Kritiken Musik
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2006-07-20 Konzertkritik:
Fordernder Abend mit dem
Vogler Quartett und Raiskin in Braubach

 
Zweites hochkarätiges Kammerkonzert bei Mittelrhein Musik Momenten 2006
 
ape. Braubach. 
Die Barbarakirche zu Braubach hat musikalisch etwas Tragisches an sich. Ihre Raumakustik ist für Kammer- und klein besetzte Vokalmusik ein Traum: Trocken genug für optimale Durchhörbarkeit, und doch schafft eine Prise Nachhall sonore Tonwärme. Ein Handicap indes verhindert den Aufstieg des Kirchleins in die 1a-Klasse der Kleinkonzert-räume: Die Bahn, die keine 20 Meter entfernt alle paar Minuten einen Zug durchs Musikerlebnis rattern lässt.

Das ist die ewige Krux für Leben und Kulturleben der Mittelrheiner. Man muss sich dreinfinden – dann bleibt auch das zweite Braubacher Kammerkonzert im Rahmen des diesjährigen MMM-Festivals in guter Erinnerung. Trat beim ersten Daniel Raiskin als Bratscher mit seinem  Trio „Belcanto Strings“ auf
(siehe ∇ Raiskin stellte sich mit Streichtrios ),
so wirkte der Chefdirigent der Rheinischen Philharmonie nun als Gast beim renommierten Vogler Quartett mit. Wem  beide Konzerte vergönnt waren, der durfte einmal mehr das Phänomen des Dimensionssprunges vom Trio zum Quartett bestaunen. Nur ein Instrument, nur eine Stimme mehr – und doch macht das den grundlegenden Unterschied zwischen drei miteinander musizierenden Solisten und vier zum Miniorchester verschmelzenden Musikern.

Bei Anton Bruckners Streichquintett kommt Raiskin als fünfter hinzu. So durch eine schön sich fügende zweite Bratsche aufgestockt, konfrontiert das Ensemble mit einem Werk, das in Teilen schon recht modern klingt.  Die eigentliche Beheimatung Bruckners im sinfonischen Bereich ist unüberhörbar,  die dramatischen Zuspitzungen der Ausführenden  unterstreichen das noch.

Etwas irritiert: Anfangs gibt das Vogler Quartett das  Streichquartett C-Dur KV 157 vom 17-jährigen Mozart in  beinahe puristischem Streben nach Klangreinheit. Aus kontrollierter Schlichtheit und konzentriertem Stimmausgleich schälen sich dabei im Adagio fast wie von selbst erstaunliche Tiefen heraus. Bei Schumanns Quartett F-Dur op. 41,2 und dem Bruckner ist Klangreinheit dann kein Primärmerkmal mehr. Das Spiel um Affekte und Effekte tritt in den Vordergrund – und das mit so viel Furor, dass der Zusammenklang bisweilen in etwas sperrige Schwebungen hineinschlittert. Dennoch verdient:  Stürmischer Beifall für einen hochkarätigen, das Publikum durchaus fordernden Abend.
 
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