Thema Politik
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2006-01-26: Kommentar
Mitgliederschwund beim
Deutschen Gewerkschaftsbund
 
ape. Das Tempo des Mitgliederschwundes hat im vergangenen Jahr etwas abgenommen, aber die Schrumpfung des Deutschen Gewerkschaftsbundes setzt sich fort. 6,8 Millionen Menschen sind derzeit Mitglied einer DGB-Gewerkschaft, rund neun Millionen waren es zu Glanzzeiten - in Westdeutschland allein. Diese Entwicklung lässt sich auf ein Kernproblem zurückführen: Unsere Gewerkschaften taten und tun sich noch immer schwer mit dem stürmischen Gang der kapitalistischen Dinge.
 
Dieses Kernproblem fächert sich in drei grundlegende Schwächen auf. Erstens haben sich die Gewerkschaften nie richtig auf dauerhafte Massenarbeitslosigkeit eingestellt. Ihre Klientel sind Beschäftigte. Arbeitslosen stehen sie zwar solidarisch, aber ratlos zur Seite. Zweitens kleben die Gewerkschaften an großen Betrieben und traditionellen Unternehmensformen. Es mangelt an Strategien für den Umgang mit zersplitterten Unternehmen sowie den zahllosen im Zuge des so genannten Outsourcing entstandenen Kleinfirmen. Drittens, und das wiegt schwer, haben die Gewerkschaften es versäumt, auf die globale Strukturierung der Kapitalseite entsprechend zu reagieren. Internationalen Unternehmen ist mit nationalen Arbeitnehmerorganisationen halt nicht beizukommen. Es waren die europäischen Hafenarbeiter, die unlängst in multinationaler Gemeinsamkeit vorexerzierten, in welche Richtung sich ein Teil gewerkschaftlicher Praxis künftig zu orientieren hat.

Es gibt Leute, die Gewerkschaften für überflüssig halten, die sich über ein Schwinden der Bedeutung des DGB freuen. Lässt man mal alle Ideologie beiseite, könnte das auf längere Sicht unklug gedacht sein. Anders als in anderen Ländern artete in der bundesrepublikanischen Vergangenheit das Armdrücken um Löhne und Arbeitsbedingungen kaum je in wilde Klassenkampf-Tumulte aus. In weitgehend geordneten Bahnen wurden von beiderseits starken und selbstbewussten Tarifparteien die Preise für Arbeit jeweils neu ausgefochten, vor allem ausgehandelt. In diesem Sinne waren die deutschen Gewerkschaften Garanten für zivilen Umgang miteinander selbst bei scharfen Interessenskonflikten - die auch in Zukunft unausweichlich wiederkehren werden.

Sozialer Friede ist gesellschaftlich ein Wert an sich, wirtschaftlich ist er Geldes wert. Sozialer Friede setzt allerdings gleiche Augenhöhe der Kontrahenten voraus - weshalb ein allzu arges Schwächeln der Gewerkschaften eher kein Grund zur Freude sein sollte.
 
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