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2005-02-17:
Er kümmert sich jetzt um Frauen-Gefühle
Betörendes Werk
 
ape. "Die einzige Zukunft ist für Updike die innere Landschaft des Updike-Mannes" zitiert der Klappentext des Romans "Gegen Ende der Zeit" einen Kritiker. Mit seinem jüngsten Werk, "Sucht mein Angesicht", scheint John Updike diese und andere Zuweisungen aushebeln zu wollen, die ihn zum kritischen Chronisten alternder Männlichkeit erklärten.
 
Zentralfigur ist eine Frau, die 79-jährige Hope Chafetz. Die Rahmenhandlung besteht aus einem Interviewnachmittag, den die selbst malende Muse und Gattin amerikanischer Maler der jungen Kunstjournalistin Kathryn D"Angelo gewährt. Die alte, auf dem Land lebende Hope erzählt der "lästigen jungen Frau" von Zack, ihrem rüden, versoffenen, tragischen, genialischen ersten Mann. Zack ist ein Pseudonym für den Maler Jackson Pollock; dessen Nachfolger in Hopes Armen, Guy, eine wohl aus Aspekten von Robert Rauschenberg, Roy Lichtenstein und Andy Warhol zusammengesetzte Figur.

Updike lässt uns die US-Kunstgeschichte durch die Augen Hopes als Männergeschichte sehen. In den Bars verteufeln sie Anerkennung als Korrumpierung, doch zugleich verzehren sie sich danach. Zack gierte nach Unsterblichkeit, indem er wie besessen versuchte, bildlich auszudrücken, "was ein Maler fühlte. Guy ging es eher um das, was der Betrachter sah."

Anstrengend an diesem Roman sind für Unkundige die mannigfachen Rückgriffe auf Kunstdiskurse in der amerikanischen Szene. Betörend wird das Buch indes durch eine unterschwellig fortschreitende Vermenschlichung. Kunsttheorie und Kunstgeschichte werden zur individuellen Biografie im Spannungsgefüge zwischen ästhetischer Revolution, amerikanischer Bohème und spießiger Konvention. Zack, der Kunstumwälzer und Raufbold, besteht auf kirchlicher Trauung. Guy, in dessen Atelier die Joints kreisen und die Liebe frei ist, betreibt Kunst und Familie wie ein Geschäftsmann.

Updike bleibt in Teilen beim großen Thema seiner späten Jahre: dem Altern, dem Leben-Dürfen in Zurückgezogenheit von einer bekloppten Welt, dem Leben-Müssen mit Unpässlichkeiten und näher tretendem Tod. Betroffen ist diesmal allerdings nicht der Updike-Mann, sondern eine Frau. Das Alter lässt Nachsicht in Hopes Erinnerungsarbeit sickern. Dennoch bleibt das Urteil über die Männer unerbittlich: "Leben Sie Ihr Leben", sagt Hope zu Kathryn. Updikes unerwarteter Perspektivenwechsel hat einiges für sich.

Rowohlt, 320 S., 19,90 Euro
 
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