenden "Quergedanken" (siehe "Neue Artikel") verfasste, stand der SPD-Parteitag erst noch bevor. Das ist manchmal die Krux bei Beiträgen für monatlich erscheinende Publikationen mit gewöhnlich langem Produktionsvorlauf. Im vorliegenden Falle handelt es sich um das vor allem in der Mittelrhein-Region verbreitete Monatsmagazin "Kulturinfo" (im Internet unter: www.koblenz-kultur.de), das die "Quergedanken" als feste Kolumne enthält.

Bis zum SPD-Parteitag war es also noch etwas hin, und der Ausgang des Streites Beck/Müntefering noch völlig offen. Nun ist die Veranstaltung eben über die Bühne gegangen und "uns Kurt" als Sieger daraus hervor. Nicht ungeschickt, wie er das gedeichselt hat. Man mag gegen die Pfalz sagen, was man will: Aber einen wohlgenährten Menschen mit überragendem machtpolitischem Instinkt je Generation hervorzubringen, das kriegt sie hin. Zuletzt den CDU-Kohl, jetzt den SPD-Beck. Womit ausgleichende Gerechtigkeit geschaffen wäre und in den nächsten 20 Jahren mit weiteren Polittalenten aus dieser Landesecke auch nicht mehr zu rechnen. Der Blick aufs übrige pfälzische Personal quer durch die Parteien bestätigt die These.

Also alles klar auf´m Sozi-Tanker? Kurt fest im Sattel, die Partei fest in Kurts Griff? Nicht wirklich. Münte und die Steine knirschen verhalten mit den Zähnen, weil ihnen die neue Gegen-Schröderei klammheimlich zuwider ist. Beck knirscht allerdings auch: Weil das Parteitagsvolk im zwar zujubelt, deshalb aber in mancher Sache noch lange nicht brav an der Leine geht. Beim Börsengang der Bahn gegen den Vorstand, beim Tempolimit über den Vorstand hinaus. So viel Eigensinn macht Freude. Ob er Bestand haben wird, ist eine andere Frage.

 
  
Wünsche Erhellung und Anregung
bei der Lektüre nebenstehender neuer Artikel
Andreas Pecht