Kritiken Musik
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2006-06-22 Konzertkritik:
Das künstlerische "Golden Age"
im elisabethanischen England

RheinVokal-Festival mit Flanders Recorder Quartett und Dorothee Mields
 
ape. Koblenz. Mit den vier Flöten des Flanders Recorder Quartets und der Singstimme von Dorothea Mields führte das RheinVokal-Festival ein in die künstlerische Blüte des elisabethanischen Englands. „Golden Age“ werden diese Jahrzehnte des 16. und frühen 17. Jahrhunderts genannt, deren literarische Galionsfigur Shakespeare ist, deren musikalische Höhe mit Namen wie John Dowland und William Byrd verbunden wird. Die dort entwickelte kongeniale Verbindung zwischen Poesie und Musik stand im Mittelpunkt des ebenfalls  „Golden Age“ betitelten Konzerts in der Koblenzer Basilika St. Kastor.
 
Verblüffender Effekt: Die vier Originalflöten aus der Sammlung von Heinrich VIII. klingen zusammen, als spielte die Orgel in ihren holztönigen Registern. Die über mannshohe Bassflöte im Quartett erinnert auch optisch an die physikalische Verwandtschaft zwischen Orgel und Flöte. Verglichen mit modernerer Musizierpraxis, spielt das historisierende Ensemble überwiegend in sehr tiefer Instrumentierung, von der Tenorlage bis hinab zum Contrabereich. In wunderbarem Kontrast erhebt sich darüber dann der sängerische Sopran.

Vorwiegend von Natur und Melancholie handeln die rund 20 Stücke des Abends, die von  Madrigalen und altenglischen Musikformen bis zu italienisch beeinflussten Tänzen reichen. Innerlichkeit bis hin zur Wehmut dominiert das Konzert atmosphärisch: Einer einsamen Seele oder Engelsstimme gleich geistert der kristallklare, vom opernhaften Effektvibratio völlig befreite Sopran der Dorothee Mields durchs gewaltige Gewölbe der Basilika. Ein für diese Besetzung akustisch gefährlicher Raum, weil die Töne sich hallend selbständig machen  und ihre Schwebungen zu unkontrollierten Verwicklungen neigen. Es spricht für die Hochkarätigkeit der Musiker, dass sie die Überakustik teils gezielt ausnutzen, teils geschickt abfangen. Wie Mields ihre Stimme mal bewusst deckelt, dämpft, dann wieder die Töne ungehemmt sich im Kirchenschiff auftürrmen lässt, ist ein Faszinosum.

Die belgischen Flötisten stehen ihrer Dame in solcher Kunst nicht nach. Allerdings haben sie ihre instrumentalen Grenzen. Es gehört zum Wesen altenglischer Musik, dass die Instrumente dem Gesang gleichberechtigt sind. So schreiten, eilen, wirbeln die diversen Stimmen in kontrapunktischer Komplexität voran – und was schon unter Idealbedingungen schwer zu durchhören ist, verliert sich in der riesigen Basilika streckenweise im Ungefähren. Was bleibt, ist ein schönes Gesamterlebnis. Verloren ging indes doch manch kunstvolles Detail, wofür die Musiker nichts können. Man hätte den fünfen einen kleineren Raum geben sollen.
 
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