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2007-01-09 Kommentar:
Kernenergie löst gar kein Problem

Zur neuen deutschen Atomdiskussion nach dem vorübergehenden Zusperren der
Druschba-Pipeline durch Russland
 
ape. Daran wird man sich gewöhnen müssen: Jede neue Meldung über Klima-verheerendes CO2 und jedes Husten in den Öl-Pipelines oder auf den Öl-Märkten wird von interessierter Seite zum Anlass genommen, das hohe Loblied auf den Atomstrom zu singen. Der sei umweltfreundlich und mache unabhängig, heißt es darin. Unschwer erkennbar, dass es sich dabei um das propagandistische Bemühen handelt, die noch immer  Atomkraft ablehnende Mehrheitsstimmung im Lande endlich umzudrehen. Seit der Ablösung von Rot-Grün durch Schwarz-Rot scharren die Energiekonzerne mit den Hufen: Sie wollen den Atom-Wiedereinstieg. Die meisten CDU-Bundespolitiker wollen ihn auch, können aber nicht wie sie wollen, weil Koalitionspartner SPD beim Volk mit dem Atomausstieg im Wort und in der Pflicht steht.

Anfang der Woche stotterte die Druschba-Pipeline, weil die Nachbarn Russland und Weißrussland miteinander verschärft ums Geld feilschten. Was in Deutschland sogleich den Ruf nach mehr Atomstrom im Energiemix der Zukunft zur Folge hatte. Diesmal stimmte auch die Kanzlerin ein. Zwar vorsichtig im Ton, aber kaum noch missverständlich in der Tendenz: „Man muss sich überlegen, was für Folgen es hat, wenn wir Kernkraftwerke abschalten.“ Und was für Folgen hat es, wenn wir es nicht tun? Wenn die alten Meiler länger laufen und schlussendlich – denn darum geht es in Wirklichkeit – auch wieder neue gebaut werden?

Dann würde, wie schon einmal, eine über Jahrzehnte nachwirkende, falsche energiepolitische Weichenstellung vollzogen. Denn Kernkraftwerke binden eine gigantische Menge von Kapital, die der zügigen Erforschung, Entwicklung und Einführung regenerativer Energien vorenthalten würde. Schon bisher war die Wende weg von der verbrauchenden, hin zur nachhaltigen Energiewirtschaft eine arg halbherzige Unternehmung. Alle ungelösten Fragen von der Sicherheit bis zur Atommüllentsorgung mal außen vor gelassen: Eine Renaissance der Kernkraft würde das Tempo der Energiewende unweigerlich weiter drosseln. Und zur munteren Verheizung der begrenzten Ressourcen Kohle, Öl, Gas gesellte sich steigender Verbrauch der nicht minder begrenzten Ressource Uran.

Weichenstellungen in Richtung verbrauchende Energiewirtschaft sind – sollte heute jedes Kind wissen – nicht verantwortbar. Sie hinterlassen nachfolgenden Generationen erschöpfte Rohstofflager und eine erschöpfte Ökosphäre, verursacht durch eben den Verbrauch dieser Rohstoffe. So sieht es auf längere Frist aus. Wobei länger relativ ist, wie der Klimawandel uns eben gerade
lehrt.

Bloß  Illusionen nährt das Argument, Kernkraftwerke könnten Deutschlands Unabhängigkeit von unsicheren Liefer-Kantonisten stärken. Gibt es bei uns Uran? Nur Fingerhut-weise, etwa im Schwarzwald oder im Erzgebirge. Auch dabei wären wir also  angewiesen auf Belieferung aus dem Ausland – beispielsweise  aus den USA, aus Süd- und Mittelamerika oder, siehe da, Ländern der ehemaligen UdSSR. Man kann es drehen und wenden wie man will: Die Rückkehr zur Kernenergie würde keines unserer Probleme lösen.
Andreas Pecht
 
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