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2006-09-13 Kommentar:
In der Bildungspolitik einen Schritt
zulegen, wäre nicht schlecht


Zum neuen OECD-Vergleichsbericht

ape. Die deutschen Bildungspolitiker muss esinzwischen ordentlich grausen vor internationalen Vergleichsstudien. Denn dass die Herrschaften nichts täten, seit den Schrecknissen von Pisa I nichts getan hätten, kann man ihnen kaum vorwerfen. Es geschieht allerhand im deutschen Bildungsland, zumal - wie man gerne zugibt - in Rheinland-Pfalz. Mehr Lehrer, mehr Ganztagsschulen, mehr Früh- und Spezialförderung, der Bologna-Prozess geht zügig voran, die curriculare Ordnung der Lehrerausbildung macht Fortschritte, die Kindergärten werden beitragsfrei ... Da ist vieles auf dem Weg, das sich durchaus sehen lassen kann, auch wenn im Detail so manches Teufelchen lauert und andernorts so manche Weiche gar noch immer in die ganz falsche Richtung führt.

Es bewegt sich wirklich was - und doch wird Deutschland mit jeder neuen Bildungsstudie bloß wieder abgewatscht. Das ist frustrierend. Wer will, kann den jetzigen OECD-Bericht ungerecht schimpfen, oder sich mit der Rede beruhigen, er sei veraltet. Schließlich wird vom Zeitraum 2000 bis 2004 berichtet. Was unsere Bildungspolitik seither erreicht hat, ist noch nicht berücksichtigt. Stimmt. Allerdings: Was die anderen Länder, unsere Mitbewerber sozusagen, zwischenzeitlich auf die Beine gestellt haben, wurde von der OECD ja auch nicht einbezogen. Und, mit Verlaub, bei allem Stolz auf die jüngst unternommenen hiesigen Bildungsanstrengungen sollte klar sein: Die anderen Nationen sitzen derweil gewiss nicht faul auf dem Hintern, um darauf zu warten, bis wir Deutschen unser Nachholpensum in Sachen Bildung erfüllt haben.

Könnte leicht sein, dass wir uns gehörig abstrampeln, aber dennoch andere Bildungsnationen uns alle paar Jahre wieder zurufen: "Sind schon lange da!" Anlass für solchen Pessimismus bietet der in Deutschland unterdurchschnittliche Anteil von Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt. Meint: Wir geben einfach weniger Geld für Bildung aus als andere Länder. Für eine Nation, die erheblichen Nachholbedarf hat, ist das ein ungesundes Faktum. Mindestens ebenso ungesund ist, was der OECD-Bericht hinsichtlich der Akademiker dokumentiert: Während sich im Länder-Durchschnitt der Anteil von Hochschul- und Fachhochschulabsolventen an einem Jahrgang von 27,5 auf 38,4 Prozent erhöht hat, stieg er in Deutschland nur von 19,3 auf 20,6 Prozent.

Hier holt uns ein, was bereits mehrere Studien dem deutschen Bildungswesen als ein Grundübel attestierten: In Deutschland geht Auslese vor Förderung und ist soziale Durchlässigkeit gerade keine Primäreigenschaft des Systems. Man mag dazu seine Überzeugungen haben oder seinen Ideologien frönen, die Ergebnisse der internationalen Vergleichsstudien kommen in dieser Frage indes auf einen ganz simplen gemeinsamen Nenner: Es gibt in Deutschland zu wenige Abiturienten, zu wenige Studenten, zu wenige Akademiker, um den fachlichen und geistigen Anforderungen der näheren, erst recht der ferneren globalen Zukunft gerecht zu werden. Dagegen hilft nun nichts, außer: mehr und bessere Bildung für a l l e - koste es, was es wolle.

Andreas Pecht
 
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