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2006-11-30 Historie:
Geburtstag im rheinland-pfälzischen Landesmuseum Koblenz

Vor 50 Jahren wurde auf der Festung Ehrenbreitstein die Staatliche Landessammlung
 ins Leben gerufen
ape. Koblenz. Am 6. Dezember feiert das Landesmuseum Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein 50. Geburtstag. Nicht den eigenen, sondern den seiner „Staatlichen Sammlung“. Die Geburtsstunde wurde auf eine erste Ausstellung im Herbst 1956 datiert. Man hätte auch andere Termine wählen können, denn Sammlung und Museum wurzeln in einem Labyrinth aus Nachkriegsprovisorien.  Kleiner Rückblick zum Geburtstag.

 

Dasjenige in Koblenz ist das jüngste unter den drei rheinland-pfälzischen Landesmuseen. In Abhebung von den Häusern in Mainz und Trier versteht es sich heute schwerpunktmäßig als das technische Museum des Landes. Obwohl die Aufbauarbeit dafür schon 1949 begann, wird die Einrichtung auf der Festung Ehrenbreitstein erstmals 1970 als Landesmuseum bezeichnet, 1975 kam dann der Begriff „Staatliche Sammlung technischer Kulturdenkmäler“ ins Spiel.

 

Eine auf den ersten Blick ziemlich verwirrende Auskunft, die auch auf den zweiten kaum klarer wird. Gründe dafür sind im typischen Nebeneinander diverser Nachkriegsprovisorien zu suchen: Statt der heutigen klaren Strukturierung der Museumslandschaft, herrschte seinerzeit das Prinzip Improvisieren vor. Fest steht dies: Es gab im Herbst 1956 auf der Festung eine Ausstellung über „Altertümer des Weinbaus“, die inzwischen als Geburtsstunde der „Staatlichen Sammlung“ betrachtet wird.

 

Der Mann der ersten Stunde hieß Josef Röder, er darf als Vater der Landessammlung und des späteren Koblenzer Landesmuseums gelten. Wie kompliziert die Bedingungen der Gründerzeit waren, zeigt das Spannungsgeflecht, in dem sich Röder während der frühen Jahre behaupten musste. Als Bodendenkmalpfleger war er dem Landesmuseum Trier unterstellt. Zugleich sollte er auf der unter rheinland-pfälzischer Schlösserverwaltung stehenden Festung Ehrenbreitstein das „Mittelrheinische Museum“ der Stadt Koblenz wiederaufbauen. Nachher wurde er noch Chef des archäologischen Landesdienstes und verfolgte obendrein aus persönlichem Antrieb den Aufbau einer „Staatlichen Sammlung für Vorgeschichte und Volkskunde am Mittelrhein“.

 

Eine heikle Konstruktion, denn die Interessen der diversen Parteien waren oft alles andere als deckungsgleich:  Die Schlösserverwaltung wollte den Festungs-Touristen was bieten, die Stadt ihr Mittelrheinmuseum im Vordergrund sehen, die Archäologen das Altertum ergraben, Röder eine Landessammlung auf die Beine stellen …  Das städtische Museum zog 1965 in die Koblenzer Innenstadt um. Was Röder allerdings nicht gleich freie Bahn für seine Landessammlung verschaffte, denn zwischenzeitlich musste er ins „Exil“ gehen, weil der Trierer Museumschef Hans Eiden das Zepter auf dem Ehrenbreitstein übernahm. Erst 1967 kehrte Röder als Oberkustos in die Festung zurück -  und betrieb von da an mit Volldampf den Ausbau der Landessammlung, die Grundstock für die Bestände des heutigen Landesmuseums wurde.

 

Zwei museale Schwerpunkte prägten diese Zeit. Erstens archäologische Funde aus der regionalen Frühgeschichte. Sie bilden quasi den Vorläufer der 2003 eingerichteten ständigen Abteilung „Geborgene Schätze. Archäologie an Mittelrhein und Mosel“. Zweitens entfaltete Röder eine intensive Sammlungstätigkeit zur Dokumentation der Lebens- und Arbeitsgeschichte in Rheinland-Pfalz. Zusammengetragen wurden Werkzeuge, Maschinen, Dokumente aus Weinbau, Bergbau, Flussfischerei, Bims- und Basaltgewinnung. Der Museumsgründer starb im Mai 1975. Die Nachfolge übernahm Ulrich Löber, der die Entwicklung zum Technikmuseum deutlich forcierte.

 

Schon Röder hatte ein Händchen für die Vermittlung von Sammlungsinhalten ans allgemeine Publikum. Für Nachfolger Löber wurde dieser Aspekt der Museumsarbeit während 25-jähriger Amtszeit zur Passion – und das Koblenzer Landesmuseum in den  1970/80ern zu einem Vorreiter in Sachen Museumspädagogik. Es war Löber, der die erste Stelle für einen Museumspädagogen in Rheinland-Pfalz schuf. „Vom Korn zum Brot (1982), „Historische Münzautomaten“ (1993), „Kaffee, Mocca, Muckefuck“ (1994),  „Die Wikinger (1998): Seine erlebnisdidaktisch aufbereiteten, Technik- und Sozialgeschichte verbindenden Sonderausstellungen setzten Maßstäbe.

 

Ein Schwerpunkt in Löbers Sammel- und Ausstellungstätigkeit bildeten bedeutende Konstrukteure aus der Region, darunter Thonet (Möbel), Pfaff (Nähmaschinen), Horch (Automobile) oder Otto (Motoren).  Der Museumschef erweiterte das Landesmuseum um mehrere Abteilungen. Neu hinzu kamen etwa „Musikinstrumente“, „Archäologie an Mittelrhein und Mosel“ sowie die „Landessammlung zur Geschichte der Fotografie“, die eben jetzt einen formidablen Aufschwung nimmt. Quasi nebenher fungierten Löber und sein  Landesmuseum als Geburtshelfer für andere Museen, so in Boppard, Höhr-Grenzhausen, Treis-Karden oder Windesheim.

 

Das Erbe von Josef Röder und Ulrich Löber im Dienste des Landes Rheinland-Pfalz trat am 1. Mai 2001 Thomas Metz an, damals bereits Chef des ebenfalls auf der Festung ansässigen Landesamtes Burgen, Schlösser, Altertümer (BSA). Die öffentliche Wahrnehmung von dessen Museumsarbeit ist vor allem durch die großen populären Familienausstellungen „Lego“, „Haribo“ und zuletzt „Nintendo“ geprägt. Kulturhistorisch bedeutsamer könnten indes Metz’ Bemühungen werden, die archäologische Erforschung und Präsentation der Festung Ehrenbreitstein selbst und der dortigen Siedlungsgeschichte zu forcieren sowie die fotografische Landessammlung zu einem überregionalen Zentrum der Fotokunst und –technik aufzuwerten.

 

Dies zusammenzuführen mit den opulenten, größtenteils im Depot eingelagerten Altbeständen der Landessammlung, und beides nutzbar zu machen auch für die touristische Attraktivität der Festung, stellt wohl die zentrale Herausforderung für die nächsten Jahre dar. Weshalb nächste Woche nicht nur Geburtstag gefeiert wird, sondern zwei Tage lang kluge Köpfe bei einer nichtöffentlichen Intensiv-Tagung Ideen ausbrüten, wie sie aussehen könnte: die Zukunft des Koblenzer Landesmuseums auf der Festung Ehrenbreitstein. Andreas Pecht

 

 
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