Kritiken Musik
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2006-08-27 Konzertkritik:
Start zu den zehnten Sommerclassics

Berliner Philharmonisches Klavierquartett eröffnet in Schloss Namedy routiniert das letzte Festival der Sommersaison im nördlichen Rheinland-Pfalz
 
ape. Andernach-Namedy.  Unterwegs im Klassiksommer: Unsere  Rundreise mit Stippvisiten bei den Klassikfestivals im nördlichen Rheinland-Pfalz musste  logisch zum Eröffnungskonzert der „Sommerclassics“ führen. Denn diese über den Kreis Mayen-Koblenz verteilte Konzertreihe läutet nunmehr im zehnten Jahr  die Schlussrunde für die hiesigen Sommerfestivals ein. Ein Jubiläum also, das allerdings von Sorgen begleitet wird: Die Zukunft der Sommerclassics  steht zur Diskussion.  

Das erste der heuer sechs Konzerte bescherte Burg Namedy einen  ausverkauften Spiegelsaal und dem Berliner Philharmonischen Klavierquartett um den Festivalleiter, Pianisten und Musikprofessor Pavel Gililov stürmischen Applaus. Das Programm bot weithin bekannte Kernstücke des Kammermusikrepertoires: Beethovens Klavierquartett Es-Dur, für dieselbe Besetzung opus 23 D-Dur von Dvorák und opus 25 g-Moll von Johannes Brahms.

Neulich in Kloster Machern faszinierte bei den Moselfestwochen ein Klaviertrio aus drei jungen Frauen durch ihr enthusiatisches Miteinander, durch ihr ständiges Suchen nach  Blickkontakt, nach wechselseitig inspirierenden Impulsen. Der äußere Eindruck ist bei den vier gesetzten Herren in Namedy ganz anders: Von wenigen kurzen Seitenblicken abgesehen, scheint jeder routiniert für sich hin zu spielen. Lediglich Gililov verstrahlt am Flügel auch sichtbare Musizierfreude. Bei den Streichern indes von Feuer, von Begeisterung optisch kaum eine Spur.

Die Optik täuscht, wie der Zuhörer feststellt, der die Augen schließt, weil es ja nichts zu sehen gibt. Hier wirkt ein über viele Jahre und Konzerte aufeinander eingespieltes Ensemble zusammen, das sich offenbar blind verständigt. Weshalb man die ausgeglichenen Lautstärkeverhältnisse zwischen den Stimmen fast idealtypisch nennen darf.

Der Beethoven kommt ihm ersten Satz zu fein akzentuierter Verspieltheit. Im zweiten demonstrieren die Streicher in tiefer Lage, was „cantabile“ meint: Ihre Instrumente klingen nach kehligem Singen. Anbei wird deutlich, die Vier heben weniger auf Klangrausch ab, mehr auf kunstvolle Kleinteile. Beethovens Witz wird sorgsam gepflegt: Aus dem elegischen Schwärmen hebt Gililov eine schelmisch hüpfende Begleitstimme hevor.

Ähnlich die Süffisanz im dritten Satz des Dvorák-Quartetts: Unaufdringlich, hintergründig, augenzwinkernd wird sie eingewoben. Süffisanz eben. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt dann Brahms, mit Puzsta-Furor zum Schluss. Da werden die Herren bisweilen vage und verlieren die Hochgeschwindigkeitseinsätze etwas die Punktgenauigkeit. Vielleicht wäre hier ein etwas enthusiastischeres Zusammenrücken doch von Vorteil gewesen.                                 Andreas Pecht

Infos: www.sommerclassics.de
 
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