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2006-08-23 Kommentar:
In Sorge um das „blaue Gold“

Zur 16. Weltwasser-Konferenz in Stockholm
 
ape. Wie in den 15 Jahren zuvor, sitzen jetzt wieder Experten aus 100 Ländern in Stockholm beisammen, um über ein immer dringlicheres Problem zu beraten: Das Lebenselixier (Süß-)Wasser wird knapp. Jeder dritte Erdenbewohner leidet unter Wassermangel; mehr als eine Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Wasser; täglich sterben etwa 10 000 an Krankheiten, die durch schmutziges Trinkwasser verursacht werden; der Zugriff auf Wasser belastet verstärkt die Beziehungen zwischen Nachbarländern. Während die Vereinten Nationen einmal mehr Alarm schlagen, lamentiert manch hiesiger Wasserwerker: Die Deutschen sparten so arg am Wasser, dass die Rohrnetze nicht mehr hinreichend durchspült würden.
 
Wie bei der Geburtenrate, so gibt es auch beim Wasser erhebliche Ungleichgewichte auf der Welt. Global gesehen, sind Überbevölkerung und Wassermangel Hauptprobleme.  Deutschland grämt sich derweil über „Unterbevölkerung“, und kann die eigene Wasserversorgung nicht in der Krise sehen. Die seit den 1960ern ausgebaute Abwasserklärung sowie das seit Jahrzehnten wachsende Wassersparbewusstsein haben Wirkung gezeigt hier zu Lande.

Was der Klimawandel für die künftige Wasserversorgung bedeutet, lässt sich erst in Ansätzen erahnen. Bekannt ist indes seit längerem, dass intensive Feldbewässerung die regionale Wassersituation erheblich beeinträchtigen kann. Je höher die Verdunstungsrate, umso schwerer die Folgen für dauerberieselte Böden, Reservoirs und Grundwasser. Die Obst- und Gemüseanbau-Zentren etwa in Baden und der Pfalz kennen dieses Problem, seit Feldberieselung dort quasi Standard geworden ist. Noch ungleich stärker sind die negativen Wirkungen der Intensivberegnung von Äckern und Plantagen in trockeneren und heißeren Gebieten etwa am Mittelmeer, in Afrika oder Amerika.

78 Prozent des Verbrauchs an Süßwasser der ständig wachsenden Weltbevölkerung gehen in die Landwirtschaft – weshalb ein Deutscher täglich zwar 124 Liter Wasser direkt verbraucht, darüber hinaus aber 4000 Liter beansprucht, die für die Produktion seiner Nahrungsmittel in aller Welt aufgewandt werden. Die agrarindustrielle Herstellung eines Kilo Fleisches verbraucht 10 000 Liter Wasser. Der diesjährige Träger des Stockholmer Wasserpreises erklärte deshalb auch, man habe es mit keiner Wasserkrise zu tun, sondern mit  „ungeheurem Missmanagement von Wasser“.

Dazu gehört die Dummheit, Jahrtausende bewährte Wassersammeltechniken dem (teuren)  „Fortschritt“ zu opfern. Dazu gehört, den Feldern immer größere Mengen Frucht abpressen  zu wollen oder zu müssen. Dazu gehört die Zerstörung wasserspeichernder Bodenschichten und Wälder, die Versteppung überbeanspruchten Acker- und Weidelandes. Dazu gehört vielerorts noch immer der Missbrauch von Trinkwasser als Abfallentsorgungsmedium. Dazu gehört kurzsichtiges Profitdenken, das sich für Aufbau und langfristige Pflege kollektiver Wasserversorgungssysteme nicht interessiert. … So vielschichtig die Ursachen für den globalen Wassermangel sind, so vielfältig müssen die Gegenmaßnahmen sein. Wassersparen in deutschen Badezimmern bleibt löblich. Reichen wird das nicht, soll der Schatz des „blauen Goldes“ der Wohlfahrt aller Menschen dienen, statt Streitfall zwischen vielen zu werden.     
Andreas Pecht
 
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