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2007-08-16 Kommentar:
Ein beschämender Rekord

Über neue Zahlen zur Kinderarmut in Deutschland
 
ape. Hat der aktuelle Wirtschaftsboom uns  vollends blind gemacht für soziale Schieflagen, für – sprechen wir es ruhig aus – Armut in Deutschland? Die Meldung von einem neuen Höchststand  der Kinderarmut kommt schließlich nicht überraschend.  Anfang des Jahres hatte eine Unicef-Studie attestiert, dass die Kinderarmut in Deutschland seit 1990 in erschreckendem Maße zunimmt. Im April dann hatte das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) verkündet, dass innerhalb nur eines Jahres die Zahl der von Sozialgeld abhängigen Kinder um zehn Prozent auf 1,88 Millionen angestiegen ist. Jetzt, vier Monate später, vermeldet die BIAJ bereits einen neuen Rekord: 1,93 Millionen Hartz-IV-Kinder. Tendenz weiter steigend – und die Dunkelziffer derer noch gar nicht eingerechnet, die mangels Information oder aus Stolz kein Sozialgeld beantragen, obwohl sie Anspruch darauf hätten.

Sage niemand, er habe nicht gewusst, dass da im Schatten des Aufschwungs eine neue Generation Subproletariat heranwächst. Eine Generation No-Future, geprellt um die Chancen einer gedeihlichen Kindheit und ordentlicher Bildung. Zuletzt sind es 17 Prozent der 11,5 Millionen Kinder in Deutschland, die beispielsweise Lehrmaterialien, der Mittagstisch in Ganztagsschulen, Klassenausflüge vor finanziell schier unüberwindbare Probleme stellen können. Von den normalen Kultur- und Freizeiterlebnissen besser situierter Altersgenossen ganz abgesehen. Nein, da hilft auch der Verweis auf die Verantwortung der Eltern nicht: Alleinerziehende Mütter sind auf dem Arbeitsmarkt noch schlechter zu vermitteln als ungelernte Arbeiter; ihre unteilbaren heimischen Pflichten gelten der Wirtschaft eben als arges Handicap. Und die Einwanderer, deren Kinder den anderen Löwenanteil an jenen 17 Prozent ausmachen? Viele mühen sich mit den hiesigen Verhältnissen glücklos ab, einige ignorieren sie. Die Kinder können für das eine wie das andere nichts.

Wir müssen gedanklich endlich begreifen, dass wirtschaftlicher Aufschwung kein Allheilmittel ist, sondern an einem Teil der Bevölkerung einfach vorbei geht. Diesem Faktum tragen die Hartz-IV-Gesetze gerade nicht Rechnung, sie vergrößern im Gegenteil das Armutsrisiko. Hauptleidtragende
sind, unverschuldet,  die Kinder – in wachsender Zahl. Dieser Umstand allein sollte für die Politik ein hinglänglicher Grund sein, Hartz IV noch einmal sehr kritisch zu überprüfen. Damit es ein Ende hat mit der beschämenden Massenarmut von Kindern im reichen Deutschland.                                                  Andreas Pecht
 
 
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