Kritiken Theater
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2007-05-03 Schauspielkritik: 
Kleines feines Kammerspiel in Neuwied

Tennessee Williams' „Die Glasmenagerie“ am Schlosstheater in bemerkenswerter Qualität realisiert

 
ape. Neuwied. „Die Glasmenagerie“ ist ein wunderbares Stück über vier Menschen  zwischen ihren Träumen und dem, was als Anforderung des realen Lebens bezeichnet wird.  Damit gelang Tennesse Williams in den 40ern der Durchbruch am Broadway. Und Brecht lag falsch mit seinem Urteil, das Werk sei „idiotisch“. Paul Bäcker hat das „Spiel der Erinnerung“ (Untertitel) jetzt fürs Schlosstheater Neuwied eingerichtet. Entstanden ist eines jener kleinen, feinen, einfühlsamen Kammerspiele, mit denen dieses Theater nicht oft, aber immer wieder mal überrascht.

Schauspielerisch haben wir es mit geradlinigem Naturalismus zu tun. Das mag altbacken wirken, ist hier aber so sorgsam differenziert gearbeitet, dass interessante Psychogramme entstehen und  weite Teile der Inszenierung sich zu berührender, manchmal poetischer Atmosphäre verdichten. Das  besonders dort, wo die leicht gehbehinderte Laura mit ihrem Bruder Tom und später mit dessen Kollegen Jim unter vier Augen zusammenkommt. Raphael Grosch  (Tom) und René Oltmanns (Jim) gehen ihre  Männerollen angemessen und angenehm verhalten an.
   
Im Spiel mit ihnen lässt Katja Kuhlmann die scheue, fast autistische Mädchenfigur ganz vorsichtige Schritte aus sich heraus wagen. Mit Tom  albert sie herum – ein kleines bisschen zumindest. Mit Jim tanzt sie sogar im Wohnzimmer, erlebt sie einen Augenblick der Vertrautheit, des Aufblühens. Doch was Mutter und Bruder als Eheanbahnung für das „schwierige“ Mädchen eingefädelt hatten, wird zum Fiasko: Es stellt sich heraus, dass Jim in festen Händen ist. Worauf Laura sich wieder zurückzieht in ihre Traumwelt mit winzigen Tierfiguren aus Glas.

So fragil Laura, so agil ist ihre Mutter. Bei deren Darstellung neigt Ingeborg Meyer bisweilen zwar zum Stil der alten Boulevard-Schule. Dennoch gelingt ihr eine sinnfällig ambivalente Mama.  Da Erinnerungen an oder Fantastereien von einem Früher, als Männer sie umschwärmten und das Leben ein lustvolles Spiel war. Hier die aktuelle Sorge um ihre und ihrer vaterlosen Kinder Existenz. Zwischen diesen Polen tobt der Bemutterungsterror: Sie will alles wissen, weiß alles besser, vor allem, was für ihre Kinder am besten ist. Ein bemitleidenswerter Albtraum von Mutter.

Der heimlich Gedichte schreibende Tom flieht  aus der Dachwohnung. Was wir auf der aus Maschendraht-umzäunten Lattenelementen gebauten Bühne (Thomas  Pekny) sehen, ist sein rückblickendes Erzählen. Bemerkenswert. Andreas Pecht
         
 
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