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2006-10-20 Pressestimme:
Museen bald am Scheideweg?

Ausstellungsmacher diskutieren "Musentempel und Eventschuppen"
 
Unter obiger Überschrift berichtete der überregionale Kulturteil der Rhein-Zeitung von einer Podiumsdiskussion  im Landesmuseum Koblenz. Nachfolgend der Artikel vom 20.10.06
im Wortlaut:
 
KOBLENZ. Thomas Metz tut es im Koblenzer Landesmuseum. Jürgen Hardecks Kultursommer macht es im ganzen Land. Eckart Köhne hat für die Konstantin-Ausstellung 2007 in Trier keine Probleme damit. Und Mario Kramp im Koblenzer Mittelrhein-Museum hat ebenfalls Verständnis dafür: Alle vier Kulturmacher bekennen sich zum "Event". Jedenfalls dann, wenn sich hinter dem "Ereignis" und seiner Präsentation gute Qualität verbirgt.

Einigkeit also beim 105. Tabak- und Weinkolleg in Koblenz, der zur Diskussion unter der Frage "Musentempel oder Eventschuppen?" rief. Mitnichten, denn bei diesen Diskussionen des Vereins der Freunde und Förderer des Koblenzer Landesmuseums sind auch die Besucher zur Wortmeldung aufgerufen. Außerdem war mit Andreas Pecht, ein Autor unserer Zeitung, auch ein Mann auf das Podium bestellt, der offensichtlich als Kritiker der Eventkultur eingreifen sollte.

Was er auch tat: "Ich habe nichts gegen ein buntes Rahmenprogramm, wenn es nicht zur Hauptsache wird", so Pecht. Und er wagte mit einem kritischen Verweis auf die großen Koblenzer Sonderschauen der Firmen Lego, Haribo und Nintendo einen Seitenhieb in Richtung Thomas Metz, der von der Landesregierung als übergeordneter Koordinator der Landesmuseen in Trier, Koblenz und Mainz vorgesehen ist (wir berichteten). Die Antwort kam schon beinahe entschuldigend: Von zigtausend Haribo-Besuchern etwa nimmt nach Angaben von Thomas Metz auch ein Viertel die Dauerausstellung des Landesmuseums in Angriff - und nur mit solchen großen Sonderausstellungen seien dann Kunstprojekte finanzierbar, die vielleicht nur 200 Zuschauer finden. Eine Mischkalkulation, die Jürgen Hardeck bekannt vorkommt: "Diese Rechnung kenne ich sehr gut - genauso arbeiten wir beim Kultursommer."

Zwei Stunden der Diskussion bleiben zu kurz, um große Fragen aufzuarbeiten, doch sie werden immerhin gestellt: Wie geht man mit dem Schwinden des Bildungsbürgertums um? Wenn auch Bildungspolitik versagt - wie weckt man doch Interesse bei Jugendlichen? Oder - mit den Worten Andreas Pechts gefragt - muss man sich von dem Irrglauben verabschieden, dass die Hochkultur immer auch massentauglich sein muss, verdirbt man mit der ewigen Niederschwelligkeit aller Angebote nicht schließlich auch das letzte bisschen an Geschmack? Und wie gut kann man mit stagnierenden Haushalten die vier Hauptaufgaben Sammeln, Bewahren, Forschen und Präsentieren bewältigen?

Dass die Landesangestellten auf dem Podium ihren Arbeitgeber kritisieren, darf man nicht erwarten: Es wäre eine gute Frage, ob die unter Ex-Staatssekretär Roland Härtel ausgelobte Mittelzuweisung nach Höhe der Besucherzahlen erst einen Hang zum Populismus der Landesmuseen ins Laufen gebracht oder bestärkt hat.

Der Ausblick auf die Zukunft ist zumindest durchwachsen: "Erstmals stehen heute Museen überhaupt auf dem Prüfstand, manche werden geschlossen, weil sie als zu teuer erscheinen", meint Eckart Köhne, der mit der Konstantin-Schau eine der sicherlich spektakulärsten Ausstellungen des Landes vorbereitet. Und: "Wenn die Museen heute sagen würden: ,Wir ziehen uns in die Nische zurück und machen Kunst', dann haben sie in 20 Jahren alle zu."

Auf einen möglichen Lösungsansatz einigte sich das Podium in letzter Minute: "Weniger ist mehr", könnte es nach Jürgen Hardeck heißen, denn: In Zeiten des allgemeinen Überangebotes bringe nur eine Konzentration neue Chancen. Für Thomas Metz auch eine Frage der Bündelung und Auswahl: "Müssen wir wirklich alles sammeln? Wo wollen wir unsere Schwerpunkte legen?" Denn, so Mario Kramp: "Eine Hetzjagd nach dem immer größeren Event überleben wir nicht."   

   Claus Ambrosius
 
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