Thema Wissenschaft / Bildung
Thema Kultur
homezur Startseite eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor Seitenübersicht • sitemap • Plan du siteÜbersicht sitemap Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken

2007-04-20c Kulturgeschichte:
Das Welterbe in Trier

Teil 3 der Artikel-Reihe über das UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz
 
Wenn im alten Rom die Honoratioren schlecht schliefen, dann häufig wegen eines Alptraumes: Germanen, die „Barbaren“ aus dem Norden. Im 4. Jahrhundert vor Chr. hatten die Kelten Rom beinahe ausgelöscht, 200 Jahre später Kimbern und Teutonen das antike Großreich an den Rand einer Katastrophe getrieben. Beide Ereignisse hinterließen tiefe Spuren im kollektiven Bewusstsein der Römer. Was ein starkes Bedürfnis begründete, die Regionen jenseits der Alpen zu „befrieden“.

Die Gründung Triers als „Augusta Treverorum“  16 vor Chr. durch Kaiser Augustus war ein Ergebnis der aus diesem Bedürfnis erwachsenen Langzeitstrategie. Deren erste Phase hatte noch in den Händen von Julius Caesar gelegen. Der war 40 Jahre zuvor bis über den Rhein vorgestoßen – nicht ohne unterwegs die an der Mosel ansässigen Treverer zu unterwerfen. So wurde das Moselland römisch und Trier zu einem Handels- und Verwaltungszentrum hinter der „germanischen Front“.

200 Jahre Frieden brachten der Stadt eine erste Blütezeit. Sie erreichte als Hauptstadt der  Provinz Belgica eine Größe, die das römische Köln ums Dreifache übertraf. Von der Stadtbefestigung zeugt noch heute die imposante Ruine des Nordtores, die Porta Nigra. Andere bauliche Reste aus dieser Epoche stehen für die entfaltete Kultur einer römischen Großstadt. Dazu zählen der Bäderpalast Barbarathermen und die Ruinen eines Amphitheaters, das 30 000 Menschen fasste. Für den Wohlstand damals spricht die Igeler Säule, das 23 Meter messende Totenmal einer  Tuchhändlerfamilie. Antike Meistertechnik repräsentiert die Römerbrücke mit steinernen Pfeilern – sie trägt noch in unseren Tage mühelos den Verkehr.

Die erste Blüte Triers währte lange, aber nicht ewig. Im Jahr 275 kehrte der Römer-Alptraum wieder: Germanen. Die Franken überquerten den 15 Jahre zuvor von Rom aufgegebenen Limes, drangen über den Rhein nach Trier vor, legten es in Schutt und Asche. Aus der Katastrophe erwuchs der Stadt eine zweite Blüte –  als Rom in der Folge das Imperium teilte und Kaiser Diokletian 293 „Treveris“ zur Kaiserresidenz des westlichen Reiches erklärte.

Ein Jahrhundert lang konnte Trier sich nun in spätantiker Hofpracht sonnen. Barbarathermen und Amphitheater wurden wieder aufgebaut. Ein Palastdistrikt entstand: darin die repräsentative Palastaula, heute Basilika; darin auch die Kaiserthermen. Im 4. Jahrhundert war Trier mit 80 000 Einwohnern die größte Stadt nördlich der Alpen, eine Weltmetropole. Freilich in einer Welt, die einem grundstürzenden Wandel entgegen ging: Völkerwanderung, Verfall des römischen Imperiums, Christianisierung Europas.

Der in Trier zum römischen Kaiser gekrönte Konstantin (I.) der Große  war ein Herrscher zwischen antikem Götterkult und Christentum. Er beendete 313 die Christenverfolgung im Reich. Vor allem seiner Mutter, der später heilig gesprochene Helena, verdankt die christliche Gemeinde der Stadt frühe Förderung. Die fromme Frau soll ihr Palais zur Verfügung gestellt haben, um dort eine Kirche zu bauen. Im Laufe des 4. Jahrhunderts entstand schließlich eine der größten christlichen Sakralanlagen der Spätantike, die jedoch die fortwährenden Erstürmungen Triers durch die Franken im 5. Jahrhundert nicht überstand.

Es blieb dem Mittelalter vorbehalten, auf den Überresten ein einzigartiges Zwei-Kirchen-Ensemble zu errichten: den prachtvollen Dom, seit dem 10. Jahrhundert bevorzugte Grablege der Trierer Bischöfe, und die Liebfrauenkirche, der erste gotische Zentralbau Europas. Beide Bauwerke bilden zusammen mit den genannten sieben römischen Monumenten seit 1986 das UNESCO-Welterbe in Trier. Beide zusammen schlagen sie die Brücke von der Antike zur Neuzeit.

Neuzeit, genauer gesagt: die Sehnsucht des modernen Menschen in den letzten zwei Jahrhunderten, führt uns nun Mosel abwärts. Wo sie in Koblenz sich mit dem Rhein vereint,  bilden Deutsches Eck und Festung Ehrenbreitstein den nördlichen Anfang des dritten Welterbes in Rheinland-Pfalz: des Oberen Mittelrheintales.

Weiter zu Teil 4
 ∇ Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal
 
--------------------------------------------------------- Um die fünfteilige Artikel-Reihe über die Welterbestätten
der UNESCO in Rheinland-Pfalz  von Anfang zu lesen, klicken Sie bitte hier  
∇ Teil 1: Das UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz (Überblick)          
---------------------------------------------------------           
 
Diesen Artikel weiterempfehlen was ist Ihnen dieser Artikel
und www.pecht.info wert?
 
eMail an Autor • eMail to author • contact auteureMail an den Autor
eMail an webmaster • eMail to webmaster • contact webmastereMail an webmaster Seitenanfang • go top • aller en-hautan den Anfang Seite drucken • site print • imprimer siteArtikel drucken