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2004-11-24 Kommentar:
Gemeinsamkeit im geistigen Erbe

Zur europäischen Kulturkonferenz
 
ape. Die Idee ist gut und richtig: Hochrangige Politiker und namhafte Kulturschaffende aus dem EU-Raum beratschlagen miteinander, ob und wie der europäische Einigungsprozess kulturell flankiert, ja grundiert werden kann. Die Sache ist wichtig, denn weder staatspolitische noch militärische Kooperation, erst recht nicht wirtschaftlicher Verdrängungswettbewerb können hinreichend stiften, was eine Gemeinschaft unbedingt braucht: Verständigung über Gemeinsamkeiten im Geiste und im Herzen. Ohne derartige Verständigung entstehen Leerstellen - die von kurzatmigen "(Rück-)Besinnungen", altbackenen Ressentiments oder schrägen Ideologien besetzt werden.

Europa muss sich verständigen darüber, dass es eine Rechts- und keine Glaubensgemeinschaft ist. Es muss sich erinnern, dass seine Wurzeln in der christlichen wie der jüdischen, der antiken wie der aufklärerischen Kultur gleichermaßen liegen. Das Denkgebäude des "alten Europa" ist ein verzweigter Bau, in dem seit den kontinentweiten Verheerungen durch die Religionskriege als oberste Regel gilt (hätte gelten sollen): In diesem Hause tut der Eine dem Anderen der Religion, Kultur, Hautfarbe, Herkunft wegen kein Leid mehr an; in diesem Hause kann jeder glauben, was er mag, und sei es gar nichts. Wenn schon von "Leitkultur" die Rede sein muss, dann in diesem Sinne - gültig und verpflichtend für jeden Mann und jede Frau, die hier leben.

Zu wenig Gemeinsamkeit? Wo bleiben da Ethnie, Heimatliebe, Nationalstolz? Das eben ist es ja: All die oft mit schrecklichen Folgen missbrauchten Faktoren echter oder vermeintlicher Unterschiedlichkeit könnten im europäischen Haus von jedem gelebt werden - in Respekt auf gleicher Augenhöhe. Größeres, Bedeutenderes kann es kaum geben. Künstler verfahren seit Jahrhunderten so: Denn Begegnung, Austausch, Zusammenarbeit mit Nachbarn und Fremden ist geradezu Lebensbedingung für Kunst. Weshalb die Einbeziehung der Kulturschaffenden dem europäischen Einigungsprozess nur gut tun kann. Und der neuerlichen deutschen Diskussion um "Leitkultur" und Nationalstolz auch.
 Andreas Pecht
 
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