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2006-10-02 Interview:
Der Koordinator der Kooperation

Interview mit Erik Meßmer, der in Rheinland-Pfalz drei Staatsorchester unter einen Hut bringen soll
 
ape. Von Hause aus ist Erik Meßmer Orchestermusiker, sein Instrument das Fagott. Zum 1.1.2006 hatte er sein Pult beim Mainzer Staatsorchester verlassen. Seither soll er und will er von einem Büro bei der Staatsphilharmonie Ludwigshafen aus das Kernstück der rheinland-pfälzischen Orchesterstrukturreform von der Theorie in die Alltagspraxis überführen: die innere Kooperation der Staatsorchester in Koblenz, Mainz und Ludwigshafen. Wir sprachen mit dem vom Land bestellten Koordinator  über Praxis und Perspektiven der Orchesterkooperation.    

Frage:
Herr Meßmer, Sie sind seit Januar 2006 als Koordinator der Orchesterkooperation im Amt. Wie fühlt sich nach knapp einem Jahr der Wechsel von Fagott-Pult an den Verwaltrungsschreibtisch an?


Meßmer:
"Ich muss mich ein bisschen dagegen wehren, wenn meine jetzige Arbeit als reine Verwaltungstätigkeit betrachtet wird. Davon gibt es reichlich in diesem Job, natürlich. Aber es geht auch um Planungen, die erstens Einblicke in und Verständnis für die Funktionsweisen und Eigenarten von Orchestern voraussetzen. Da sind die Kenntnisse und die Intuition eines Orchestermusikers sehr nützlich. Und zweitens möchte ich an die mir gestellte Aufgabe möglichst kreativ herangehen. Anders geht es ja auch gar nicht bei einem Modell, das so neu ist wie die rheinland-pfälzische Orchesterkooperation."


Frage:
Dieses neue Modell verzeichnete für seine erste Saison, also für die vergangene Spielzeit rund 450 Kooperationsdienste. Das heißt, 450 mal haben Musiker aus Koblenz, Mainz oder Ludwigshafen beim einem jeweils anderen dieser Orchester ausgeholfen. Das ist noch nicht die Welt. Mit wie viel Diensten rechnen Sie in dieser und der nächsten Saison?


Meßmer:
"Als Musiker schlagen da zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits möchte man den Kollegen nicht zu viel Reiserei zumuten. Andererseits ist es natürlich meine Aufgabe, das beschlossene Kooperationsmodell umzusetzen, und zwar so, dass es möglichst optimale Ergebnisse erzielt; auch in künstlerischer Hinsicht. Und darauf richtet sich mein Ehrgeiz: Ich will hier keinen Verschiebebahnhof unterhalten, sondern sehen, wo man wann, wie, wo, was sinnvoll machen kann. Ich gehe davon aus, dass wir in der laufenden Spielzeit mindestens eine Verdoppelung der Kooperationsdienste bekommen. In der Spielzeit 07/08 dürfte dann wohl der eigentliche Volllastbetrieb im vierstelligen Bereich erreicht werden."

Frage:
Wie hat man sich das konkret vorzustellen? Beispiel: Die Koblenzer Orchesterdirektorin Frauke Bernds fordert für ein Konzert der Rheinischen Philharmonie mit der Schönberg-Orchestrierung des Brahmsschen Klavierquartetts g-Moll zusätzlich neun Streicher und zwei Schlagzeuger an. Was tut dann Herr Meßmer in seinem Ludwigshafener Büro.

Meßmer:
"Auf einer Art Generalkarte stehen die Spielpläne aller drei Orchester nebeneinander. Ich prüfe, von woher zum betreffenden Zeitpunkt diese oder jene Verstärkung für Koblenz kommen könnte. Nach Rücksprache mit den Orchesterdirektoren erfolgt eine vorläufige Disposition. Frau Bernds könnte dann beispielsweise Bescheid bekommen, dass die zwei Schlagzeuger kein Problem sind, aber Ludwigshafen und Mainz für besagtes Konzert in Koblenz und die dazugehörigen Proben nur sieben Streicher abstellen können. Diese Zusage würden wir zeitnah noch einmal überprüfen, denn die konkreten Bedingungen ändern sich, etwa durch Erkrankung oder Gesundung von Musikern, ja ständig. Überhaupt muss man sich die Kooperation als permanenten Kommunikationsfluss zwischen den Orchestern und mir vorstellen – damit Vieles möglich wird, und zugleich unnötige Härten vermieden werden."     

Frage:
Das klingt nach reichlich Abstimmungsbedarf, noch mehr Detailarbeit und birgt wohl auch reichlich Reibungsfläche zwischen Koblenz, Mainz und Ludwigshafen. Gibt es da nicht  Interessenkollisionen,  bisweilen sogar „Knatsch“?

Meßmer:
"Aber ja doch. Das ist sogar einer der Gründe, warum ich diesen Job angenommen habe: Ich glaube,  mit Streitfällen und Streithähnen recht gut umgehen zu können. Selbstverständlich wird man versuchen, durch intensive und effektive Kommunikation weit im Vorfeld gravierende Probleme  möglichst auszuschließen. Wir müssen beispielsweise dahin kommen, dass schon bei der Saison-Programmplanung nicht plötzlich alle drei Orchester sich zur gleichen Zeit Großprojekte vornehmen. Plant ein Orchester eine Großproduktion, sollte während dieser Zeit bei einem oder beiden anderen kleinere Besetzung angesagt sein."

 
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