Kritiken Theater
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2005-05-23: Ballett
Schläpfer tanzt zu neuen Formen
Kontrastreiche Premiere beim ballettmainz
 
ape. Mainz. Am Ende der Premiere von Programm XVIII beim ballettmainz umarmten sich unter tosendem Applaus Altmeister Hans van Manen und Jungmeister Martin Schläpfer. Der niederländische Choreograf hat der Mainzer Compagnie die Deutsche Erstaufführung seiner Arbeit "Monologue, Dialogue" anvertraut und damit ein neues Kapitel in der bewährten Zusammenarbeit aufgeschlagen.
 
2003 vom Netherlands Dance Theater uraufgeführt, ist "Monologue, Dialogue" bei den drei ausführenden Paaren der Schläpfer-Truppe bestens aufgehoben. Zu Musik aus Bachs Goldberg-Variationen, dem Wohltemperierten Klavier und Scarlattis 8. Klaviersonate entfaltet sich ein Gefüge aus Frauen-Soli (Monologues) und Pas de deux (Dialogues). Der Tanz folgt der musikalischen Struktur, fügt ihr indes eigene Tiefen hinzu. Eine faszinierende Arbeit, in ihrer Genauigkeit von fast klassischer Ausstrahlung.

Dass Hans van Manen schon vor mehr als 30 Jahren ein Großer des Balletts war, zeigt in Mainz seine 1971er-Choreografie zu Beethovens "Großer Fuge". Vier Frauen in "Unterwäsche", aber mit kunstvollen Frisuren, stehen vier Männern in langen schwarzen Röcken gegenüber. Musikalische Kontraste werden zu szenischen: Wucht und Kraft im Mannes-, Weichheit und Anmut im Frauenausdruck - erst nach Geschlechtern getrennt, dann zusammenfließend zu teils aggressiven, erotischen Paartänzen zwischen Neoklassik und Modern Dance.

Als scharfer Kontrast zu den beiden Arbeiten des Niederländers steht im Zentrum des Abends die Uraufführung von Martin Schläpfers Choreografie "Tanzsuite" zur gleichnamigen Musik des Neutöners Helmut Lachenmann. Das Erstaunlichste ist, wozu diese enervierende, anstrengende, aufs erste Hören völlig undurchsichtige Klangcollage den Ballettchef inspiriert hat: zu einem Kaleidoskop von überaus pointierten, skurrilen, ja humorigen Figuren, Szenen, Tableaus.

Schläpfer erschließt sich mit "Tanzsuite" einen für ihn eher neuen Formen- und Ausdruckskanon. Vor abstrakten "Bildstörungs"- Videos agieren Tänzer erst in grell pop-farbenen, dann schwarz-weiß-grauen Dresses. Sie zucken, zappeln, trampeln, schlurfen. Sie schmusen und sie prügeln sich. Sie spielen zu zweit, zu dritt unernste oder ernste Spiele miteinander, sammeln sich zur Po-Wackel-Parade oder tanzen wie Engel im Himmel ein Hosianna. Schwierigste Figuren und akkurateste Synchronisationen kommen in größter Leichtigkeit daher. Ein herrliches Tanzwerk - wäre da nicht die Überanstrengung der Ohren.
 
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