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2005-01-31: Kommentar | |
Erhellender Spott über die Torheit |
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ape.
In Sachen Humor konnte Ephraim Kishon von kompromissloser
Ernsthaftigkeit sein: "Eine humoristische Geschichte ist entweder
amüsant, oder sie ist unausstehlich. Ein Mittelding ist
unvorstellbar. Etwa so wie eine Telefonnummer, die ungefähr
stimmt, oder eine Frau, die ein bisschen schwanger ist." Halbe Sachen
duldete der jetzt 80-jährig verstorbene israelische Autor nicht:
Eben im Gespräch noch von gelassener Freundlichkeit, wurde er bei
der Theaterprobe recht grantig, wenn ungenaues Spiel einer Pointe die
Schärfe nahm. So erlebt 1994, als der mit 43 Millionen verkauften
Büchern weltweit meistgelesene Satiriker sich nicht zu fein war,
am Theater Neuwied sein Stück "Es war die Lerche" zu inszenieren. |
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Dies
Stück ist eine jener Arbeiten, für die wir Kishon so
schätzen. Shakespeares Geschichte von Romeo und Julia wird darin
fortgesponnen in die späten Jahre des hier nicht umgekommenen,
sondern lebenslänglich verbandelten Paares. Die größte
Lovestory der Welt heruntergebrochen auf 30 Ehejahre, auf
Kartoffelschälen oder nächtliches Behelligen - durch
lauthalses Geschnarche. Ein anderes wunderbares Exemplar Kishonscher
Ironie ist die Geschichte von Herrn Blaumilch. Das war jener Irre, der
mit dem Presslufthammer die Straßen seiner Stadt in Baustellen
verwandelte. Weil aber Bürger und Verwaltung fest glaubten, dass
solches überhaupt nur auf offizielle Veranlassung möglich
sei, erfuhr am Ende Blaumilchs Anarchie des Bürgermeisters Weihen. Ephraim Kishon hat die Torheiten des Menschlichen dem Spott überantwortet, ohne dafür ätzende Schärfe, krachlederne Haudrauf-Witzelei oder moralisierende Besserwisserei zu bemühen. Das war seine hohe Kunst - die in Deutschland wohl mehr gebraucht wurde als bei ihm daheim. |
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