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2006-04-20 Kommentar:
Der Verlierer will Sieger sein

Zur nur scheinbar abstrusen Strategie von Silvio Berlusconi
 
ape. Sie mögen für die Betroffenen schmerzhaft sein, für  Demokraten sind sie dennoch  normal und deshalb mit Würde durchzustehen: die Augenblicke des Machtwechsels nach verlorener Wahl. Eine Träne im Knopfloch, ein Frosch im Hals, das ja. Ansonsten aber nahmen zuletzt etwa die Bundes-Grünen oder unsere Landes-Liberalen aufrecht und mit Anstand auf der Oppositionsbank Platz. Nicht so in Italien der Herr Silvio Berlusconi.
 
Das dortige Wahlergebnis war denkbar knapp, zugegeben. Aber nach heftigem Gezerre musste Berlusconis eigener Innenminister einräumen: „Wahl verloren“. Zuletzt erklärte auch das oberste Gericht Italiens die Wahlen für ordnungsgemäß und Romano Prodi damit zum Sieger. Und was tut Berlusconi? Er lamentiert von „Wahlbetrug“ und „Unregelmäßigkeiten“, will weiter das Wahlergebnis anfechten. „Der Mann kann nicht verlieren“, erklärte Prodi, und hat damit sicher recht. Wie sollte einer das auch können, der seine Präsidentschaft nach der absolutistischen Herrscherformel „Der Staat bin ich“ gestaltete.

Indes, der Medienmogul  ist zwar eitel, macht- und geldgierig, aber nicht dumm. Berlusconis Gezeter verfolgt einen psychologischen Zweck: Den Wahlsieg der Mitte-Links-Koalition als Ergebnis einer vermeintlich halbseidenen Stimmauszählung madig machen. Prodi zugleich eine Große Koalition anzubieten sowie obendrein mit obstruktiver Totalopposition zu drohen, ist weniger absurd, als es vielleicht scheinen mag.

Die schmutzige Strategie zielt auf die mannigfachen Bruchnähte in Prodis bunter Koalition, die sich von Liberalen über Grüne bis zu den Kommunisten erstreckt. Prodis Regierung dürfte ein empfindliches Konstrukt werden, und das in einem tief gespaltenen Land mit gewaltigen Problemen. Eben darauf spekuliert Berlusconi. Seine Devise: Entweder ihr nehmt mich mit ans Steuer des Regierungsbootes, oder ich schieße euren schwächlichen Kahn in Klump, noch bevor er richtig Fahrt aufnimmt.

Zwei Dinge könnten Berlusconi einen Strich durch die Rechnung machen. Erstens lässt seine Koalitions-Offerte an die Linken schon jetzt Teile des eigenen Rechtsbündisses vor Wut schäumen. Zweitens möchten ihm die Italiener übel nehmen, dass er angesichts der Nöte des Landes so einen unwürdigen Zirkus veranstaltet. Aber was kümmert Berlusconi Italien, er hat ja sich.

(Siehe zu Berlusconi auch   Kommentar 2005-04-19 )
 
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